Update zum Kommentar “Salz in der Suppe”

von 4. September 2015

Wenn nun in Halle diksutiert wird, 700 Flüchtglinge in einem Vier-Sterne-Hotel in Halles Stadtzentrum unterzubringen, so ist das noch mehr Öl im Feuer der Wutbürger, wobei die mentale Situation im Osten der Republik noch eine besondere ist. Viele Menschen hier fühlen sich ihrer Heimat beraubt (permanente Negativberichte über die DDR), benachteiligt (deutlich niedrigere Löhne als im Westen, zu wenig Einsatz des Staates für einheimische Kinder und Familien), abgestiegen (sichtbarer gesellschaftlicher Verfall mit überproportional vielen Sozialfällen), schlechter behandelt als jeder Neuankömmling (Dauerterror durch das Jobcenter) und missverstanden (die wenigsten wollen die DDR zurück, sondern mehr Zukunftssicherheit und Gleichberechtigung für alle Deutschen).

Wenn es dann wiederum vor allem saturierte Wessis sind, ob Halles OB Bernd Wiegand und Innenminister Holger Stahlknecht oder Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke, die solche Entscheidungen treffen oder Gegner und Kritiker der Flüchtlingspolitik belehren, dann sind die Jalousien unten. Die Wut ist groß. In den sozialen Netzen schäumen die Temperamente. Dass es noch mehr brennende Asylunterkünfte geben wird, ist abzusehen. Freilich ist jede Form von Gewalt eine kriminelle Handlung, die nicht geduldet werden kann, doch die Feuer werden immer wieder aufflammen, wenn die gesellschaftlichen Ursachen dafür – anfangen von Rüstungsexporten und Nato-Kriegseinsätzen über Medienpropaganda gegen andere Länder und Religionen bis hin zu sozialer Ungleichheit, Massenarbeitslosigkeit und sozialer Diskriminierung – nicht beseitigt werden.

Menschen, die alles verloren haben, ihr Haus, Familienangehörige und Freunde, ihre Heimat und den Glauben an eine sichere Zukunft in ihrem Land, sollen in Deutschland nicht wieder in ein „Kriegsgebiet“ kommen, wo Hass und Angst herrschen. Das aber wird nur mit einem grundsätzlichen und vor allem schnellen Politikwechsel in diesem Lande möglich sein.

Kommentar “Salz in der Suppe”