Schneise der Verwüstung an der Saale

von 16. Mai 2016

Die Radfahrt von Halle-Kröllwitz über Lettin zur Fähre von Brachwitz führt mehrfach an Orten vorbei, wo das Unwetter zugeschlagen hat. Die Unbilden waren von kurzer Dauer, aber großer Intensität. Unweit des Wasserwerks Trotha liegen große Bäume rund um einen verwaisten Hochstand darnieder. Es sieht fast so aus, als wäre der Sturm erst gestern dort gewesen.

In Neuragoczy liegen Hunderte Meter weit Bäume flach und das Grün ist deutlich weniger geworden. Bewohner aus dem Ort erinnern sich noch sehr genau an das plötzliche heftige Wehen, das ihrem Haus die Dachziegel entriss und auch sonst einigen Schaden anrichtete. Der Wind sei so wild gewesen, dass er den Regen, der mit ihm kam, zu einer nebelartigen Wolke zerstäubte. Nach dem Unwetter soll allerdings auch Raubbau im Baumbestand für den traurigen Anblick gesorgt haben, den der Besucher heute von der kleinen Siedlung Neuragoczy hat.

Zu einigen umgestürzten Obstbäumen kommt in Lettin eine verwaiste Gartenanlage hinzu. Der Sturm konnte dort nicht mehr viel holen. Der Anfang vom Ende kam für die Laubenpieper schon im Juni 2013, als die Saale in einem Ausmaß wie seit Jahrhunderten nicht durch das Tal zwischen Halle und Wettin flutete. Im Herbst 2015 kämpften gleichwohl einige Gartenfreunde um den Erhalt der 1932 gegründete Anlage. Im Jahr 2012 schon wurde das Ende der Kleingartensparte Saaletal diskutiert. Im Juni 2015 kam dann in einer Mitgliederversammlung ein offenbar umstrittener Beschluss zustanden, wonach die Anlage aufzugeben sei. In der Begründung für eine Unterschriftensammlung auf openpetition.de, die zwischen Juni und Dezember 2015 für den Erhalt der Anlage lief, war von einem Beschluss die Rede, der nur durch Druck zustande gekommen ist. Dabei hatten einige Gartenfreunde mit viel Einsatz die Schäden des Hochwasser von 2013 gerade beseitigt. Doch nun nutzt die Stadt offenbar den Fluthilfefonds, um eine Anlage zu beräumen, deren Rückbau schon vor dem Hochwasser Thema war. Dazu heißt es in der von Mario Fruht veröffentlichten Petition: “Die beantragten Fördergelder von 4,2 Mio Euro sind meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Uns wäre geholfen, die Pacht für die leeren Gärten als Überbrückungshilfe zu übernehmen. Es wären zirka 20.000 Euro und keine 4,2 Millionen Euro. Wir hätten eine Chance, als Verein zu überleben.”