Volle Horte und leere Schulen

von 8. Mai 2012

 Mit Blick auf die in den letzten Jahren drastische gesunkene Einwohnerzahl in Halle (Saale) müsste sich die Stadt eigentlich freuen. Denn seit einigen Jahren geht die Zahl der Geburten wieder nach Oben. Doch so richtig darauf vorbereitet hat sich die Stadt darauf nicht, insbesondere bei Kita- und Hortplätzen sowie bei den Schulen.  Denn die Kinderzahl ist bekannt, liegt statistisch vor. Trotzdem kommt die Veränderung für die Verwaltung wohl Jahr für Jahr überraschend. Denn bereits jetzt platzen viele Horte aus allen Nähten. Bei einem weiteren Anstieg, er auch zu erwarten ist, müssen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. Doch auf die Nachfrage von HalleForum.de, ob denn die Plätze ausreichen, antwortete die Verwaltung lapidar: „Sollten im kommenden Schuljahr die Schülerzahlen ansteigen, müssen dort mehr Hortplätze durch die Träger zur Verfügung gestellt werden. Eine klare Aussage kann erst getroffen werden, wenn abschließende Anmeldezahlen für die Grundschulen vorliegen.“ Zugeknöpft gibt sich die Stadt auch bei der Frage nach den Schülerzahlen. „Derzeit liegen noch keine abschließenden Zahlen für das neue Schuljahr vor“, hieß es da nur auf Nachfrage von HalleForum.de „Die Gesamtschülerzahlen pro Schule ab neuem Schuljahr müssen die Schulen erst in der 37/38. KW (Mitte Sept.) nach  Schuljahresbeginn an das Landesschulamt und die Stadt melden.“ Etwas detaillierter wird da die Integrierte Schul- und Hortentwicklungsplanung, die derzeit den Stadträten als Informationsvorlage vorliegt. 38 Horte gibt es derzeit in der Stadt, daneben werden in einigen Kindertagesstätten Hortplätze zur Verfügung gestellt. Insgesamt gehen laut Stadtverwaltung 5.300 Schülerinnen in den Hort. Bis 2020 sei mit einem Anstieg zu rechnen, danach geht es laut Stadt mit den Hortschülern nach unten. Ähnlich verhält es sich mit den Schulen der Stadt. Gut ausgelastet ist beispielsweise die Grundschule Albrecht Dürer im Paulusviertel. Eine Genehmigung für 264 Schüler und 215 Hortkinder hat die Einrichtung. Doch laut Prognosen wird die Zahl bis 2017 auf 283 Schüler und 258 Hortkinder ansteigen.  Auch die Wittekindschule in Giebichenstein gehört zu den Problemfeldern. Die Schule selbst bietet insgesamt 337 Kindern Platz. Bis auf 316 Schüler soll die Zahl der Schüler im Jahr 2013 ansteigen, aktuell sind es 274. Insbesondere beim Hort besteht aber Handlungsbedarf. Zugelassen sind eigentlich 160 Kinder, per Ausnahmegenehmigung bis Schuljahresende noch 200. In den nächsten Jahren wird aber auch Prognosen zufolge die Zahl der Hortkinder auf 193 steigen. Überbelegung herrscht auch an der Grundschule Heiderand, die gerade durch das entstandene Wohngebiet Heide-Süd wächst. Für 293 Schüler und 110 Hort-Kinder ist sie zugelassen. Im Jahr 2016 werden es 310 Kinder und 177 Hortkinder sein. Unproblematisch von der Belegung her ist die Schule am Kirchteich. Mit einer Kapazität von 249 Schülern und 160 Hortkindern (zusammen mit der Kastanienallee) hat die Einrichtung noch deutlich Platz. Die Schülerzahlen steigen von aktuell 100 auf 163 im Jahr 2017 an, der gemeinsam mit der Grundschule Kastanienallee betriebe Hort wird von aktuell 83 auf 127 Kinder steigen. Die Schule in der Kastanienallee hat Platz für 323 Schüler, die höchste tatsächliche Schülerzahl wird 2016 mit 297 Schülern erreicht.  Problematisch gestaltet sich für etliche Schulen auf die geplante Sanierung über das Stark III-Förderprogramm. Hier wird eine Demografiesicherheit gefordert. Das bedeutet, die Einrichtung muss dauerhaft bestandssicher sein und damit eine Mindestschülerzahl von 140 aufweisen, um tatsächlich in den Genuss von Stark-III-Fördermitteln zu kommen. Sozialdezernent Tobias Kogge wies darauf hin, dass hier insbesondere die Energie-Effizienz im Vordergrund stehe. Das pädagogische Konzept spiele – anders als beim Efre-Programm – keine Rolle. Wie Kogge gegenüber HalleForum.de sagte, wolle er als erste Schule die Auenschule in das Förderprogramm aufnehmen lassen. Hier sei ein Neubau geplant. Doch die hat aktuell nur 105 Schüler und wird anders als die Schulen der Innenstadt auch weiterhin mit einem Rückgang zu kämpfen haben. Der Tiefstwert soll im Jahr 2019 mit nur noch 85 Schülern erreicht werden. Aus diesem Grund plant die Verwaltung eine Anpassung des Schulbezirkes. Teile der Südstadt sollen nun der Auenschule zugewiesen werden (siehe nebenstehende Karte).