Schluss mit lustig auf der Ziegelwiese

von 20. April 2016

Nach dem Abschluss des Gymnasiums treffen sich dort alle Absolventen der Stadt zur Party auf dem Gelände zwischen Saale und Fontäne. Zu ihnen gesellen sich dann offenbar noch zahlreiche weitere Menschen, die einfach mal die Sau rauslassen wollen ohne Rücksicht auf Verluste. Man wohnt ja hier nicht und den Dreck räumen andere weg. Diese unhaltbaren Zustände dürfen nicht weiter hingenommen werden. Lärmende Massenansammlungen, nach denen es aussieht wie in Augias Stall, müssen im gesamten Grünzug entlang der Saale endgültig verboten werden.

Wenn Zusammenkünfte derart ausufern, noch dazu an einem so schönen Platz Mitten in der Natur, wo sich nicht zuletzt Familien, Freizeitsportler und Senioren gerne – und nebenbei auch etliche sensible Tiere – aufhalten, muss gegen Umweltfrevel jeglicher Art durchgegriffen werden. Dabei ist schon fast unerheblich, wie groß der Anteil der Abiturienten an der alljährlichen Schweinerei namens Abi-Fete ist. Wenn derartige Zusammenkünfte unbedingt sein müssen, dann doch bitte irgendwo am Rande der Stadt, wo nichts zu Schaden kommen kann. Im Interesse von Ordnung und Sicherheit wären am Ende jedoch nur Großraumdiskotheken geeignete Feierorte.

Wie lange will Halles Stadtverwaltung dem Treiben eigentlich noch zusehen? Wegen 16 ausländischer Jugendlicher sind der OB und sein Stab innerhalb weniger Tage Tatü-tata zur Stelle, aber auf der Ziegelwiese gilt „the same procedure as every year“. Man fragt sich, warum Ordnung und Sicherheit Chefsache sind, wenn so etwas dabei herauskommt und das nicht zum ersten Mal. Wiesen samt Fontäne zugemüllt, überquellende Papierkörbe, Glasscherben, Sachbeschädigungen, Lärm bis in die Puppen. Zur Freiheit gehören Verantwortung und Grenzen, denn sonst ist die Freiheit am Ende die Freiheit der einen zulasten der anderen. Die Verantwortung liegt bei den Jugendlichen, ihren Eltern, der Stadtverwaltung, der Polizei und der Gesellschaft, die zu oft wegsieht und zu viel toleriert und desinteressiert ignoriert. Die Verrohung der Sitten ist – leider – weit fortgeschritten.

Doch muss man sich beispielsweise über die Schändung der Natur wundern, wenn die Stadtverwaltung nur kurz zuvor ganze Grünzüge niedermähen lässt? Für eine Stadt, die sich mit dem Namen Händels schmückt und den Anspruch erhebt, eine Kulturstadt zu sein, sind nicht zuletzt die Abi-Feten, wie sie zuletzt gelaufen sind, eine Schande und das umso mehr, als Abi-Feiern im benachbarten, etwa doppelt so großen Leipzig, nicht derart ausufern.

Dass Menschen sich gerne treffen, dass sie zusammen grillen wollen, vielleicht ein Bierchen trinken, miteinander spielen, sich messen und necken wollen, ist nicht das Problem. Etliche Menschen machen regelmäßig vor, dass es dabei gesittet und kulturvoll zugehen kann und Mensch, Natur und Tier in friedlicher Nachbarschaft sein können. Es kann am Ende nicht so schwer sein, Mitgebrachtes wieder mitzunehmen, statt es auf Wiesen, Wege, in Gebüsche und Gewässer zu werfen. Damit das endlich funktioniert, sollte Halles Stadtverwaltung „Moderatoren“ vorbeischicken, die präventiv auf die Leute zugehen und die Regeln der gegenseitigen Rücksichtnahme so durchsetzen. Hinterher „Schuldige“ finden zu wollen, ist ebenso schwierig, wie sinnlos.