Stadtmuseum: mit der Spitzhacke voran

von 6. Dezember 2009

(ens) “Wir setzen keinen Grundstein und beginnen keinen Abriss“, sagte Kulturdezernent Tobias Kogge. “Wir schaffen die Freiheit für Neues, für Veränderung.” Mit Spitzhacke und Spaten hat Kogge am Sonntagnachmittag zusammen mit Interims-Museumsdirektor Ralf Jacob und ZGM-Chef Bernd Bielecke den symbolischen Startschuss zur Sanierung des Stadtmuseums in der Großen Märkerstraße in Halle (Saale) gegeben. Die Besucher beim Tag der offenen Tür staunten nicht schlecht. Denn das “Abriss-Trio” legte Fließen frei, die so gar nicht an die Bodenfließen zu Hause erinnern. Sie wurden mit einer speziellen Holzschicht verstärkt. “Das sollte die Schwingungen der Druckmaschinen auffangen”, erklärte Ralf Jacob.

2,1 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket zwei der Bundesregierung sollen in den Ausbau des alten Druckereigebäudes fließen. Für das komplette Haus reicht das freilich nicht. Zunächst werden erste Etage und Erdgeschoss hergerichtet. Im Erdgeschoss sind Wechselausstellungen vorgesehen. Und eine Etage darüber entsteht eine neue Dauerausstellung zur Stadtgeschichte unter dem Motto “Vom Salzhandelsort zum Wissenschafts-, Kultur- und Medienstandort”. Zunächst wird sich die Schau mit dem Zeitraum von der Urgeschichte bis zum Industriezeitalter beschäftigen. Im zweiten Obergeschoss wird dann die Erweiterung der Ausstellung zur neueren Geschichte zu sehen sein. Und im Dachgeschoss soll die Museumspädagogik ihren Platz haben. Auch der Eingangsbereich wird umgestaltet, über den Hof soll man künftig ins Museum kommen. Auch ein Museumscafe wird es geben. Bei einem Tag der offenen Tür wurde den Hallensern das Vorhaben vorgestellt. Und auch die Stadträte erfuhren erstmals ausführlicher über den Museumsumbau. Sie hatten ihn zwar beschlossen, waren jedoch überrascht, dass die Pläne für die neue Ausstellung schon so konkret sind und vermissten ein Museumskonzept HalleForum.de berichtete.

Im Vorfeld des Spatenstichs erinnerte Dezernent Kogge an die wechselvolle Geschichte des Ortes. Vor 200 Jahren war hier noch ein Nelkengarten zu finden. Dann bauten Gebauer und Schwetschke hier ihre Druckerei. Zu DDR-Zeiten wurde das SED-Blatt “Freiheit” gedruckt. Damit die Zeitungsmacher auch immer auf dem “rechten Weg” blieben, waren überall im Gebäude Parolen angebracht.Einige davon sind auch noch heute zu sehen. Genannt sei hier “Der Sozialismus wird siegen”. Doch diese Sprüche sollen mit dem Umbau keinesfalls verschwinden. “Stadtgeschichte heißt nicht Geschichte zu glätten und sie in rosarot darzustellen”, so Tobias Kogge.

Und auch die Hallenser selbst will Kogge in die Ausstellungsgestaltung mit einbeziehen. “Wir wollen bewusst auf Bürgerbeteiligung setzen.” Und die ersten Besucher brachten am Sonntag auch gleich private Fundstücke mit, die sie dem Museums überlassen wollen. Wer auch etwas beisteuern kann, sollte sich direkt an das Stadtmuseum wenden.