Verwaltung informierte über Großbaustelle Halle-Ost

von 31. Januar 2012

Am 10. Februar rücken die Bagger im halleschen Osten weiter voran. Dann startet die Sanierung der Grenzstraße, Reideburger Straße, Verlängerten Apoldaer Straße und Am Klärwerk, ab September ist auch noch die Sanierung der Fiete-Schulz-Straße vorgesehen. Am Dienstagabend informierte die Stadtverwaltung nun die betroffenen Anlieger in einem Bürgerforum im Stadthaus über das neue Großbauprojekt, das bis zum März 2013 dauern wird.

Insgesamt 18,3 Millionen Euro werden investiert, dabei kann die Stadt auf eine so genannte GA-Förderung von 90 Prozent verweisen. 10 Prozent Eigenanteil muss die Stadtkasse tragen. Straßenausbaugebühren rollen zwar auf die Anlieger zu, jedoch im überschaubaren Maße. Denn für den Straßenbau selbst sind die Anliegergebühren durch die Fördermittel mit abgedeckt. Doch für Nebenanlagen können zum Teil Ausbaubeiträge fällig werden.

Möglich werden die Arbeiten und die große Förderung dadurch, dass mehr als 100 Jahre alte Wasser- und Abwasserleitungen ausgetauscht werden. “Das Abwassernetz entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen”, so Projektsteuerer Dieter Beele. Die Kapazitäten seien zu gering. Durch den Ausbau könne man nun überall 6.50 bis 7.00m breite Fahrbahnen garantieren. Daneben werde es mindestens auf einer Seite einen den Regelwerken entsprechenden Gehweg geben. Auch Parkflächen werden hier und da entstehen, so Beele.

Weil zeitgleich an den für das Gewerbegebiet wichtigen Straßen gebaut wird, mussten sich die Planer ein komplexes Umleitungssystem ausdenken. Sämtliche Straßen, bis auf die Sackgassen, werden zu Einbahnstraßen. Für das ausgetüftelte System zeigt sich Verkehrsplaner Gerd Vater von der VSC Verkehrs-System Consult Halle GmbH verantwortlich. Hauptsächlich werden die Einbahnstraßen im Uhrzeigersinn angeordnet. Während der Baumaßnahmen sollen alle Ziele erreichbar sein, sagte Vater. Dies sei auch eine Anforderung der Rettungsdienste gewesen. Allerdings werden sich die Bauzustände fast wöchentlich ändern und damit neue Verkehrsführungen mit sich bringen. “Da wird von den Autofahrern eine ungeheure Aufmerksamkeit gefordert”, erklärte der Verkehrsplaner. Schweißperlen treibt ihm aber die Unvernunft so mancher Autofahrer auf die Stirn. Denn schlechte Erfahrungen mit der Verkehrsbeschilderung habe man schon in der Delitzscher Straße gemacht. Hier seien von vielen Verkehrsteilnehmern Schilder einfach ignoriert worden. Das Ergebnis: Laster steckten im Wohngebiet Spargelweg fest. Auch im neuen Baufeld rechnet Vater damit, dass Autofahrer Einbahnstraßenschilder ignorieren. Seine wichtigste Aufforderung deshalb: in der Baustelle das Navi aus.

Einen Streit gab es in der Bürgerversammlung um die Straßenausbaubeiträge. Zu Wort hat sich Evelyn Walter aus der Delitzscher Straße gemeldet. Sie muss dort kräftig in die Tasche greifen und kritisierte, dass für die Arbeiten im Gewerbegebiet so gut wie keine Ausbaubeiträge fällig werden. Nach Angaben von Baudezernent Uwe Stäglin liege dies insbesondere an den unterschiedlichen Förderprogrammen.

Aufgenommen wurden von der Stadtverwaltung Vorschläge, in der Fritz-Hoffmann-Straße an der Schule einen Fußgängerüberweg einzurichten, weil dort durch die Baustelle im Gewerbegebiet mit mehr Verkehr gerechnet werden muss. Mit den Gewerbetreibenden will die Stadt in Kontakt kommen, um über ein Hinweissystem zu beraten. Während der Umleitungsphase soll damit auf die neue Route zu wichtigen Betrieben hingewiesen werden. Ampel sind während der Baumaßnahmen nicht vorgesehen, wenn höchstens im sporadischen Einsatz. Doch nach Abschluss wird die Kreuzung Grenzstraße / Reideburger Straße künftig von Lichtsignalanlagen geregelt.

Mehrere Bürger meldeten sich wegen der Baumfällung in der Otto-Stomps-Straße und den geplanten Fällungen in der Fiete-Schulze-Straße zu Wort. Insbesondere Bauingenieur Detlev Steinkampf fand harte Worte. Er sprach von einem “Gefälligkeitsgutachten”, welches die Stadt habe erstellen lassen, um die Bäume zu fällen. Er zweifele die Kompetenz des Umweltamtes an, zumal die wie auch das Planungsbüro ein und der selben Person unterstehe – Baudezernent Stäglin. Das Gutachten, so Steinkampf, sei falsch und inhaltlich nicht haltbar. “Es ist dilettantisch verfasst.” Angeblich seien die Bäume, so zumindest das Gutachten, in ihrer Standfestigkeit geschädigt. Dabei hätten diese die heftigen Stürme vom September überstanden. Der Stadt warf Steinkampf vor, hier bewusst eine Verschlechterung der Wohnqualität in Kauf zu nehmen, damit die Menschen hier wegziehen. Steinkampf zog auch die Verbindung zum Bebauungsplan, der aufgestellt werden soll und explizit Gewerbegebiete ausweisen soll. Offenbar solle auf diese Weise Platz für Industrieansiedlungen geschaffen werden. Eine weitere Frau erklärte, die gefällten Bäume in der Otto-Stomps-Straße seien sichtbar gesundgewesen, die Wurzeln hätten tief in die Erde gereicht. “Man sieht nicht immer gleich an den Schnittflächen die Krankheit eines Baumes an”, meinte Baudezernent Uwe Stäglin. Während für die Otto-Stomps-Straße und die Sommerlinden so gut wie alle Messen gesungen sind – die meisten Bäume sind ja schon gefällt – gibt es noch etwas Hoffnung für die Bäume in der Fiete-Schulze-Straße. Denn hier gibt es noch keine Fällgenehmigung. Derzeit wird ein 100seitiges Gutachten ausgewertet. Es sei erst am Dienstag in der Stadtverwaltung eingetroffen und beschäftigt sich mit den 98 Bäumen in der Fiete-Schulze- und der Otto-Stomps-Straße.

Aber es wird nicht nur gefällt, sondern auch neu gepflanzt. Insgesamt 500 Jungbäume sollen ihren Platz finden. So erhält die nördliche Grenzstraße erstmals Straßenbäume. Nach Angaben von Herrn Wagner vom städtischen Tiefbauamt bekomme jeder Baum eine 6 Kubikmeter große Pflanzfläche, der Boden Drumherum werde zudem aufgelockert, um den Wurzelwuchs zu fördern. Während schon klar ist, dass es in der Otto-Stomps-Straße wieder Linden werden, ist für alle übrigen Bäume noch keine Entscheidung über die Sorte gefallen.