Uni Halle auf der CeBIT

von 21. Februar 2011

Die Computer- und Technikmesse CeBIT bietet jährlich ein hochkarätiges Forum für die Präsentation neuer technischer Entwicklungen. Auch auf der 26. CeBIT in Hannover wird sich die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wieder mit interessanten Forschungsergebnissen vor einem internationalen Publikum präsentieren. Gemeinsam mit 27 anderen Hochschulen aus Mitteldeutschland ist die MLU mit insgesamt vier Exponaten aus den Bereichen Physik, Informatik und Geologie am Stand "Forschung für die Zukunft" vertreten.

Geologische Ausstellungsstücke in 3D
In den Sammlungen des Instituts für Geowissenschaften finden sich viele seltene Stücke, die Wissenschaftler aus den verschiedensten Ländern regelmäßig für ihre Forschung benötigen. Beim Verschicken der Ausstellungsstücke per Post könnten diese aber schnell beschädigt werden oder sogar verloren gehen. Außerdem sind in den letzten Jahren viele neue Exponate dazu gekommen, die noch nicht vollständig katalogisiert sind.

Um die Stücke jetzt weltweit und jederzeit verfügbar zu machen, erstellen die Geologen der MLU derzeit ein dreidimensionales Abbild der wichtigsten Teile ihrer Sammlung. Die Geologen der Uni Halle haben dazu ein bereits bestehendes Laserscansystem verbessert, um hoch auflösende Abbilder erstellen zu können. Für die Geowissenschaften spielt die Dreidimensionalität eine besondere Rolle, da hierüber auch Vermessungen durchgeführt werden können. Um die Modelle später ohne spezielle Software anschauen zu können, werden die Scans als 3D-Pdf bereitgestellt.

Geologische und Hydrogeologische Modelle weltweit in 3D
Gemeinsam mit dem Institut für Informatik hat der Fachbereich Geowissenschaften ein Verfahren zur Erstellung und Visualisierung von geologischen und hydrogeologischen 3D-Modellen entwickelt. Mit diesen speziellen Methoden werden bereits zahlreiche nationale und internationale Projekte umgesetzt: Zum Beispiel die hydrogeologische Modellierung der mexikanischen Halbinsel Yucatan. Hier untersuchen die Forscher der MLU gemeinsam mit der Universität Merida (Mexico) und der RWTH Aachen das Verhalten der Salz- und Süßwassergrenzen in den letzten 150.000 Jahren. Mit dieser Entwicklung ist es möglich, großräumige Modelle zu erstellen, die bis zu acht mal so groß sind wie Deutschland. "Ein besonderer Fokus liegt bei der Konzeption der Projekte, ressourceneffizient zu arbeiten", so Dr. Wolfgang Gossel vom Institut für Geowissenschaften. Um den speziellen Anforderungen der Software aber auch der einzelnen Projekte gerecht zu werden, wird die benötigte Hardware deshalb bei jedem Projekt neu zusammengestellt.

Single-Chip-Lösungen für Handmessgeräte
Mit so genannten Mixed-Signal-Prozessoren ist es möglich, medizinische Handmessgeräte preiswerter herzustellen. Solche Handmessgeräte werden häufig beim Arzt oder zu Hause verwendet, um beispielsweise den Blutzuckerwert zu bestimmen. Am Institut für Physik der MLU wurden in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe von EKF-diagnostic neue Module für solche Messgeräte entwickelt. "Wir konnten etliche Schaltkreise einsparen, indem deren Funktionalität in den Mixed-Signal-Prozessor verlegt wurde", erklärte Manfred Rost. Durch geschickte Programmierung konnte der Energieverbrauch der Module verringert und damit die Nutzungsdauer der Batterie verlängert werden. Für eine neue Gerätegeneration ist geplant, ein Grafikdisplay mit Touchscreen und ein Telemetrie-Modul bereit zu stellen. Entsprechende Prototypen befinden sich bereits in der Testphase. Die entwickelten Module sind auch für viele andere messtechnische Anwendungen nutzbar. An der Entwicklung der Hard- und Software sind Studenten und Absolventen des Instituts für Informatik maßgeblich beteiligt.

Single sign-on Smartcard – eine Karte für alles
Heutzutage hat man für jeden noch so kleinen Geschäfts- und Privatbereich mindestens einen Benutzernamen und ein dazugehöriges Passwort. Da ist es nicht schwer, den Überblick zu verlieren. Genau an diesem Punkt setzt Dr. Sandro Wefel vom Institut für Informatik mit der Entwicklung einer Single Sign-On Smartcard-Lösung an. Mit dieser Chipkarte ist es möglich, sich nur noch mit einer PIN überall als man selbst auszuweisen. Dazu ist die Karte mit einem kleinen Chip ausgestattet, auf dem alle wichtigen Daten gespeichert werden. Mit der persönlichen Smartcard ist es dann zum Beispiel möglich, sich für Homebanking oder die elektronische Steuererklärung zu authentifizieren. Aber auch biometrische Daten können auf der Karte verarbeitet werden. Auf der CeBIT wird ein System zur Handvenenerkennung mit dem PalmSecure Sensor von Fujitsu vorgestellt, welches sich nahtlos in die Single Sign-On Lösung integrieren lässt.

Bei so vielen sensiblen Daten spielt die Sicherheit natürlich eine zentrale Rolle. "Das Problem haben wir so gelöst, dass die Benutzerdaten nur auf der Karte des jeweiligen Nutzers gespeichert werden und sonst auf keinem Rechner", erklärte Wefel. Derzeit testet er seine Entwicklung mit etwa 1.000 Studenten der MLU, die anstatt ihrer normalen Uniservice-Card eine Hybridkarte haben. Damit können sie nicht nur Bücher ausleihen und in Mensen bezahlen, sondern sich gleichzeitig auch online authentifizieren und sich so auch bei Nutzerportalen wie der Lernplattform "stud.IP" anmelden.

Die Projekte werden auf der CeBIT in Halle 9, Stand D 04, vorgestellt. Die Präsentation findet im Rahmen des Auftritts "Forschung für die Zukunft" der Länder Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt statt.