Schweinegrippe: 130 Millionen Euro gehen in Flammen auf

von 29. November 2011

(dpa) In einem Müllkraftwerk bei Magdeburg hat am Dienstag die Verbrennung von 16 Millionen Impfdosen des 2009 gekauften Schweingrippe-Impfstoffs begonnen. Bis zum Mittwochmittag sollen 196 Paletten des vor zwei Jahren von den Bundesländern bestellten Stoffes bei 1.000 Grad vernichtet sein. Die Länder waren auf einen Großteil des Impfstoffs Pandemrix sitzen geblieben, weil sich nur wenige Menschen gegen das Virus H1N1 impfen ließen. Mittlerweile ist das Haltbarkeitsdatum abgelaufen. Der Impfstoff hatte einmal einen Wert von 130 Millionen Euro.

Zur Vorbeugung gegen die Schweinegrippe hatten die Bundesländer 2009 beim britischen Konzern GlaxoSmithKline 34 Millionen Impfdosen im Wert von 283 Millionen Euro gekauft. Davon blieben 28,7 Millionen übrig, weil die Infektionen milder verliefen als zunächst befürchtet und viele Menschen Angst vor den Nebenwirkungen der Impfung hatten. Die Impfquote lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) je nach Bundesland bei nur vier bis 14 Prozent. Die Länder blieben auf Kosten von 239 Millionen Euro sitzen, weil die Krankenkassen nur für Dosen zahlten, die auch genutzt wurden.

Sachsen-Anhalt hatte nach Angaben des Ministeriums im Jahr 2009 rund 1,02 Millionen Impfdosen geordert. Davon seien aber nur 285.000 Dosen verbraucht worden. Auf dem Rest blieb das Bundesland sitzen – und musste auch die Kosten dafür tragen: rund 5,4 Millionen Euro. Von den Restbeständen seien in den vergangenen Monaten bereits 435.000 Dosen vernichtet worden. Sie waren damals direkt an Ärzte und Gesundheitsämter verteilt worden.

Impfstoff, der direkt an Ärzte oder Gesundheitszentren ausgeliefert worden war, wurde bereits zum großen Teil in den Bundesländern vernichtet. Bei den 196 Paletten, die nun in Magdeburg verheizt werden, handelt es sich um Impfstoff, der zentral im Auftrag der Länder gelagert worden war. Das Müllheizkraftwerk Rothensee war ausgewählt worden, weil es mit 14.000 Euro das billigste Angebot gemacht hatte.

Die Schweinegrippe hatte sich Anfang 2009 zunächst in Mexiko und in den USA rasant ausgebreitet. Im Juni stufte die WHO die Seuche als globale Pandemie ein. Weltweit waren bei der Schweinegrippe-Welle nach WHO-Angaben mehr als 18.400 Menschen in etwa 200 Ländern an dem Erreger gestorben. In Deutschland gab es vom Herbst 2009 bis August 2010 mehr als 226.000 gemeldete Schweinegrippe-Fälle. 258 der Patienten starben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI), darunter 29 Kinder.

Im Juni 2010 erklärte die WHO die Schweinegrippe-Pandemie für beendet. In diesem Jahr schützen auch normale Grippeimpfungen vor dem H1N1-Virus.