Stadt Halle will Planetarium und Sternwarte am Holzplatz bauen

von 6. November 2014

Schon im Januar 2011 verrichtete die entfesselte Saale ein verheerendes Werk. Ob es nicht besser wäre, das Planetarium aus dem Überschwemmungsgebiet zu nehmen, war immer wieder ein Thema. Dabei hatten die Bauherren schon zu DDR-Zeiten eigentlich gar nicht vorgehabt, ein Bauwerk des Raumfahrt-Euphoriezeitalters in das Saale-Tal zu setzen. Vielmehr war an Halles Stadtpark-Areal gedacht, der damals Leninpark hieß. Ein Symbol der Eroberung des Weltalls als wichtiger Schritt auf dem Weg zum Sieg des Kommunismus hätte dorthin perfekt gepasst. Da es von Anfang aber nicht nur um den optischen Nachbau des Weltalls in einer dunklen Kuppel ging, sondern auch um die Beobachtung das Sternhimmels von einer Sternwarte aus, war ein Ort mit möglichst wenig Streulicht gefragt. Genau das war im Saale-Tal weit eher gegeben, als im Stadtpark. Weil die DDR nach dem Bau der Saale-Kaskaden die Saale-Extreme nach Extremregen oder Schneeschmelze ganz gut im Griff hatte, war die Gefahr von Überflutungen allerdings geringer als heute.

Nach zwei verheerenden Hochwässern in der kurzen Folge von nur zwei Jahren hat Halles Stadtverwaltung intensiv nach einem Ort gesucht, der sich besser für den Bau und Betrieb eines Planetariums samt Sternwarte eignet. Neun Standorte, so geht es aus entsprechenden Unterlagen der Stadt hervor, wurden dazu untersucht: Franckesche Stiftungen, Gasometer am Holzplatz, Fläche westlich des Gasometers, Andalusierstraße, Fläche nördlich der Blücherstraße, Heinrich-Heine-Felsen, Weinbergweg/Heideallee, Fläche zwischen Betty-Heimann-Straße und Heidehäuser sowie der Roßplatz. Am Ende schlug das Pendel sehr deutlich zugunsten des Gasometers aus, zumal die Stadtverwaltung ohnehin schon länger nach einer Lösung für dieses Areal sucht. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand hatte bereits in seinem Wahlkampf im Jahr 2012 erklärt, Kultur an jenen Altindustriestandort etablieren zu wollen.

Wiegand war nicht der erste mit diesem Ansinnen. Schon während der Dienstzeit seiner Amtsvorgängerinnen fehlte es nicht an Anläufen. Erst sollte es die Wissenschaftsausstellung Phänomena sein, dann war die Gregor Seyffert Compagnie im Gespräch, die mit ihrem Stück „Marquis de Sade“ im alten Kraftwerk Vockerode für Furore gesorgt hatte. Beides zerschlug sich. Etwas Kultur zog in den Gasometer schließlich nur ein, wenn der Postkult-Verein während der vergangenen Jahr wiederholt zu seiner „Fête de la Musique“ einlud. Nun also kommt die Stadt mit Plänen, dem Gasometer eine Kuppel zu verpassen für ein Planetarium und daneben einen 27 Meter hohen Turm zu errichten, der zugleich Zugang zum Planetarium und Sternwarte ist. Gesamtkosten laut Entwurfsskizze vom Architekturbüro Dressler: 7,985 Millionen Euro, davon 6,763 Millionen Euro Fördermittel laut Hochwasserrichtlinie. Zum Areal sollen 148 Parkplätze gehören. Der Stadtverwaltung schwebt ein „überregional ausstrahlender Ort der Bildung und Kultur“ vor.