Träger protestieren gegen Kahlschlag

von 14. Dezember 2011

Nur 80 Prozent der Mittel für 100 Prozent erbrachte Leistungen? Ein großer Aufschrei ging wegen dieser Pläne der halleschen Stadtverwaltung durch die Reihe der Freien Träger. Immerhin haben die Proteste etwas bewirkt, die meisten Träger haben nun doch das komplette Geld bekommen. Doch wie es im kommenden Jahr weitergeht, weiß niemand. Völlig unklar ist, mit welchen Zahlungen die Träger rechnen können. Um auf diese unbefriedigende Situation aufmerksam zu machen, haben Mitarbeiter der Jugendhilfe-Einrichtungen am Mittwoch vor dem Stadthaus protestiert und sind mit den Stadträten ins Gespräch gekommen. In der kommenden Woche soll der Jugendhilfeausschuss über die Haushaltsansätze für 2012 beraten.

Doch so lange es von der Verwaltung keine verbindlichen Aussagen gibt, wir bei den Trägern gestrichen. “Wir werden ab 1. Januar unsere Streetwork-Arbeit einstellen”, sagte Sylvia Plättner von der Arbeiterwohlfahrt gegenüber HalleForum.de. Die Jugendhilfe-Arbeit im Dornröschen in Halle-Neustadt liegt dann auch auf Eis. Für das Projekt ABC-Zwerge hoffe man auf Mittel aus der “Aktion Mensch”, andernfalls wäre auch die Kinderdruckwerkstatt in Gefahr.

In der Light-Variante geht es erst einmal in der Jugendwerkstatt Bauhof weiter, sagte Leo Dölle. Man wolle nun erst einmal die Beratungen der kommenden Woche abwarten, sei parallel aber auch mit der Diakonie im Gespräch zu Finanzierungsmöglichkeiten.

“Die Kündigungen zum 31. März 2012 stehen”, sagte Brunhilde Ott vom Deutschen Kinderschutzbund gegenüber HalleForum.de. “Bis dahin reicht unser Geld noch. Wenn bis dahin nichts passiert, gehen die Lichter im Blauen Elefant aus.” Denn die städtischen Gelder werden zur Finanzierung des Erbbaupachtvertrages eingesetzt. Man sei aber optimistisch, dass man zumindest die wichtigsten Projekte retten kann.

Kündigungen ausgesprochen hat auch schon die Schöpfkelle in der Silberhöhe, sagte Leiterin Christina Seidel im Gespräch mit HalleForum.de. Bis zu 120 Veranstaltungen finden ihren Angaben zufolge monatlich in der Einrichtung statt. Immerhin soll das Gebäude, dass dem Träger SKV gehört, vorerst nicht geschlossen werden. Zwei Bürgerarbeiter werden sich um die notwendigsten Aufgaben kümmern. Vorerst werde es auch den Silberhöher Mittagstisch weiterhin geben, einem Mittagsangebot für bedürftige Menschen.

Die Öffnungszeiten drastisch reduziert hat bereits jetzt das Jugend- und Begegnungszentrum am Wasserturm. Bleibe die Stadt bei ihren Kürzungen, würde ein Viertel aller Projekte wegfallen. Zudem drohe zum 1. Februar die komplette Schließung.

Optimistisch zeigt sich Beate Gellert vom Kinder- und Jugendhaus e.V. Ihr Träger hatte die Freizeiteinrichtung “Völkchen” in der Südstadt bereits dicht gemacht. Weil die Stadt nun aber plötzlich doch wieder gezahlt habe, könne die Einrichtung zumindest bis zum Jahresende wieder öffnen. Allerdings müsse sie noch in diesem Jahr wissen, wie es finanziell ab 1. Januar weitergeht, sagte Gellert gegenüber HalleForum.de.

In ihrem aktuellen Haushaltsentwurf sieht die Stadtverwaltung eine Halbierung der Mittel für die Jugendhilfe von 2,3 auf 1,1 Millionen Euro vor.