“”Vorbeugen statt heilen”” – Hochwasserschutz wandelt sich

von 5. Juni 2012

 Zehn Jahre nach der Flutkatastrophe an Elbe und Mulde steckt der Hochwasserschutz in Sachsen-Anhalt mitten in einem Paradigmenwechsel. «Sicherheitsdenken wandelt sich jetzt verstärkt in Risikodenken», sagte der Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Burkhard Henning, der Nachrichtenagentur dpa. Der LHW feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen, er war nur wenige Monate vor der Hochwasserkatastrophe Anfang 2002 gegründet worden. «Wir managen jetzt die Hochwasserrisiken, konzentrieren uns auf die Dokumentation und dass die Informationen die Öffentlichkeit erreichen.»    Der Hochwasserschutz stehe aktuell unter dem Motto «Vorbeugen statt heilen». Grundlage ist die zweite Hochwasserschutzkonzeption des Landes, die Henning zufolge 2010 in Kraft trat und bis 2020 als Arbeitsgrundlage dient. «Rund 676,74 Millionen Euro fließen in den kommenden acht Jahren in die Vorhaben», sagte der 54-Jährige. Nach einer ersten Konzeption dieser Art wurde zwischen März 2003 und 2009 gearbeitet. Weitere Anforderungen hätten sich ab 2007 auch aus der «Europäischen Hochwasserrisikomanagementrichtlinie» ergeben.    «474,3 Millionen Euro stehen beispielsweise für Deichbaumaßnahmen, Anlagensanierung und Gewässerausbau bereit», sagte Henning. Auch in wasserwirtschaftliche Anlagen wie Wehre und Schöpfwerke werde bis 2020 investiert. «Nach der Flut vor zehn Jahren haben Experten erst einmal jahrelang die Schäden beseitigt.» Denn: «Als das Wasser abgeflossen war, wurden teilweise erschreckende Defizite sichtbar», sagte der 54-Jährige. «Nur fünf Prozent der Deiche entsprachen vor 2002 den Normen, Ende 2009 waren es schon mehr als die Hälfte.»    Henning zufolge ist der Fokus der LHW-Ingenieure jetzt ein anderer. «Bei allen Vermessungen, Berechnungen und Bauleistungen geht es darum, Überschwemmungen mit dem Ausmaß von 2002 zu verhindern», sagte er. «Wir wollen vorbeugen, auch wenn sich die Natur nicht vollständig bändigen lässt.» Der LHW und seine Partner seien gut aufgestellt. «Der Fortschritt der Technik und die nationalen und internationalen Vorgaben lassen keine andere Sicht der Dinge zu», sagte Henning.