Streit ums Hort-Taxi

von 16. März 2012

 Vor 6 Jahren hatte der Stadtrat die Verlagerung des Horts Kanena nach Reideburg beschlossen. Seitdem müssen die Jungen und Mädchen mit dem Taxi von der Betreuung wieder nach Hause gebracht werden. Doch genau dieses Hort-Taxi steht nun vor dem Aus. Die Stadtverwaltung hat die Mittel in Höhe von 15.000 Euro rückwirkend zum Jahresbeginn gestrichen. Für die Kinder bedeutet das: entweder ihre Eltern holen sie künftig persönlich aus der Grundschule in Reideburg ab oder die Kinder müssen mehrfach in verschiedene Bus- und Straßenbahnlinien umsteigen. Die Stadtverwaltung begründet ihre Entscheidung damit, dass es keinen Bedarf für einen Hort in Kanena gebe und damit „auch kein weiterer Transport zwischen Reideburg und Kanena durch die Stadt finanziert werden“ muss. Der bisher von der Stadt finanzierte Transport sei nur eine Übergangslösung gewesen.  Die Entscheidung der Stadt bringt sowohl Eltern als auch den Hortträger in Reideburg, die Jugendwerkstatt Frohe Zukunft, auf die Palme. „Es fährt nach wie vor ein Schulbus morgens und nach Schulende, durch die Stadt finanziert, um den Kindern aus den Außenbezirken den Besuch der Grundschule in Reideburg zu ermöglichen, da es hier keine direkte Busverbindung im normalen Streckennetz der HAVAG gibt. Dieser Schulbus fährt bis heute und dessen Notwendigkeit wird seitens der Stadtverwaltung nicht in Frage gestellt. Der Schulbus fährt jedoch das letzte Mal 13.30 Uhr und ist somit nicht relevant für den Besuch des Hortes“, erklärt Katja Raab vom Hort-Träger.  Die Jugendwerkstatt weist auch zurück, dass das Hort-Taxi nur eine Übergangslösung gewesen sein soll. „Den Eltern und dem Träger wurde diese Lösung als dauerhaft kommuniziert“, so Raab. Auch dass die Stadtverwaltung den Transport als „freiwillige Leistung“ bezeichnet, kann Raab nicht nachvollziehen. Dies stehe im Widerspruch zum Kinderförderungsgesetz des Landes. Demnach gelte der Anspruch nur als erfüllt, „wenn ein Platz in einer für Kinder zumutbar erreichbaren Tageseinrichtung angeboten wird“, so steht es im Gesetz. „Zur Erreichbarkeit zählt nicht nur der Hinweg, der wird  ja mit einem Schulbus bereits separat organisiert, sondern auch der Heimweg. Und dieser wurde aufgrund der Notwendigkeit bisher mit dem Horttaxi erledigt“, so Raab.  Für Unverständnis sorgt auch die Begründung der Stadt, dass es ja zu anderen Horten auch nicht derartige Angebote vorhalte. „Das ist sicherlich richtig, liegt aber auch daran, dass hier ein Sonderfall durch die Zusammenlegung der Schulbezirke vorliegt“, so Raab. „Dass die Verbindung zwischen Schule/Hort und dem jeweiligen Wohnort eine Besonderheit darstellt, zeigt sich in dem Umstand, dass täglich ein separater Schulbus während der Unterrichtszeiten fährt. Es gibt eben keine normale Verbindung zwischen der Schule/Hort und den Wohngebieten im Streckennetz der HAVAG.“ Die Stadt sehe ja selbst ein, dass ein Schulbus notwendig ist, die Schule zu erreichen. Für die gleiche Strecke akzeptiere die Stadt jedoch keine Möglichkeit, wieder nach Hause zu kommen. „Konsequenz wäre, dass für diese derzeit 27 Kinder kein Hortbesuch möglich ist, weil sie den Schulbus nehmen müssen, um wieder nach Hause zu gelangen und dieser letztmalig 13.30 Uhr fährt. Für Familien, in denen beide Eltern arbeiten, wäre das eine unlösbare Situation. Ist dies ein Familienfreundliches Halle?“, fragt Raab.