Volksinitiative zeigt sich nach Quartalsgespräch mit Ministerpräsidenten unzufrieden mit der Entwicklungsdynamik

Volksinitiative zeigt sich nach Quartalsgespräch mit Ministerpräsidenten unzufrieden mit der Entwicklungsdynamik
von 7. Juni 2018

Das Treffen am gestrigen Mittwoch war aus Sicht der Volksinitiative konstruktiv. Es verdeutlichte jedoch auch, dass von den avisierten Maßnahmen viel zu wenig an der Basis spürbar ist.

In drei Wochen endet das Schuljahr. Trotz „Bedarfsmindernder Maßnahmen“ war es durch eine landesweite Unterrichtsversorgung fern ab der zugesagten 103% von enormen Unterrichtsausfällen geprägt. Nach dem zweiten Gespräch mit dem Regierungschef lässt sich konstatieren, dass auch im nächsten Schuljahr keine schnelle Verbesserung der Unterrichtsversorgung zu erwarten ist. Im Gegenteil: Die Volksinitiative geht davon aus, dass landesweit – bei steigenden Schülerzahlen um etwa 2000 Kinder – nicht mehr Lehrer*innen als bisher vor den Klassen stehen. Dies wird im ganzen Land zu weiteren Unterrichtsausfällen und Kürzungen führen. Matthias Rose, Vorsitzender des Landeselternrates, mahnt an: „Uns als Eltern ist es wichtig, dass unseren Kindern die umfassende Bildung zuteilwird, die sie verdienen. Es muss ein solides Fundament für ihre Zukunft gelegt werden.“ Der Ministerpräsident bekannte sich im Gespräch wiederholt zur Wichtigkeit der Einstellung von ausreichend vielen Lehrer*innen.

Die Vertreter*innen der Volksinitiative prüften im Gespräch mit den Regierungsvertreter*innen die Umsetzung des Landtagsbeschlusses zur Volksinitiative kritisch. Dabei war festzustellen, dass bisher nur für einen Teil der Beschlusspunkte Maßnahmen ergriffen wurden. Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt, untermauerte diese Problematik: „Jeden Tag fehlen im System knapp 500 Lehrkräfte, weil sie u.a. dauerhaft krank sind oder sich in Elternzeit befinden. Eine Kompensierung ist erst für das Jahr 2019 vorgesehen.“ Das sei zu spät. Hinzu komme, dass sich wieder viele junge Pädagog*innen, die ihren Vorbereitungsdienst in wenigen Wochen beenden, auf attraktivere Stellen in anderen Bundesländern orientieren.

Auch bei den Pädagogischen Mitarbeiter*innen ist wenig Besserung in Sicht. Trotz eines Spielraums von etwa 100 freien Stellen für Pädagogische Mitarbeiter*innen, werden nur 70 Stellen ausgeschrieben, nach Beratung mit der Volksinitiative nun als unbefristete Stellen. Mit Blick auf die Gewinnung von Seiten- sowie Quereinsteiger*innen muss ebenfalls festgehalten werden, dass große Werbeaktionen, solide Qualifikationsprogramme sowie umfassende Informationsbereitstellung für potenzielle Bewerber*innen bisher nur angekündigt sind. „Ich bin verwundert über die Geduld, mit der in Bezug auf diese Krise, vorgegangen wird.“ äußert die Vorsitzende des Grundschulverbandes Sachsen-Anhalt, Thekla Mayerhofer, verwundert. Noch immer fehle es offenbar an einem wegweisenden Konzept sowie bahnbrechendem Handlungsdrang in der gemeinsamen Überwindung dieser Herausforderung. „Die Qualität des Unterrichts, ja von allem, was Schule leistet, kann so nur massiv leiden und das ist fatal“, schätzt sie ein.

Über die Umsetzungen des Landtagsbeschlusses, in Bezug auf eine flexiblere Ausschreibung und die Umsetzung der Ergebnisse der „Expertenkommission zur Ermittlung des Lehrkräftebedarfs“, zeigen sich die Initiator*innen der Volksinitiative zuversichtlich. Im nächsten Treffen sollen die Unterrichtsversorgung im neuen Schuljahr und die Kampagne zur Lehrkräftegewinnung zentrale Themen sein. Die Volksinitiative wird die Entwicklung in den Bereichen Lehrkräftegewinnung, Einstellungen von Pädagogischen Mitarbeiter*innen sowie die Lehrer*innenbildung weiterhin kritisch begleiten.