Stellungnahme der künstlerischen Leitung der Oper Halle zur heutigen Entscheidung des Aufsichtsrates

Stellungnahme der künstlerischen Leitung der Oper Halle zur heutigen Entscheidung des Aufsichtsrates
von 22. Februar 2019

Wir freuen uns, dass es mit der künstlerische Neuausrichtung unseres Programmes gelungen ist, innerhalb von nur zwei Spielzeiten einen Großteil des Stammpublikums weiter an die Oper Halle zu binden und darüber hinaus viele neue Menschen für Musiktheater und Ballett zu begeistern. Angesichts des gewollten deutlichen ästhetischen Umbruchs waren Zuschauerrückgänge in den ersten Spielzeiten in gewissem Maße für jeden kulturpolitisch informierten Menschen zu erwarten. Nach unserer Einschätzung sind diese dennoch verhältnismäßig moderat ausgefallen: Vergleicht man die Gesamtzuschauerzahl unserer zwei bereits abgeschlossenen Spielzeiten mit den letzten beiden Spielzeiten unseres Vorgängers, ergibt sich ein Minus von etwa 9 %. In 2018 konnten deutlich über 57.000 zahlende Zuschauer allein in der Opern- und Ballettsparte gezählt werden. Mit gut 1.140.000 € Einnahmen wurden nach heutigem Stand 80.000 € mehr Erlöse erzielt als im Wirtschaftsplan vorgegeben.

Künstlerischer Freiraum ist nach unserer Ansicht die zentrale Voraussetzung für ein plurales, wirkmächtiges und lebendiges Kunst- und Kulturangebot, das Fragestellungen und Visionen unserer Zeit einen Raum zur gesellschaftlichen Verständigung bietet. Die Geschäftsordnung der TOOH ist mit zahlreichen auch öffentlich diskutierten Widersprüchen versehen, deren Auswirkungen die Rückzüge unserer Vorgänger Axel Köhler und Klaus Froboese maßgeblich mitbegründet haben. Wir haben den Aufsichtsrat gemeinsam mit Schauspielintendant Matthias Brenner auf Grund der anhaltenden innerbetrieblichen Konflikte zwischen den künstlerischen Leitungen und Geschäftsführer Stefan Rosinski im Dezember gebeten, hier eineGrundsatzentscheidung herbeizuführen und halten es für folgerichtig, dass er dieser Bitte am heutigen Tage nachgekommen ist.

Wir bedauern natürlich, dass heute in einer denkbar knappen Abstimmung die Entscheidung in Richtung eines Generalintendantenmodels unter der Leitung von Geschäftsführer Stefan Rosinski gefällt wurde. Wir hoffen inständig für die Kunst- und Kulturstadt Halle, dass dennoch die freie Entfaltung der Kunst mit allen dafür notwendigen Bedingungen – als dem eigentlichen Zweck einer subventionierten Kulturinstitution – auch in Zukunft die erste Priorität behalten kann.

Unabhängig davon hoffen wir, dass wir uns ab heute für die kommenden zweieinhalb Jahre wieder voll auf die Kunst konzentrieren können. Voll Spannung erwarten wir die heutige Premiere von „Ariadne auf Naxos“ in der Regie von Paul-Georg Dietrich und freuen uns auf die bevorstehende Zusammenarbeit mit den Inszenierungsteams von Nanine Linning und Peter Konwitschny. Spannende Spielzeiten liegen vor uns und unserem Publikum!