Wann wird Magdeburg größer als Halle? Wahrscheinlich schon im nächsten Jahr, wenn man den Trend ernst nähme, sagt Manfred Scherschinski, Direktor des Statistischen Landesamtes Und jetzt schon sei die Zahl der Männer in Magdeburg größer als in Halle. Das und noch viel mehr steht im neuen statistischen Jahrbuch 2009, das heute vorgestellt wurde. Zu dem wohl wichtigsten Pressetermin des in Halle ansässigen Landesamtes war auch Innenminister Holger Hövelmann angereist. Der Minister bezeichnete das zweibändige, fast 800 Seiten starke Werk als DAS Handbuch schlechthin.
Sorge bereitet Holger Hövelmann die Bevölkerungsstatistik. Ende 2008 lebten 2381872 Menschen im Lande, gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um 30600. Dabei ist das Wanderungsdefizit mit 60% größer als das Geburtendefizit mit 40%. Die Politik wolle jedoch nicht nur den Schrumpfungsprozess begleiten, sagte Hövelmann. Den Bevölkerungsrückgang könne nicht einmal die langsam steigende Geburtenrate ausgleichen. Wir brauchen dringend eine Zuzugsförderung, forderte der Minister. Insbesondere fehle es dringend an Fachkräften.
Auf Nachfrage von HalleForum.de, mit welchen Maßnahmen man die Zuwanderung nach Sachsen-Anhalt fördern wolle, gab Hövelmann zu, dass zumindest die bisherigen Werkzeuge wenig gegriffen hätten. Weder Rückkehrappelle noch Angebote subventionierten, verbilligten Wohnraums und Grundstücken in kleinstädtischen Bereichen haben messbaren Erfolg gezeitigt. Ein hoffnungsvoller Aspekt sei lediglich der Zuzug ausländischer Studenten und Studenten aus anderen Bundesländern. Hier sei die Entwicklung weitaus positiver als erwartet, und es gäbe sogar noch Reserven. Man werde verstärkt um Studenten werben, zumal nach wie vor die Studienbedingungen an den Hochschulen Sachsen-Anhalts attraktiver seien als in anderen Bundesländern. Manfred Scherschinski warf jedoch ein, dass Studenten nach Abschluss ihres Studiums leider dem Land den Rücken kehren. Bedauerlich findet der Amtsleiter, dass vorzugsweise junge Menschen, insbesondere junge Frauen, das Land verlassen.
Doch der Bevölkerungsrückgang müsse nicht den Untergang des Landes bedeuten. Immerhin produziere ein Arbeiter in Sachsen-Anhalt fast doppelt soviel Güter wie sein Kollege in Baden-Württemberg. Und so katastrophal fielen die Wirtschaftszahlen im Lande auch nicht aus: Das Bruttoinlandsprodukt wuchs mit 1,8 Prozent zwar relativ schwach, aber die Zahl der Unternehmensinsolvenzen fiel auf 780, im Vergleich zu fast 2000 im Jahre 2002. Auch Privatverbraucher müssen seltener den Gang zum Insolvenzgericht befürchten: dieses Jahr waren es nur noch 3597 (2007: 4173). Und die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden ging zurück: 9636 waren es im Jahre 2008, immerhin 5,3% weniger als im Vorjahr. 223 Personen wurden dabei getötet, leider 10 mehr als im Jahr zuvor.
Manfred Scherschinskis Lieblingsthema ist jedoch die Landwirtschaft. Denn die hat gewaltige Erfolge aufzuweisen, und Scherschinski liebt es, Zahlen in Bilder zu fassen. So könne man mit der Jahresproduktion der Landeshennen eine fünfschichtige Eiermauer um das Land ziehen. Dabei scheinen die Hühner an Wochenenden frei zu haben, denn die Landes-Normalglucke legt an 365 Tagen des Jahres nur 308 Eier. Ein Rekordergebnis erzielten Sachsen-Anhalts Milchkühe: im Schnitt geben sie 22,4 Liter Milch, was Rekord ist seit Beginn der Zählung. Das sind ja mehr als zwei Kasten Bier, die da unten dran hängen, sagte Scherschinski. Müssten die Einwohner des Landes von ihren eigenen Produkten leben, käme ein erstaunlicher Speisezettel heraus: Täglich 326 g Schweinefleisch, aber nur 1,5 g Rindfleisch, dafür aber 1,2 Liter Milch, 146 g Gemüse, 40 g Baumobst. Und alle 2 Tage ein Ei.
Das statistische Jahrbuch kann bequem im Online-Shop des Amtes bestellt werden.
www.statistik.sachsen-anhalt.de/shop
Band 1 (Landesdaten und Übersicht über alle Bundesländer: 15,00
Band 2 (Kreisdaten) 5,00
(zuzgl. Porto)