Technikunterricht zum Anfassen – Diskussion über Technikbildung an Schulen

von 7. Juli 2014

Podiumsteilnehmerin Professor Elke Hartmann, emeritierte Professorin für Technikdidaktik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, plädierte in diesem Zusammenhang für eine praktischere Ausrichtung des Technikunterrichts: „Statt zu viel Theorie sollte eher das ‚Sachen machen‘ im Vordergrund stehen. Das macht den Lehrstoff verständlicher. Die Jugendlichen erkennen Bezüge zu ihrem realen Leben. Das kann sich positiv auf die Motivation und spätere Berufswahl auswirken.“ Um mehr Praxis in die Schulen zu bekommen, gründete Elke Hartmann daher im Jahr 2011 den außerschulischen Lernort „SalineTechnikum“, den sie anschließend als Best-Practive-Beispiel vorstellte.

Dass es für viele Schulen nicht so einfach ist, die Praxis in den Technikunterricht zu integrieren, erläuterte Volker Torgau. Er ist Techniklehrer an der halleschen Sekundarschule August Hermann Francke und zugleich Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für technische Bildung e.V. „Techniklehrer und auch die der Schule zugewiesenen Lehrerstunden werden immer knapper. Die Konsequenz, die einige Schulen daraus ziehen, heißt: Mit großen Schülergruppen in den Fachräumen und Schulwerkstätten zu arbeiten. Weil das zu unbefriedigenden Ergebnissen führt, gestalten manche Techniklehrer den Unterricht fast nur noch theoretisch. Eine fatale Entwicklung, denn der Technikunterricht soll auch Kompetenzen für spätere Berufstätigkeiten vermitteln“, sagte Volker Torgau.

Letzterem stimmte auch Ralf Hiltenkamp zu. Als Mitglied der Geschäftsleitung und Arbeitsdirektor der envia Mitteldeutschen Energie AG weiß er um die aktuelle Entwicklung im Bereich technischer Berufe: „Das allgemeine Interesse an einer gewerblich-technischen Ausbildung geht immer stärker zurück. Besonders kleinere Betriebe sind von dieser Entwicklung schon heute stark betroffen. Daher ist es höchste Zeit, dass guter, praxisnaher Technikunterricht endlich wieder mehr Wertschätzung erhält. Außerschulische Lernorte wie das SalineTechnikum sind hier ein sehr guter Ansatzpunkt.“

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion bot sich für alle Teilnehmer und Gäste noch die Gelegenheit, sich über die gewonnenen Erkenntnisse auszutauschen und Netzwerke für zukünftige Lösungsansätze zu knüpfen.

Weitere Informationen gibt es online unterwww.schlossgespraeche.de

Hintergrund:

Die “Teutschenthaler Schlossgespräche” sind eine Veranstaltungsreihe für Entscheider aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft und bieten die Möglichkeit, sich zu gesellschaftlichen Themen auszutauschen und danach in historischem Ambiente von Schloss Teutschenthal das Netzwerk in der Region zu festigen.

Die Initiative „Jobperspektive mit Energie“ist ein Gemeinschaftsprojekt von der envia Mitteldeutschen Energie AG (enviaM), der Stadtwerke Halle GmbH sowie der bildungszentrum energie GmbH (bze) und wird von der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit unterstützt. Sie ist Teil der „Verantwortungspartner-Regionen in Deutschland“ und will an der Schnittstelle von Schule und Ausbildung die Bildungsübergänge verbessern helfen und schon in der Schule Praxiswissen aus Wirtschaft und Gesellschaft vermitteln.