Schülershof-Träume vorerst geplatzt

von 1. März 2010

Es waren große Pläne, die die Hallesche Wohnungsgesellschaft HWG mit dem Plattenbauviertel Schülershof in der Innenstadt vorhatte. Vor anderthalb Jahren präsentierte das Wohnungsunternehmen seine Pläne zur Umgestaltung. Im Kern dabei: das 13geschossige Hochhaus, das um einige Etagen gestutzt werden sollte. Der benachbarte lang gezogene Plattenbau sollte saniert und in der Mitte geteilt werden – um neue Wegebeziehungen zum Moritzkirchhof zu schaffen. Die Plattenbauwohnungen im Dachgeschoss sollten kleine Dachterrassen bekommen. Begrünte Höfe sollten zum Verweilen einladen, sogar ein Neubau im Hof für studentische Angebote war vorgesehen.

Pläne, die ad acta gelegt worden. Damit überraschte die HWG selbst die Stadtverwaltung. Denn ursprünglich sollte das Unternehmen nur eine überarbeitete Fassung ihrer Pläne vorlegen, hat nun aber so gut wie alle Punkte gestrichen. Stadtplaner Jochem Lunebach erfuhr selbst erst während der Sitzung von den neuen Plänen. Der Neubau im Hof geht nicht, weil hierfür ein Fernwärmeanschluss verlegt werden müsste. Das wäre mit enormen Kosten verbunden. Auch die Umfeldgestaltung ist passé. Nun sollen nur noch Plattenbau und Hochhaus in geringer Weise saniert werden. Aus Kostengründen, wie Christian Zeigermann von der HWG erklärte. Alles andere werde das Unternehmen finanziell nicht hinbekommen. Stattdessen soll mit der Sanierung die eigentlich notwendige Umgestaltung aufgeschoben werden. In 10 bis 15 Jahren will die HWG das Thema noch einmal aktuell machen.

„Wir müssen den Entwurf unter wohnungswirtschaftlichen Gesichtspunkten akzeptieren“, erklärte Ulrike Poeverlein vom Gestaltungsbeirat. „Aber gestalterisch ist es nicht überzeugend.“ Doch wenn diese Interimslösung schon sein muss, dann möge die HWG doch bitte etwas zurückhaltender agieren und auf die bunte Farbgebung verzichten, empfiehlt das Gremium. Außerdem erwartet der Beirat nun ein Stufenkonzept für die Zukunft des Schülershofs. Denn nach dem die HWG das Projekt nur noch auf das Notwendigste zurückgefahren hat, zieht sich auch die Stadt erstmal aus der Umfeldgestaltung zurück. Für den Beirat verständlich. Es könnte nicht öffentliches Geld verbrannt werden, wenn ohnehin in 15 Jahren noch einmal alles umgeworfen wird.

Immerhin einen guten Punkt fand der Beirat dann doch: die geplante Herabstufung der Hochhauses von 13 auf 7 Etagen. „Damit ist das Haus kein „Störenfried“ mehr und stört die Stadtsilhouette mit den Profanbauten nicht mehr“, freute sich Professor Jürg Sulzer. Kleine Zwei-Zimmer-Wohnungen mit kleiner Küche und kleinem Bad sollen in dem Gebäude entstehen. Und für die HWG hat die Einkürzung auch einen Grund. Mit 7 Etagen fällt das Haus unter die Hochhaus-Grenze und braucht damit keinen zweiten Fluchtweg. Baubeginn: im April.

Deutliche Kritik am Vorgehen der HWG übte Stadtrat Hans-Dieter Wöllenweber (FD). „Damit wird eine innerstädtische Scheußlichkeit zementiert“, sagte er gegenüber HalleForum.de. „Man verpasst eine einmalige Chance, den Bereich neu zu gestalten.“ Das Agieren der HWG verstehe er als Erpressung. Damit werde die Stadt gezwungen, stadtplanerische Maßnahmen um 15 Jahre zu verschieben. Die HWG als städtisches Unternehmen habe eine Verantwortung.

Einstige ambitionierte Pläne, nun zu den Akten gelegt: