Streik im Einzelhandel in Thüringen und Sachsen-Anhalt

von 18. Juli 2017

„Wir wollen damit auch auf die aktuelle Situation in diesem Tochterunternehmen des mittlerweile wohl weltweit zweitgrößten Handelsunternehmens – der Schwarz-Gruppe – hinweisen. Die überwiegende Mehrzahl der Beschäftigten arbeitet in Teilzeit, oft nur 12 Stunden pro Woche. Bei den langen und unregelmäßigen Arbeitszeiten im Einzelhandel bedeutet dies, dass trotz tariflicher Bezahlung ihr Einkommen kaum zum Leben reicht. Altersarmut ist vorprogrammiert, „Arm trotz Arbeit“ ist für viele bittere Lebensrealität. Darum ist hier auch die Streikbereitschaft sehr hoch, denn jede Tariferhöhungbedeutet für sie, dass sie etwas besser „über die Runden“ kommen. Den Glauben an eine Chance auf Stundenerhöhung haben sie längst verloren“, so die Gesamteinschätzung der Thüringer Verantwortlichen für den Einzelhandel, Bettina Penz.

„Seit Monaten finden außerdem umfangreiche arbeitsorganisatorische Veränderungen statt. Die Zielstellung des Unternehmens, mit weniger Personal den gleichen Umsatz zu erwirtschaften, hat Arbeitsverdichtung und immer mehr Stress zur Folge. Als Reaktion des Arbeitgebers folgen nicht selten Personalgespräche mit dem Ziel, das Arbeitsverhältnis zu beenden und die Stelle nicht wieder zu besetzen“, beschreibt Penz die Unternehmensphilosophie.

Auch in Sachsen-Anhalt werden heute Beschäftigte zur Arbeitsniederlegung aufgefordert. Der 18.07.2017 war der ursprüngliche Verhandlungstermin, den die Arbeitgeberseite ohne nähere Begründung abgesagt hat. Betroffen sind die Beschäftigten von Kaufland, Marktkauf, aus dem E-Center und von H[&]M.

„Wir wollen, so der Streikleiter Torsten Furgol, damit auch unseren Protest darüber zum Ausdruck bringen, dass durch die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber bereits der zweite Monat ohne Tarifanhebung dem Ende entgegengeht. Wer so mit denjenigen umgeht, die den Unternehmen ihre Gewinne erwirtschaften, braucht sich über die wachsende Streikbereitschaft nicht zu wundern“

Zum 31. Mai 2017 wurden die Gehalts- und Lohntarifverträge für den Einzel- und Versandhandel gekündigt. Die ver.di Forderungen sind:

· Anhebung der Gehälter und Löhne um 6 % zum 1. Juni 2017

· 50 € Vorweganhebung in den beiden unteren Gehalts- und Lohngruppen

· 100 € höhere Ausbildungsvergütungen

· ver.di – Mitglieder sollen zusätzlich 300 € jährlich bekommen

· Die Tarifverträge sollen für alle gelten.

· Der Tarifvertrag soll für 12 Monate abgeschlossen werden.