Von der Stasi getötet

von 8. November 2009

Am 22. März 1984 kam es am Straßendreieck Brandbergweg/Dölauer Straße/Nordstraße in Halle (Saale) zu einem Verkehrsunfall. Nichts ungewöhnliches. Wäre da nicht der französische Oberstabsfeldwebel Phillipe Mariotti gewesen, der bei dem Unfall sein Leben verlor. Heute wissen wir: es war die Staatssicherheit, die den Unfall provozierte, bei dem der Mercedes der Franzosen durch einen gepanzerten Laster völlig zerstört wurde. Während Mariotti seinen schweren Verletzungen erlag, wurden seine beiden Mitfahrer verletzt. Das MfS schob den Franzosen die Schuld am Unfall zu. Diktiergerät, Filmmaterial und Karten wurden beschlagnahmt. Die Stasi-Offiziere erhielten für “vorbildliches politisch-operatives Handeln” eine Prämie. Zur Verantwortung gezogen wurden sie nie, obwohl die Namen bekannt sind.

In Gedenken an den Tod vor 25 Jahren und den bevorstehenden 20. Jahrestag des Mauerfalls wurden am Sonntagnachmittag Kränze am “Unfallort” niedergelegt. “Eine Unvorstellbare Aktion”, sei das damals gewesen, kommentiere der Beigeordnete Tobias Kogge in seiner Begrüßungsrede die Ereignisse. Das passe zu dem, was man heute über den Überwachungsstaat wisse. Halle stelle sich der Aufgabe den Ort zu pflegen und darauf hinzuweisen, was hier passiert sei. “Sein Schicksal soll zeigen, wozu ein Unrechtsstaat in der Lage ist”, so Kogge. “Mariotti sollte uns Mahnen, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nicht infrage zu stellen.

General Jean-Paul Staub, damals mit im Auto, sagte während der Kranzniederlegung, die “vollbewusste” Aktion der Stasi zeige die zynische Art des kommunistischen Regimes der DDR.