Verstümmelt Zoo Halle Pelikane?

von 11. März 2011

Zwei Meerespelikane sind in den letzten Tagen im Bergzoo in Halle (Saale) aus ihren Eiern geschlüpft. Im Zoo freut man sich darüber, doch die Tierschutzorganisation PETA überzieht den Zoo nun mit Vorwürfen. Für die Jungtiere werden “sich schon bald die grausame Zoo-Realität einstellen.” So werde ihnen rechtzeitig zur Flugfähigkeit vom Zoopersonal verstümmelt. Den Besuchern werden “eine angeblich artgerechte Haltung in einer Außenanlage” vorgegaukelt, den Tieren werden die Flugfedern beschnitten, damit diese das Gelände nicht verlassen können.

PETA fordert ein generelles Zuchtverbot für Tiere in zoologischen Einrichtungen. Außerdem sollen sich die Zoos in Auffangstationen für Tiere umwandeln, die sich in Notlagen befinden, wie etwa Tiere aus Zirkusbetrieben. „Die Flügel eines Vogels zu stutzen, ist genauso unmenschlich, wie einem gesunden Menschen grundlos beide Beine zu amputieren“, sagte Zooexperte Bernd Hoffmann von PETA. Meerespelikane seien ausgesprochene Flugkünstler, die 24 Stunden in der Luft bleiben können, einzelne Flugstrecken von bis zu 1.000 Kilometer zurücklegen und dabei Flughöhen von 3.000 Metern erreichen. Jeder Zoobesucher sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Grausamkeit mit seinem Eintrittsgeld unterstützt wird, so PETA. „Der Zoo Halle ist eine rein kommerzielle Unternehmung, in der Tiere nur als Zuschauermagneten dienen und für die Unterhaltung der Menschen ausgenutzt werden.“

“PETA hat immer etwas an Zoos auszusetzen, insofern darf man diese Meldung nicht überbewerten”, reagierte der stellvertretende Zoodirektor Timm Spretke auf die Vorwürfe. Im vergangenen Jahr seien tausende Pelikane dieser Art im Golf von Mexiko durch die Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon verendet und das gesamte Ökosystem nachhaltig zerstört worden, “da ist doch der Schlupf zweier Jungtiere eine wirklich erfreuliche Mitteilung.” Die Schwungfedern an einem Flügel zu beschneiden, um die Flugfähigkeit von Vögeln bis zur nächsten Mauser einzuschränken, sei bei den Bewohnern von Wasservogelanlagen in Zoos gängige Praxis. Die Zoos müssten dafür Sorge tragen, dass die zu pflegenden Tiere das Zoogelände nicht verlassen können. “Dieses Beschneiden ist aber eher mit dem kürzen von Fingernägeln oder Haaren vergleichbar, aber keinesfalls mit eine Amputation”, so Spretke.

Vorwürfe der Kommerzialität weist der Zoo-Vize zurück. “Die eher bescheidenen Eintrittsgelder decken kaum ein Drittel der Zooausgaben.” Trotzdem würden jährlich fast 400 Wildtiere wie Vögel, Fledermäuse und Igel, die krank oder verletzt in Halle und Umgebung gefunden werden, tierärztlich und tierpflegerisch im Bergzoo Halle versorgt und nach ihrer Gesundung wieder ausgewildert.