Sachsen-Anhalt gibt kein Geld mehr für Selbsthilfegruppen

von 26. Januar 2012

Krebs, Rheuma, Behinderungen, Alkoholiker … für viele Krankheiten gibt es auch in Halle (Saale) Selbsthilfegruppen. Hier finden sich Betroffene und Angehörige zusammen, um Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig Kraft und Unterstützung zu geben. Doch für Sachsen-Anhalt ist diese Arbeit nichts Wert. "Keine Pflichtaufgabe", heißt es vom Landesverwaltungsamt. Und deshalb wurde die finanzielle Unterstützung für 2012 gestrichen.

„Während in den letzten Jahren diese ohnehin geringe Förderung ehrenamtlichen Engagements schon scheibchenweise gekürzt wurde, zieht sich das Land nun ganz aus der Verantwortung“, kritisiert Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg. Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland sieht in dieser Entscheidung „vor allem einen Mangel an Weitblick. Wer heute das bestehende Netz an Selbsthilfegruppen für suchtkranke Menschen schwächt, nimmt steigende Behandlungskosten im Gesundheitssystem in Kauf. Selbsthilfegruppen unterstützen nachweislich die Entwöhnungsbehandlung und Genesung und helfen, Lebenskrisen zu bewältigen. Demnächst übernimmt wohl wieder der Arzt“, befürchtet Diakoniechef Grüneberg.

Die Suchtselbsthilfe ist für hilfesuchende Menschen da, die aus eigener Ansicht ihre Abhängigkeit überwinden wollen. Selbsthilfe bedeutet, sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen, eigenverantwortlich zu handeln, gemeinsam mit anderen Betroffenen Probleme zu lösen. Die Suchtselbsthilfe- und Abstinenzgruppen bieten Vor- und Nachsorge für Betroffene und deren Familien. Die Selbsthilfe ist eine Ergänzung zu professionellen Hilfeangeboten und stellt einen wichtigen Bestandteil des Sozial- und Gesundheitssystems dar. Die ehrenamtliche Arbeit in den Selbsthilfegruppen entlastet die Kranken- und Rentenkassen. „Freiwillige soziale Leistungen sind keine Freizeitvergnügung, sondern sinnvoll und notwendig“, sagt Eberhard Grüneberg

Mit der bisherigen finanziellen Förderung des Landes konnten die Selbsthilfegruppen suchtkranke Menschen in Krankenhäusern auf ihre Hilfe aufmerksam machen, Gruppenangebote organisieren und als Bindeglied zwischen dem beruflichen und privaten Alltag des Suchtkranken den Kontakt während der Entwöhnungsbehandlung aufrecht erhalten.

Eine Selbsthilfegruppe hilft erfolgreich soziale Kontakte und neue Perspektiven zu finden, Isolation zu überwinden, freie Zeit zu gestalten und den Gesundungsprozess zu gestalten. Unter dem Dach der Diakonie Mitteldeutschland sind 57 Selbsthilfegruppen in Sachsen-Anhalt tätig.