Verkehrsunfallbilanz 2015

von 23. März 2016

Das sind 1.300 Unfälle mehr als im Jahr 2014, seinerzeit wurde jedoch mit 73.076 Verkehrsunfällen der tiefste Stand in Sachsen-Anhalt seit Einführung der bundesweiten Statistik im Jahr 1991 erreicht. Die Anzahl der sich im Jahr 2015 ereigneten Unfälle stellt insgesamt den zweittiefsten Wert der vergangenen 25 Jahre dar.

Leicht rückläufig, von 8.246 auf 8.213 Unfälle, ist die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen. Der überwiegende Teil der betroffenen Personen verletzte sich dabei nur leicht.

Dem stehen 2.432 Personen gegenüber, die schwer verletzt worden sind. Das sind 114 Personen mehr als im Jahr 2014. Von 138 auf 145 angestiegen ist die Anzahl der Verunfallten, für die jede Hilfe zu spät kam.

Innenminister Holger Stahlknecht: „Obwohl wir uns seit vielen Jahren auf einem niedrigen Niveau bei Verkehrsunfällen befinden, macht mich das als Mensch betroffen. Ein schwerer Unfall bringt immer unsägliches menschliches Leid mit sich. Vielfach wäre das vermeidbar, wenn die Verkehrsteilnehmer Regeln befolgen und mit mehr Rücksicht im Straßenverkehr unterwegs sein würden.“

Bei einer isolierten Betrachtung der Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden, also Unfälle, bei der mindestens eine Person schwer verletzt wurde, ist jeder vierte auf eine überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen. Weitere 17,4 Prozent haben eine Vorfahrtsverletzung als Ursache. In 9,9 Prozent führte ein zu geringer Abstand und bei 7,7 Prozent der Konsum von Alkohol zu einem Verkehrsunfall.

Stahlknecht kündigte in diesem Zusammenhang an, am 21. April am bundesweiten Blitzmarathon teilzunehmen.

Bezogen auf das Gesamtunfallgeschehen rangiert bei den Hauptunfallursachen wie auch in den Jahren zuvor das „Wenden/Rückwärtsfahren“ durch eine Vielzahl sog. Parkplatzunfälle an erster Stelle. 13.255 Unfälle wurden in diesem Zusammenhang erfasst. Knapp dahinter folgen die Wildunfälle mit 13.030 Unfällen. Den dritthöchsten Wert, mit 8.699 Unfällen, macht ein zu geringer Abstand aus.

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Verkehrsunfallsituation nach Ortslagen

Auf den Autobahnabschnitten des Landes nahm die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle um 4,8Prozent (+ 208) auf insgesamt 4.538 Unfälle zu. Dabei wurden insgesamt:

– 26 Personen getötet (+ 1/ +4,0 Prozent),

– 311 Personen schwer verletzt (+37/ +13,5 Prozent),

– 622 Personen leicht verletzt (+95/ +18,0 Prozent)

Während das Unfallgeschehen auf dem Streckenabschnitt der BAB 2 von einem signifikanten Rückgang der Unfallschwere um 33 schwer verletzte oder getötete Personen (-29,3 Prozent) auf insgesamt 80 Schwerverletzte und Getötete gekennzeichnet war, musste für die Abschnitte der BAB 9 und 14 eine deutliche Zunahme um 60 Schwerverletzte und Getötete (+66,7 Prozent) bzw. 20 Schwerverletzte und Getötete (+40,8 Prozent) festgestellt werden.

Gleichzeitig nahm die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Lkw auf den Autobahnabschnitten von 1.907 (2014) um 30 (+1,6 Prozent) auf insgesamt 1.937 (2015) zu; lediglich auf der BAB 9 sank die Anzahl um fünf auf 559 (- 0,9 Prozent).

Während sowohl die Anzahl der Verkehrsunfälle als auch die Unfallschwere innerorts sank, nahm sie außerhalb der Ortschaften (ohne BAB) zu.

So stieg hier die Anzahl der Verkehrsunfälle um 1.257 (+6,7 Prozent) auf insgesamt 20.008. Gleichzeitig nahm auch die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden um 178 (+8,2Prozent) auf 2.354 Unfälle zu. Dabei wurden insgesamt 87 Personen getötet (+19/ + 27,9 Prozent) und 1.017 schwer verletzt (+100/ +10,9 Prozent).

Fast 40 Prozent der Unfälle mit Schwerverletzten und Getöteten waren hier auf die Unfallursache „Geschwindigkeit“ zurückzuführen.

Aufschlüsselung innerhalb geschlossener Ortschaften:

  • 67,0 Prozent aller Verkehrsunfälle,

  • 50,1 Prozent aller Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden,

  • 22,1 Prozent aller Getöteten und

  • 45,4 Prozent aller Schwerverletzten

Aufschlüsselung außerhalb geschlossener Ortschaften:

  • 26,9 Prozent aller Verkehrsunfälle,

  • 40,0 Prozent aller Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden,

  • 60,0 Prozent aller Getöteten und

  • 41,8 Prozent aller Schwerverletzten

Aufschlüsselung Bundesautobahnen:

  • 6,1 Prozent aller Verkehrsunfälle,

  • 9,9 Prozent aller Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden,

  • 17,9 Prozent aller Getöteten und

  • 12,8 Prozent aller Schwerverletzten

Altersgruppen

Kinder (bis 14 Jahre)

Mit insgesamt 793 Kindern verunglückten 120 Kinder weniger (Rückgang um 13,1 Prozent). Im vergangenen Jahr verunfallten bei Verkehrsunfällen vier Kinder als Mitfahrer im Pkw und jeweils ein Kind als Fußgänger bzw. Fahrradfahrer tödlich (2014: zwei als Fußgänger).

Die größte Gefahr für Kinder im Straßenverkehr besteht in deren „passiver“ Teilnahme als Insassen von Fahrzeugen (49,3 Prozent aller verunglückten Kinder).

Jugendliche (15 bis 17 Jahre)

Mit insgesamt 542 Jugendlichen verunglückten gegenüber dem Vorjahr (511 Jugendliche), 31 Jugendliche mehr (+ 6,1 Prozent). Dabei wurde eine jugendliche Person als Mitfahrer im Pkw getötet (-1) und 109 als Mitfahrer schwer verletzt (-3).

Im Rahmen des Projektes „Begleitetes Fahren mit 17“ wurden insgesamt 23 Verkehrsunfälle (-12/ -34,3 Prozent) registriert, von denen neun (-4/ -30,8 Prozent) durch Projektteilnehmer verursacht wurden. Dabei verletzten sich insgesamt zwei Personen schwer und sieben leicht.

Im Rahmen des Modelprojektes „Mopedführerschein mit 15“ wurden landesweit 70 Verkehrsunfälle (+17/ +32,1 Prozent) registriert, von denen Projektteilnehmer 49 (+10/ +25,6 Prozent) verursachten. Insgesamt verletzen sich hier 13 Personen schwer und 35 leicht.

Altersgruppe der 18 bis unter 25-Jährigen

Mit 1.374 Angehörigen dieser Altersgruppe wurden gegenüber 2014 insgesamt 90 Verunglückte weniger festgestellt, was einem erneuten Rückgang um 6,2 Prozent entspricht.

Insbesondere in den so genannten Disco-Nächten an den Wochenenden ging dabei die Anzahl der Verunglückten mit 109 um fast 30 Prozent zurück.

Gleichwohl starben auf den Straßen Sachsen-Anhalts wiederum 13 junge Menschen (2014: 18) und weitere 292 wurden schwer verletzt (2014: 281). Damit ist diese Altersgruppe mit einem Bevölkerungsanteil von 5,2 Prozent, aber einem Anteil von 8,9 Prozent an den Getöteten und 12 Prozent an den Schwerverletzten noch immer überproportional bei den Verunglückten vertreten. Allerdings zeichnet sich bereits seit Jahren eine positive Entwicklung ab, was neben dem Projekt „Begleitetes Fahren ab 17“ nicht zuletzt auch auf zahlreiche präventive Aktivitäten für diese Zielgruppe zurückzuführen sein dürfte.

Altersgruppe der über 65-Jährigen

Insgesamt verunglückten im Vorjahr 1.507 Personen dieser Altersgruppe. Im Vergleich zum Jahr 2014 entspricht das einem Rückgang um 19 Verunglückte (- 1,3 Prozent).

Im Jahr 2015 wurden bei Verkehrsunfällen in dieser Altersgruppe 41 Personen getötet (2014: 35) und 436 schwer verletzt (2014: 445), was einem Anteil von 28,3 Prozent bei den Getöteten und 17,9 Prozent bei den Schwerverletzten entspricht.

Bezogen auf ihre Verkehrsbeteiligung waren von den Verunglückten im Jahr 2015 insgesamt 499 (33,1 Prozent) als Fahrer eines Pkw und 443 (29,4 Prozent) mit dem Fahrrad unterwegs.

Motorisierte Zweiradfahrer (Kräder über 11 kw Motorleistung)

Die bundes- und europaweit als problematisch erkannte Zielgruppe der Motorradfahrer stellt für Sachsen-Anhalt zwar nach wie vor keinen landesweiten Schwerpunkt dar. Gleichwohl gibt es regionale Besonderheiten, wie zum Beispiel im Harz mit der für Motorradfahrer attraktiven kurvigen Streckenführung. So wurde bei Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Motorrädern im Vorjahr mit 998 gegenüber 1.048 im Jahr 2014 landesweit ein Rückgang um 50 Unfälle (- 4,8 Prozent) verzeichnet. Dabei wurden 15 Personen getötet (2014: 16), 206 schwer- (2014: 211) und 274 leichtverletzt (2014: 343) – Hauptunfallursache: „Geschwindigkeit“.

Um regional erkannten kritischen Entwicklungen in dieser Zielgruppe zu begegnen, ist zum Beispiel auch in diesem Jahr gemeinsam mit den Bundesländern Niedersachsen und Thüringen die Fortführung der länderübergreifenden Verkehrssicherheitsaktion „Sicher durch den Harz“ vorgesehen.

Fahrradfahrer

Hinsichtlich der Zielgruppe „Fahrradfahrer“ ist mit 2.856 polizeilich erfassten Verkehrsunfällen (2015) gegenüber 3.086 Unfällen (2014) ein landesweiter Rückgang um 230 Unfälle (- 7,5 Prozent) festzustellen. Dabei wurden 15 Personen getötet (2014: 13), 454 schwer- (2014: 469) und 1.766 leichtverletzt (2014: 1.746).

Anders als beim Pkw liegt hier auf Grund fehlender Schutzeinrichtungen im Schadensfall ein hohes Verletzungsrisiko vor. So beträgt der Anteil schwerverletzter Radfahrer an der Gesamtzahl schwerverletzter Verkehrsteilnehmer des Vorjahres in den drei städtischen Ballungszentren Dessau-Roßlau 48 Prozent, Halle (Saale) 37,5 Prozent und Magdeburg 31,4 Prozent.