Tag der Erinnerung und Mahnung

von 14. September 2009

(ens) Zu einer Gedenkfeier im Rahmen des internationalen Tags der Erinnerung, Mahnung und Begegnung hatten am Sonntag die Verfolgten des Naziregimes und der Bund der Antifaschisten auf den Gertraudenfriedhof nach Halle (Saale) eingeladen. Am Denkmal die die “679 vom nationalsozialistischen Staat Gemordeten” legten Vertreter der veranstaltenden Organisationen, der Stadt und der Stadtratsfraktionen Kränze nieder.

Zuvor erinnerte der ehemalige DGB-Vorsitzende Jürgen Weißbach noch einmal an die Geschichte des Roten Ochsen. 1849 habe es hier die ersten politischen Gefangenen gegeben. Erst vor 20 Jahren mit der Schließung des Gefängnisses der Staatssicherheit ging diese Ära zu Ende. Doch die furchtbarsten 12 Jahre seien die des Nationalsozialismus gewesen. Weißbach warnte davor, dass gewisse Kreise versuchen, sprachlich verdeckt den Nationalsozialismus wieder einzuführen. “Die Gefahr ist noch nicht gebannt.” Rassismus habe sich bis in die Mitte der Gesellschaft ausgebreitet.

Die Zeit des Nationalsozialismus sei als Diktatur nicht ausreichend beschrieben, klagte Weißbach an. “Die Rassenlehre war Staatsdoktrin.” Nur wer einen eindeutig arischen Stammbaum hatte war etwas wert, der Rest galt als minderwertig. 6 Millionen Juden wurden ermordet, ebenso Sinti, Roma, Slawen. “Volksschädlinge”, nannten sie die Nationalsozialisten. “Schreckliche medizinische Versuche” seien an Behinderten durchgeführt worden. Dabei hätten Ärzte schon damals einen hippokratischen Eid ablegen müssen.

Weißbach beklagte aber auch die “zweite Schuld der BRD.” Erst im Jahr 2002 seien Urteile gegen Deserteure aufgehoben worden, und erst vor einer Woche die Urteile gegen Kriegsverräter. “Die Nazis in der BRD wurden unerträglich lange geschont.” Doch es erhebe sich eine Stimme gegen den Rechtsextremismus. Die Demonstrationen gegen den Nazi-Aufmarsch am 17. Juni seien erfolgreich gewesen. “Doch wird müssen weiter wachsam sein.”

Der Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung hat seinen Ursprung im Nachkriegsdeutschland und wurde erstmals am 9. September 1945 in Berlin begangen. Zu DDR-Zeiten war der Gedenktag, der jeweils am zweiten September im Monat stattfand, auch als OdF-Tag bekannt. Nach der Wende wurde der Tag und neuem Namen fortgeführt.