Was kommt nach den Riebeck-Türmen?

von 27. April 2010

“Was kommt nach den Hochhäusern?” – unter diesem Motto sollte eigentlich das IBA-Werkstattgespräch am Dienstag stehen. Doch es wurde mehr eine Neuauflage der vor einem Monat geführten Diskussion im Verlagsgebäude der MZ. Es standen sich die gleichen Kontrahenten gegenüber, es wurden die gleichen Fragen gestellt.

Und doch: einige neue Aspekte gab es doch zu hören. Was kommt also nach den Türmen? Zunächst eine Grünfläche, terrassenförmig angelegt. “Wir wollen keine autobahnähnliche Böschung” sagte Stadtplaner Jochem Lunebach. Der Platz soll dadurch an Aufenthaltsqualität gewinnen. Und irgendwann könnte es (vielleicht) einen Neubau geben. Möglicherweise auch mit der Stadt als Ankermieter. ”Wir werden in den nächsten Jahren viele in der ganzen Stadt verteilte Einrichtungen konzentrieren”, so Baudezernent Thomas Pohlack.

Plattenbau und Edeka-Markt sollen ebenfalls abgerissen werden. Hier ist laut HWG-Chef Heinrich Wahlen eine Neubebauung vorgesehen. Der Neubau soll sich an der ursprünglichen Blockbebauung orientieren. Abreißen will er definitiv auch den Nordturm, Ende Juni sollen ab die Abrissbagger rollen. Eine Sanierung sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Das wiederum sieht Reiner Halle von der Initiative zum Erhalt der Türme anders. Er bezweifelt von der HWG genannte Summen von 16 Millionen Euro, die zur Sanierung notwendig seien. Ihm selbst liege ein Angebot von 8,3 Millionen Euro vor. “Bringen Sie mir 300 Mieter, die bereit sind, für 12 Euro je Quadratmeter zu mieten. Und bringen Sie mir ein Bauunternehmen, das mir nachtragssicher die 8,3 Millionen Euro garantiert”, entgegnete Heinrich Wahlen. “Das bin ich auch bereit, den Abriss zu stoppen.”

Einer der Zuschauer rief, der halbe Riebeckplatz sei nach der Umgestaltung bereits ruiniert. In die Türme müssten Altenwohnungen rein, dies würde den Platz beleben. Die Hochhäuser dürften nicht abgerissen werden, sie seien ein Wahrzeichen von Halle. Ein anderer Diskutant warf der Verwaltung gar politische Intentionen vor. „Erst musst der Kleine Trompeter weg und nun die Hochhäuser. Es scheint gewollt, das Sachen verschwinden, die einen anderen Zeitgeist haben“, meinte der ältere Mann. Andere Stimmen wurden zynisch aus dem Publikum kommentiert. „Ich bin für den Abriss. Wir haben eine wunderschöne Altstadt, da passen diese Häuser nicht rein.“ Eine Gruppe älterer Frauen kommentierte es mit den Worten „Die ist bestimmt von der Architekten-Mafia.“ Denn das die Türme nicht saniert werden, daran haben nach Meinung einiger Diskutanten auch die Architekten schuld. Diese seien daran interessiert, dass es möglichst teuer wird damit mehr für die rauskommt. Das wies HWG-Chef Wahlen zurück. Es habe die klare Aufgabe gegeben, eine kostengünstige Variante zu finden. Die Architekten hätten daran auch ein Interesse gehabt, schließlich wäre es um Aufträge gegangen. Und Bürgermeister Pohlack wies politische Gründe zurück. „Aber man muss der Realität ins Auge sehen.“ Es komme irgendwann der Moment, sich von Liebgewonnenem zu trennen. Als er 2004 nach Halle kam habe für ihn festgestanden, das die Türme bleiben müssen, so Pohlack. Es habe damals auch Auseinandersetzungen mit der HWG gegeben. Anschlließend habe man sich aber 6 Jahre intensiv mit einer Zukunft beschäftigt.

Unterdessen interessiert sich auch weiterhin der Landesrechnungshof für den Turm-Abriss. Vor einem Jahr gab es Post an Oberbürgermeisterin und HWG. Die Rechnungsprüfer wollen wissen, ob die Wirtschaftlichkeit von Abriss und Sanierung tatsächlich genau untersucht worden sei, und ob die Sanierung wirklich die wirtschaftlich schlechtere Variante ist. Außerdem führt der Landesrechnungshof an, dass es Kaufinteressenten gab. Doch Stadt und HWG stellen sich still. Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados hatte bereits in der Vergangenheit auf Nachfrage von HalleForum.de darauf hingewiesen, dass die HWG sich vom Landesrechnungshof nicht in die Karten schauen lassen müsse. Eine Auffassung, an der sich offenbar bis heute nichts geändert hat. Zumindest ist es den staatlichen Rechnungsprüfern bis heute nicht gelungen, den Förderbescheid von über einer halben Million Euro zu prüfen, wie es am Dienstag hieß.