Sachsen-Anhalt lässt Quereinsteiger im Dunkeln

von 17. Oktober 2017

Sachsen-Anhalts Landesregierung stand in Sachen Lehrernachwuchs lange auf der Bremse. Obgleich sich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein pädagogisches Institut befindet, das wegen seiner hohen Qualität bundesweit anerkannt ist, fanden viele Absolventen ihre berufliche Zukunft in anderen Bundesländern, bevorzugt in westlichen.

Um den Notstand zu beheben, hat sich das Ministerium in Magdeburg schließlich dazu durchgerungen, Quereinsteiger zuzulassen. Allein der Gedanke daran, dass Menschen ohne lange Lehramtsstudien nun Lehrer werden können, richtet bei nicht wenigen Lehrern die Nackenhaare auf. Aus ihrer Sicht ist das unfair, doch was tun in der entstandenen prekären Lage? Sachsen-Anhalt hat die Stellenausschreibungen, zuletzt am 15. September 2017, etwas geöffnet, doch offenbar nur halbherzig. Denn potenzielle Quereinsteiger sollen keine Initiativbewerbungen abschicken, sondern sich auf Stellenausschreibungen bewerben. Diese Ausschreibungen lasen sich zuletzt jedoch noch immer wie reine Klientelpflege. Für Quereinsteiger war kaum ersichtlich, wo für sie ein Quereinstieg überhaupt möglich ist und was auf sie zukommt.

Klar scheint jedenfalls, dass Quereinsteiger so oder so und je nach Grundvoraussetzungen mehr oder weniger nachgeschult werden müssen, um den Schuldienst komplett aufnehmen zu können. Allein Sachsen-Anhalt blendet das völlig aus und meint, die Neulehrer im laufenden Schulbetrieb quasi nebenbei integrieren zu können.Anders im benachbarten Freistaat Sachsen. Dort setzen die Verantwortlichen zwei Jahre berufsbegleitende Kurse an, um die notwendigerweise bestehenden Lücken systematisch zu schließen.

Im neuen Studienjahr 2017/2018 haben sich an der Universität in Halle 700 Neulinge für das Lehramt eingetragen (Hallelife berichtete). Bis sie ihr Studium absolviert haben, vergehen jedoch mindestens fünf Jahre und weitere bis zu zwei Jahre Referendariat schließen sich an. Da der Lehrkörper allgemein überaltert ist, stehen die Chancen für die Zukunft der neuen Lehrer gut. Für den aktuellen Engpass kommen sie freilich zu spät.