Wassersportler kämpfen um die Saale

von 5. August 2011

Frachtverkehr gibt es auf der Saale kaum, deshalb soll der Fluss als Restwasserstraße herabgestuft werden. Doch bei den vielen Bootsvereinen in der Region sorgt das für große Proteste. Denn sie befürchten, dass durch eine Herabstufung die Schleusen vor einer Schließung stehen.

Aus diesem Grund hat sich jetzt in Bernburg im Salzlandkreis ein Saale-Bündnis gegründet. Zu den Erstunterzeichnern des Gründungsaufrufs gehören neben dem Landrat des Salzlandkreises, Ulrich Gerstner, auch die IHK-Präsidenten Carola Schaar und Klaus Olbricht, Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel, Wirtschaftsministerin Prof. Dr. Birgitta Wolf sowie zahlreiche Abgeordnete, Arbeitnehmervertreter, Bürgermeister und Unternehmer, darunter die Stadtwerke Halle.

Die Initiative fordert unter anderem ein Scopingverfahren zum Bau des Elbe-Saale-Kanals. Dabei werden komplexe Planungsszenarien erfasst und zum Beispiel auch Kosten-Nutzen-Analysen erstellt. „Wir werden uns nicht damit abfinden, dass die Saale am grünen Tisch in die Bedeutungslosigkeit katapultiert wird“, sagte Landrat Ulrich Gerstner und verwies auf eine Unterschriftensammlung, bei der sich in den vergangenen vier Wochen mehr als 2.600 Bürger gegen die Abqualifizierung der Saale zur Rest-Wasserstraße ausgesprochen hatten. Mit dieser Herabstufung würden die bisher getätigten Investitionen von rund 500 Millionen Euro faktisch in den Sand gesetzt. „Das kommt einer Umkehr auf der Ziellinie gleich“, kritisierte Gerstner und warnte: „Wer die Wasserwege in den neuen Bundesländern zu Rest-Wasserstraßen degradieren will, wird für Ostdeutschland bald auch von einem Rest-Schienennetz und einem Rest-Straßennetz reden, in die nicht mehr investiert werden muss.“

Auch Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, glaubt nicht an eine Vernunftentscheidung des Bundes. „Man kann nicht auf halber Strecke sagen, dass man das Ziel nicht sieht“, sagte Brockmeier. Viele Unternehmen, unter ihnen auch so wichtige Firmen wie Solvay oder esco, hätten sich bei der Standortwahl auf die Ausbau-Pläne verlassen. Karsten Thärigen, Vorstand des Wassersportclubs Rabeninsel Halle e.V., sieht nicht nur die Existenz vieler Wassersportvereine bedroht, sondern auch Arbeitsplätze in branchennahen Service-Betrieben. „Auch die Fördermittel für die Landestourismusinitiative Blaues Band sind dann umsonst eingesetzt worden“, sagte Thärigen.

Mit einer Protestaktion von Wassersportlern in Alsleben wird das Bündnis am Samstag erstmals aktiv. Auch 40 Wassersportler aus Halle beteiligen sich an den Protesten.