Tourismus: regionale Produkte sind gefragt

von 14. Dezember 2011

Rotkäppchen-Sekt, Zörbiger Marmelade, Halloren-Kugeln … Regionale Produkte liegen in der sachsen-anhaltischen Tourismuswirtschaft im Trend. Das geht aus einer aktuellen Befragung der Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammer in Sachsen-Anhalt (LAG) im Rahmen ihrer aktuellen Saisonumfrage unter Tourismusunternehmen im Land hervor. Demnach nutzen zwei Drittel aller befragten Gastronomen und Hoteliers bewusst regionale Erzeugnisse für die Gestaltung ihrer Angebote.

Dennoch gibt es Kritikpunkte: „Die gastgewerblichen Unternehmen sind auf eine ganzjährige Verfügbarkeit der Produkte angewiesen und auch der relativ hohe Preis ist für manchen Unternehmer am Markt nicht umsetzbar“, so Antje Bauer, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Halle Dessau (IHK) für die LAG. „Produzenten regionaler Erzeugnisse sind hier ebenso gefordert, wie die Unternehmer des Gastgewerbes an einer besseren Vernetzung zu arbeiten. Die touristische Vermarktung Sachen-Anhalts mittels regionaler Spezialitäten birgt große Chancen.“

Regional betrachtet nutzen laut LAG-Umfrage mit 78 Prozent am meisten Unternehmen in der Region Halle, Saale und Unstrut einheimische Produkte. Gemeinsam haben hier beispielsweise der Weinbauverband Saale-Unstrut e. V. und der Tourismusverband Saale-Unstrut-Tourismus e. V. bereits im Jahr 2006 ein regionales Gütesiegel entwickelt, das den besonderen Weinverstand in den gastronomischen Einrichtungen der Region hervorhebt. „Ein Konzept, was sich durchaus bewährt hat. Vor allem Wein, aber auch Käse und Honig werden als Erzeugnisse vom Gast eng mit der Tourismusregion verknüpft“, so Bauer.

Im Gebiet Anhalt-Wittenberg vermarkten 69 Prozent der gastgewerblichen Unternehmen ihre regionalen Produkte. In kulinarischer Hinsicht sei die Region von traditionellen Gerichten aus der Zeit Luthers geprägt: Deftige Speisen, wie Dessauer Speckkuchen und Bernburger „Zwibbelfleesch“ gehörten ebenso wie Zerbster Spargel zu den Spezialitäten. Auch die Mehrheit der gastgewerblichen Unternehmen der Region Magdeburg, Elbe-Börde-Heide nutzen für ihre Küche Produkte aus regionalem Anbau. So bringt unter anderem die Magdeburger Börde eine Vielfalt landwirtschaftlicher Erzeugnisse hervor. Aus dem Rübenanbau entstanden ist ein touristisches Projekt, die Zucker- und Rübenroute, welche eine alte Börde-Tradition touristisch erlebbar macht. Seinen alljährlichen Höhepunkt findet das Projekt im „Tag der Süßen Tour“, zu dem verschiedene touristische Anbieter, Museen sowie Unternehmen ihre Angebote bündeln, um die Bördelandschaft und heimische Produkte kennen zu lernen. In der Altmark werden regionaltypische Produkte unter dem Motto „GENUSSmark beworben. Mit dem Altmärker Kulinarium wurde hier ein Qualitätssiegel geschaffen, das an Hotels, Gastronomie und Direktvermarkter verliehen wird und hochwertigen Service und schmackhafte Spezialitäten aus der Altmark, zubereitet mit frischen, regionalen Produkten garantiert. Bisher konnte das Qualitätssiegel an 32 Betriebe vergeben werden.

In der Reiseregion Harz verwendet laut LAG-Umfrage etwa jeder zweite Unternehmer regionale Produkte (52 Prozent) in der Küche. An heimischen Produkten kommen hier vor allem verschiedene Wildspezialitäten und frischer Fisch aus Ilse oder Bode auf den Tisch. Überregional und als „Spezialität“ bekannt ist der Harzer Käse, der allerdings in Sachsen hergestellt wird. Die Müller-Gruppe hatte die Käserei in Harsleben übernommen und kurz darauf geschlossen. Produkte aus dem Harz mit besonderer Qualität werden mit der Regionalmarke „Typisch Harz“ ausgezeichnet, wie zum Beispiel das Harzer Rote Höhenvieh. Das Siegel kann auch an gastronomische Betriebe für einzelne Gerichte oder für den gesamten Betrieb sowie an touristischen Einrichtungen für harztypische Angebote vergeben werden.