Saale-Bade-Fest als Werbung für saubere Flüsse

von 5. September 2010

Ein bisschen Regen gab es, etwas Sonne, frische Temperaturen. Alles nicht zuträglich für ein Bad im Freien. Und dann noch im Fluss. Doch es war nicht das Wetter, was die Badenden vom Sprung ins Wasser abhielt. Es war die Wasserqualität. Die starken Regenfälle der letzten Wochen haben die Qualität der Saale drastisch verschlechtern lassen. Die Saale ist durch die fehlende Trennung von Schmutzwasser und Regenwasser bei der halleschen Abwasserentsorgung mit Keimen belastet, weil es bei starken Regenfällen zur Einleitung von verschmutztem Mischwasser in die Saale kommt. Deshalb musste schon das Saaleschwimmen vor einer Woche abgeblasen werden.

Doch echte Protestler nehmen einiges in Kauf. Und so fand auch der 1997 erstmals durchgeführte Saale-Bade-Tag statt, wenn auch so gut wie auf dem Trockenen. An einem kleinen Wasserspielplatz durften die Kinder sich aber ausprobieren, die Erwachsenen stiegen fürs Fotos kurz zumindest mit den Füßen ins Wasser.

Stattdessen genoss man in Liegestühlen die Sonne und informierte die zahlreichen Spaziergänger auf der Ziegelwiese. Denn das Ziel des Flussbadetages und der Initiative “Die Saale” ist es, für saubere Flüsse zu kämpfen. “Wir wollen, dass die Saale sauberer wird und wir wollen die Bevölkerung aufklären”, so Kathrin Schneider von der 1992 gegründeten Initiative. “Das Geld für den Saalekanal sollte lieber für saubere Flüsse eingesetzt werden”, meinte sie und nannte beispielhaft eine Quecksilberreinigung der Mühlsaale sowie den Bau von Fischtreppen, damit Wanderfische auch wieder in der Saale leben können. Das ist derzeit durch Staustufen und Schleusen nicht möglich. Außerdem fordert eine EU-Richtlinie, den Schadstoffgehalt der Flüsse zu senken. Irgendwann soll dann wieder dauerhaft in der Saale gebadet werden können, hofft man bei der Initiative.

Die grüne Europaabgeordnete Ska Keller und Ernst Paul Dörfler vom BUND bekräftigen noch mal ihre Kritik am geplanten Saalekanal. Dieser zerstöre die Natur, meinte Keller. Dörfler erklärte, hier werde ein Projekt “ohne Bedarf und Sinn geplant.” Der Kanal werde mit 150 Millionen Euro viel teurer als vormalige Aussagen. Große Frachtschiffe könnten die Saale auch nach dem Bau nicht befahren, weil sie an der Elbe nicht weiterkommen würden, so Dörfler. Es bestehe die Gefahr, dass die größte Investruine Ostdeutschlands entstehe. “Wir können den Kanal nur noch politisch, nicht mehr rechtlich verhindern.” Dörfler hofft aber noch, den Beginn des Planungsprozesses – der allein schon 10 Millionen Euro verschlingen soll – zu verhindern. Denn es bestehe die Gefahr des Automatismus. “Wenn geplant wird, wird auch gebaut”, so Dörfler – weil das Wasserstraßenneubauamt derzeit keine anderen Bauprojekte habe und für Prüfung, Planung und auch Genehmigung zuständig sei. Der BUND-Experte hofft deshalb auf stärkere Wortmeldungen der Fischer und Angler.

Die Befürworter des Saalekanals, unter anderem die Stadtwerke Halle als Betreiber des Hafens Halle, gehen hingegen von einem Bedarf für Schifftransporte aus. Sie sind zudem der Meinung, dass der Kanal wirtschaftlich sei. Das wiederum wird von den Gegnern angezweifelt.