SPD übt Kritik am GSZ-Neubau

von 9. September 2010

Es war die letzte Amtshandlung des ehemaligen MLU-Rektors Wulf Diepenbrock. Gemeinsam mit Bauminister Karl-Heinz Daehre und Kultusministerin Birgitta Wolff fiel am vergangenen Dienstag die Entscheidung zum Bau des Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zentrums in der Emil-Abderhalden-Straße. Um im Kostenrahmen zu bleiben, sind aber Abstriche vorgesehen. So wird die Bibliothek von 5.500 auf 4.500 Quadratmeter eingekürzt. Auch der Abriss denkmalgeschützter Gebäude könnte drohen.

„Da aus einem ohnehin schon abgespeckten Projekt nun aus Kostengründen noch mehr herausgestrichen wird, ist ein Fehlschlag absehbar – selbst wenn das Zentrum tatsächlich noch gebaut wird“, teilte Marija Ljahhova, Sprecherin der Sozialdemokratischen Hochschulgruppe Halle (SHG), nach der Sitzung des Stadtvorstandes mit. Bei der Bibliothek befürchte man nun einen Billigbau.

„Nachdem man schon bei den Bürokapazitäten kaum Spielraum für Personalzuwachs sowie Drittmittelbeschäftigte und Lehrbeauftragte gelassen hat, scheint Minister Karl-Heinz Daehre (CDU) dies nun auch für die zentrale Ressource der Geisteswissenschaften – das gedruckte Wort – ins Auge gefasst zu haben. Die Uni kann wichtige Zeitschriften und die zahlungspflichtigen Datenbanken, die Bücherkäufe teilweise ersetzen könnten, derzeit schon nur unzureichend erwerben. Alle weiteren Planungen dürfen nicht noch mehr zum Nachteil von Studium, Forschung und Lehre gereichen“, so der Juso-Landesvorsitzende Andrej Stephan.

Sollte die Landesregierung bei den Kosten für den Bau nicht doch noch einlenken, drohen Folgekosten, die den Sparwillen des Landes ad absurdum führen: Billigbauten müssen frühzeitig wieder saniert werden – ein Beispiel hierfür ist das hallesche Juridicum; nicht alle geisteswissenschaftlichen Einrichtungen können wie geplant umziehen, was zu Sanierungsaufwand und hohen Betriebskosten bei den alten Standorten führt.

Eine heikle Frage sei auch die des Denkmalschutzes: „Es wäre doch privaten Investoren nicht vermittelbar, dass sie zurecht hohe Auflagen von Denkmalschutzbehörden hinnehmen müssen, während das Land einfach abreißen würde“, so Thomas Felke, Vorsitzender des Landtagsausschusses für Landesentwicklung und Verkehr, der in der Vergangenheit bereits wiederholt Kritik am Stand des Bauvorhabens geäußert hatte.

Abschließend stellte die SPD-Stadtvorsitzende Katja Pähle fest: „Das Geisteswissenschaftliche Zentrum muss gebaut werden, und das bevor die Fördermittel verfallen. Das Land ist aber bisher darin gescheitert, das Projekt angemessen zu planen. Das Kabinett sollte hier schnellstens eine Task Force einrichten, die noch rettet, was zu retten ist, bevor wir eine Verlegenheitslösung bekommen, die niemand will: weder das Land, noch die Universität sowie ihre Studenten und schon gar nicht die Stadt Halle.“

Auch der Arbeitskreis Innenstadt (AKI) hatte bereits deutliche Kritik an den Landesplänen geübt.