Ursachen der Gewalt wirksam beenden

von 15. November 2015

Die Tat löste Entsetzen und Trauer aus. Der Anschlag auf die Redakteure der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebro“ – ebenfalls in Paris – war noch nicht wirklich vergessen. Paris scheint in Europa inzwischen die Stadt zu sein, wo sich Terroristen gezielt austoben. Für die Angehörigen der Getöteten kann man nur Beileid empfinden und den Zeugen der Taten und den Überlebenden nur Kraft und Ausdauer wünschen für den Weg zurück in ein normales Leben. Die Gewalt dieser Welt hat auch Europa erfasst.

Gewalt

Gewalt ist abscheulich. Mord ist abscheulich. Terror ist abscheulich. Menschen, die Gewalt ausüben oder damit drohen, zerstören Leben, zerstören Familien, zerstören Herzen und Vertrauen. Gewalt ist keine Lösung. Gewalt pflanzt sich mit Gewalt fort. Gewalt, so ist oft zu lesen und zu hören, ist unmenschlich. Sind Gewalttäter also keine Menschen? Leider doch. Manchen sieht man es an, anderen nicht. Gewalt lebt in kranken Hirnen und fanatischen Schriften.

Trauer

Menschen sind traurig, wenn sie etwas verlieren. Menschen weinen um ihre Kinder, Partner, Angehörigen und Freunde. Jedes Leben endet mit dem Tod und viel öfter, als es den Anschein hat, plötzlich. Wenn Menschen jedoch gewaltsam sterben, ist der Schock besonders groß, die Trauer besonders heftig und in diese Trauer mischt sich die Angst, dass sich das Schreckliche wiederholen könnte.

Bekenntnisse

Jetzt sind die Politiker wieder zu Stelle. Sie müssen etwas sagen, denn alle Kameras sind auf sie gerichtet und alle Mikrofone. Sie reden von Krieg, von Demokratie, von einem Anschlag auf die westliche Welt und ihre Werte, sie beschwören die Solidarität und wollen noch fester als bisher zusammenhalten. Es ist die Stunde pathetischer Worte, nationalen Brüsteschwellens und staatstragender Scheinheiligkeit. In der Stunde des Schmerzes der Betroffenen demonstrieren die Politiker, dass sie sich um die Betroffenen sorgen und um die ganze Nation. Sie verstehen, dass sie verantwortlich sind und vielleicht kennen sie auch ihre Schuld.

Opfer

Natürlich trifft es der üblichen Rede nach immer die Unschuldigen. Aber in der Bibel heißt es nicht ohne Grund: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Ausgehend von der Annahme, dass niemand ohne Schuld ist, soll ein rhetorischer Kniff bewirken, dass alle folgsamen Christen die Steine liegen lassen, vergeben und Frieden halten. Kommt mit dem Tod die Unschuld? Es ist so ein Gefühl, dass die Getöteten den Mördern nicht den Anlass lieferten, sie umzubringen. Sicher ist: Der Opferschutz ist mangelhaft – vor Verbrechen und nach Verbrechen.

Täter

Die Täter sind ihren Opfern immer einen Schritt voraus. Sie wissen, was sie wollen. Sie kennen ihre Ziele und schlagen aus dem Hinterhalt zu und aus der Position der Stärke. Sie wissen, wo Menschen verwundbar sind. Doch Gewalttäter haben lange Vorgeschichten.Oft hat es klein angefangen – mit Ladendiebstählen zum Beispiel. Wer einmal in die Karteien der Polizei sehen konnte, der ist erschrocken, wie früh jene auffällig waren, die immer wieder straffällig wurden. Nicht eben selten heißt es in Polizeiberichten, dass die Täter polizeibekannt sind.Man fragt sich, wie das sein kann, warum diese Menschen nicht dort sitzen, wo sie hingehören: ins Gefängnis oder wenigstens in einer Anstalt, wo sich Fachleute um die Rückkehr auf ein straffreies Leben kümmern.

Ursachen

Diesmal ist von mindestens sechs Tätern die Rede. Ist der Kreis nicht viel größer? Woher kommt die Idee, Menschen zu töten? Ist der Koran frei davon? Sind religöse Schriften allgemein frei davon? Woher kommen die Waffen? Was radikalisiert Menschen so, dass sie vor nichts zurückschrecken? Ist die Gewalt aus der arabischen Welt nicht auch eine Antwort auf den Staatsterror des Westens? Der Westen liefert die Waffen in die Kriegsgebiete, drückt seine Macht- und Wirtschaftsinteressen rücksichtslos durch, bombt für Öl und Gas, schändet Heiligtümer der Menschen anderer Kulturen. Der imperiale Raubtierkapitalismus geht über Leichen – nicht 130, nicht 5000, sondern Millionen.

Maßnahmen

Eine Straftat rechtfertigt keine andere. Ein Mord rechtfertigt keinen anderen. Gewalt rechtfertigt keine Gegengewalt. Doch wenn es um das Leben geht, geht es um Emotionen und den nachvollziehbaren Wunsch, Unrecht zu sühnen.

Wer die Spirale der Gewalt durchbrechen will, wird sie selbst durchbrechen müssen, indem er alle Waffen wegwirft sowie Produktion, Verkauf und Export von Waffen ächtet. Auf diesem Weg zum Frieden werden wir alle bestehen müssen, statt auf Rache zu sinnen und jedem Menschen, der zu uns kommt, zu misstrauen. Doch zum Vertrauen gehören auch Transparenz und Ehrlichkeit. Die Politik der „Willkommenskultur“ ist verlogen, weil sie durch das blinde Vertrauen in jeden, den Weg bereitet für Misstrauen gegen alle und wilde Spekulationen. Deutschland und die Europäische Union müssen ihre Außenpolitik endlich auf Frieden umstellen, sich mit Russland aussöhnen, die bekannten radikalen Islamisten festnehmen, deren Schulen und Internetblogs schließen und den Weichspülerkurs gegenüber den Feinden von Freiheit und Demokratie beenden.