Von der Televisite zum 1. deutschen E-Rezept – Projekt HAENDEL II

Von der Televisite zum 1. deutschen E-Rezept – Projekt HAENDEL II
von 19. Juli 2019

Die Frage „Selbstbestimmt leben“ stellt sich jedoch auch in den Städten. Die Zahl der Seniorenhaushalte steigt auch hier, Singularisierung und Vereinsamung spielen eine noch größere Rolle als in gewachsenen dörflichen Strukturen. Bereits heute leben 40 % der Bevölkerung ab 65 Jahre alleine.

Die Hallesche Wohnungsgenossenschaft FREIHEIT eG (HWF) stellt sich seit Jahren innovativ den Herausforderungen des demografischen Wandels, erarbeitete gemeinsam mit der medizinischen Wissenschaft und Partnern der Gesundheitswirtschaft Lösungsansätze und setzt diese in die Praxis um. So ist im Rahmen des 2015 deutschlandweit beachteten Modellprojekts “Wohnen mit Demenz” eine speziell auf die Bedürfnisse von Demenzkranken ausgerichtete Wohnung in der Vogelweide 42 entstanden. Mit den Erfahrungen aus dem Modellprojekt wurden 2016 die Seniorenwohngemeinschaft im Karpfenweg 18 umgestaltet und 2018 mit der Wohngemeinschaft „Lebensfreude“ in der Weißenfelser Straße 49 ein neues Kapitel des betreuten Wohnens speziell für Demenzkranke aufgeschlagen.

Getragen von der Unterstützung der Landesregierung mit Schirmherr Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, und den Entscheidungen des Deutschen Ärztetages 2018 zu eHealth und Telemedizin, wurde das Projekt Telemedizin Sachsen-Anhalt fortgeschrieben.

Die Partner, Hallesche Wohnungsgenossenschaft FREIHEIT eG, AOK Sachsen-Anhalt, Better@Home, TeleClinic, Hochschule Anhalt, Krankenhaus St. Elisabeth [&] St. Barbara und Kanzlei Dr. Strich, haben von 2018 bis 2019 20 Wohneinheiten in unterschiedlichen Stadtteilen von Halle mit digitalen
Assistenzsystemen und telemedizinischen Services ausgestattet und das Modell wissenschaftlich evaluiert.

Ziel des gemeinsamen Projektes war es, den Bewohnerinnen und Bewohnern digitale Assistenzsysteme und Services (Telemedizin) an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, länger selbstbestimmt zuhause zu leben.

Damit ging die Studie weit über reine telemedizinische Anwendungen hinaus. Die Sensoren und Assistenzsysteme erfassten kritische Situationen und meldeten diese je nach Erfordernis an Angehörige, Pflegedienste oder eine Hausnotrufzentrale. So konnte beispielsweise erfasst werden, ob Bewohnerinnen und Bewohner zu ungewöhnlichen Zeiten (nachts) die Wohnung verlassen, gestürzt oder bewusstlos waren, den Herd oder den laufenden Wasserhahn vergessen hatten oder über einen längeren Zeitraum inaktiv waren. Darüber hinaus konnten Bewohnerinnen und Bewohner über den im Fußbodenbereich installierten Hilferufknopf aktiv nach Unterstützung verlangen. Im Projektzeitraum wurden 80 Televisiten durchgeführt.

Mit der technischen Ausstattung der 20 Wohnungen, der Einrichtung der IT- und Serviceplattform, der rechtlichen Begleitung und der wissenschaftlichen Evaluierung nehmen die Projektpartner eine deutschlandweite Vorreiterrolle ein.

Die aktuellen Projektergebnisse und diedamit verbundenen Möglichkeiten wurden heute in Funktion präsentieren.Von derTelevisite zum Arzt im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Hallebis zur Modellvorführung E-Rezept, auslösen, übermittel und einlösen in der Apotheke gegenüber, konnte man sich heute ein Bild von diesem kompakten und vor allem notwendigen Projekt machen. Gerade in den ländlichen Gegenden werden solche Möglichkeiten die Zukunft werden. Alle Beteiligten gaben dann noch einen Ausblick auf die Fortführung des Projektes HAENDEL III.