Senioren üben an der Nintendo Wii

von 4. Mai 2011

Oft werden Video- und Computerspiele als sinnfreie Freizeitbeschäftigung angesehen. Dabei können diese durchaus auch einen wichtigen Zweck haben. Das wollen nun Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität beweisen. Sie starten in der Paul-Riebeck-Stiftung ein Forschungsprojekt mit der „Nintendo Wii®“.

„Viele Bewegungsspiele ermöglichen auch einen therapeutischen Einsatz“, sagt Dr. Patrick Jahn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften der Medizinischen Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle (Saale). In diesem Forschungsprojekt werden nun weltweit erste Daten zur Wirkung dieser spielerischen Bewegung auf das Gleichgewichtsvermögen und damit auf die Verringerung des Sturzrisikos der Bewohner gesammelt.

Die zwölf Bewohner im hohen Lebensalter werden hierbei unter fachlicher Anleitung von Physio- und Ergotherapeuten, sowie mit Hilfe einer ehrenamtlich teilnehmenden Studentin, in den nächsten vier Wochen jeden zweiten Tag für etwa 30 Minuten auf einem Bewegungssensor gestellt. Dabei absolvieren die Probanden verschiedene, virtuelle Balancespiele, wie z.B. „Skislalom“ oder „Stepping“. Ein Bericht aus den USA gab den Wissenschaftlern die Anregung zu diesem Projekt. Dort hatte ein über 80-jähriger Heimbewohner nach wiederholten, virtuellen Bowlingspielen seine Bewegungssicherheit verbessert.

Das jetzige Forschungsprojekt solle ein deutlich umfangreicheres Trainingsspektrum und gezieltere Übungsmöglichkeiten bieten. Vor und nach der Trainingsphase werden standardisierte Tests durchgeführt, um die Gangsicherheit der Bewohner zu ermitteln. Dr. Jahn: „Wir hoffen, dass sich das Training messbar positiv auswirken wird.“ Ein Vorteil liege auch darin, dass die Spiele leicht zu erlernen sind. Hausleiterin Yvonne Ernst sieht in diesem Training eine vielversprechende Möglichkeit, die Bewohner auf spielerische Art und mit Spaß zu einer besseren Balance und Mobilität zu motivieren. Schließlich geht es um viel: In deutschen Pflegeheimen stürzt jeder zweite bis dritte Bewohner einmal jährlich. Viele erleiden dadurch auch schwere Verletzungen.