Stadtwerke kehren zum Bargeld zurück

von 29. Januar 2016

Die Stadtwerke Halle GmbH (SWH) will 2016 insgesamt 119,5 Millionen Euro investieren, von denen 48 Millionen Euro aus der Fördermittelkasse der öffentlichen Hand kommen werden. Für die Folgejahre sind weitere 110 Millionen Euro pro Jahr geplant. Am Freitag, 29.01.2016, stellten der SWH-Geschäftsführungsvorsitzende, Matthias Lux, und Arbeitsdirektor René Walther, die Pläne vor. Zum Investitionsprogramm gehört demnach auch der Neubau des SWH-Ausbildungszentrums, der Ausbau des Klärwerkes Heide-Nord und die Verschönerung des Spaßbades Maya mare.

Wegen des Aufwandes bei der Wartung der Fahrkartenautomaten hatte die Havag das Bezahlen mit Münzen vor Jahren abgeschafft. Fortan sollte das Bezahlen außerhalb der Fahrkartenverkaufsstellen nur noch mit Geldkarten funktionieren. Doch die Karte konnte sich bei den Kunden nicht durchsetzen, eine Erfahrung, die nicht nur für Halle gilt, so Lux. Künftig soll es möglich sein, mit Bargeld, Banknoten oder EC-Karte zu bezahlen. Das soll für 150 mobile Automaten in Halles Straßenbahnen und Bussen gelten. 2016 soll es die ersten Automaten geben, 2017 die weiteren. Parallel wollen die Stadtwerke das Stadtbahnprogramm (Hallelife berichtete) weiter vorantreiben. „Wir haben fünf Jahre darum gekämpft, da reinzukommen.“ Die Modernisierung zentraler Straßenbahntrassen in Halle müsse in der Förderperiode bis einschließlich 2019 durchgebracht werden. Der Plan sieht vor, bis dahin auch die inzwischen bis zu 50 Jahre alten Gleise auf dem Nahverkehrsbetriebshof in Freiimfelde durch neue zu ersetzen. Zudem ist die Anschaffung von sechs neuen Linienbussen vorgesehen.

Intensiv beackert die SWH GmbH auch das Feld Wasser und Abwasser. Seit dem Extremhochwasser vom Juni 2013 besteht dringender Handlungsbedarf am Hauptabwasserkanal, der sich fast parallel zur Saale von Süd nach Nord mit leichtem Gefälle durch ganz Halle zieht. Nördlich des Kraftwerkes am Hafen Halle-Trotha hat das Saale-Wasser laut Lux das 100 Jahre alte Gemäuer des Abwassersammlers stark beschädigt. Zwar sei die Anlage von jeher auch für den Fall des Eindringens von Saale-Wasser ausgelegt, doch altersbedingt hätten Teile des Bauwerkes nun dem Druck nicht mehr standgehalten und Risse bekommen. Ersetzt werden sollen außerdem alte, störanfällige Trinkwasserleitungen unter anderem in Wolfstraße, Immenweg, Nelkenstraße und Südstraße. Eine 600er Doppelleitung vor dem ehemaligen Maritim-Hotel soll auf 400 Millimeter verkleinert werden, um sie an die verringerten Wasserentnahmen anzupassen, die aus dem Bevölkerungsrückgang in Halle resultieren. Damit sollen zu lange Verweilzeiten des Wassers in den Rohren verhindert werden.

Während es wegen anhaltender Gespräche mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt mit dem geplanten Bau zweier Wasserkraftwerke an der Saale (unter anderem in der ehemaligen Cröllwitzer Papierfabrik) nur schleppend vorangeht, wollen die Stadtwerke ihr Erneuerbare-Energien-Portfolio ausbauen. Da Windkraft im Stadtgebiet Halle nicht infrage kommt, bleibt dafür nur die Nutzung der Sonnenenergie. Auf einer alten Kraftwerkshalde in Halle-Trotha zwischen Köthener Straße und Magdeburger Chaussee ist ein Solarkraftwerk mit einer Leistungsspitze von zehn Megawatt geplant. Dass dafür landwirtschaftlich nicht nutzbares Brachland genutzt wird, ist das ausdrückliche Anliegen der Stadtwerke, betonte Lux. Man wolle keine Flächen vereinnahmen, die für die Nahrungsgüterwirtschaft gebracht würden. Für den Bau des zehn Millionen Euro teuren Solarkraftwerkes, das bis Ende 2016 in Betrieb gehen soll, liegt allerdings noch keine Genehmigung vor. Im Juli 2016 soll die Photovoltaikanlage Wiesenburg ans Netz gehen. Extern beteiligt sich der Stadtwerkekonzern an der Trianel Erneuerbare Energien GmbH [&] Co. KG (TEE), mit dem Ziel, bis 2016 den Aufbau regionaler Wind-Energie-Projekte zu fördern.

In Arbeit ist der Ausbau des Kraftwerkes Dieselstraße. Um Kesselstein und andere Absetzungen in den Heizkesseln zu verhindern, muss das verwendete Wasser zuvor chemisch aufbereitet werden. Eine solche neue Aufbereitungsanlage soll bald in Betrieb gehen und die Anlage aus den 1970er Jahren ersetzen. Fortsetzen wollen die Stadtwerke den Ausbau der Fernwärme. Ersetzt werden die Fernwärmetrassen 11 und 60 (Heiderand und Saaleaue), wobei das Ziel beim Bau der Trasse an der Saaleaue ein besserer Hochwasserschutz ist. Die Fernwärme kommt unter die Erde, erklärte Lux. Gebaut wird bis 2018 für insgesamt 10,5 Millionen Euro. Hinzuzurechnen ist ferner das Vorhaben, den Radeweller Weg und das Lutherviertel an die Fernwärme anzuschließen. Schon die DDR hatte auf den Ausbau der Fernwärme gesetzt.

Deutlich verbessern dürften sich die Bedingungen für die Stadtwerke-Azubis, wenn der Bau des neuen Ausbildungszentrums auf dem Gelände des Kraftwerkes Dieselstraße abgeschlossen ist. Der Einzug soll im April 2017 sein. 45 bis 50 Auszubildende kommen jedes Jahr neu zu den Stadtwerken und erlernen Berufe vom IT-Spezialisten bis zum Berufskraftfahrer. Bisher befindet sich das Ausbildungszentrum in der Seebener Straße. Wie Arbeitsdirektor Walther sagte, stellen sich die Stadtwerke mit dem Neubau dem Konkurrenzkampf mit den regionalen Großunternehmen KSB und EnviaM (Halle) sowie Porsche und BMW (Leipzig). Es gehe um Investitionen in Köpfe und Zukunft.

Trianel-Onshore-Anlage in Eisleben

http://www.trianel-erneuerbare-energien.de/de/projekte/trianel-windpark-eisleben.html

Trianel Erneuerbare Energien – Trianel Windpark Eisleben

www.trianel-erneuerbare-energien.de

Auf dem Gebiet der Lutherstadt Eisleben in Sachsen-Anhalt stehen insgesamt 11 Windernergieanlagen verschiedener Leistungsklassen mit einer Gesamtleistung von 27 Megawatt.