Weiße Löcher in Halle entdeckt

von 18. September 2010

Die städtische Umfrage zur Internetversorgung in Halle wird von Menschen ohne Onlinezugang kaum beantwortet. Das teilte Dirk Furchert vom Amt für Kommunikation, Datenverarbeitung und Zentrale Dienste mit. Der Rücklauf der ausgedruckten Fragebögen sei sehr gering. Internetnutzer müssen nur wenige Minuten für die Beantwortung der Fragen aufwenden. Menschen ohne Zugang bleibt dagegen nur der aufwendigere Gang zum Bürgerbüro. Dort liegen Ausdrucke der Umfrage bereit. Die Gefahr, Bürger ohne Internetanschluss von der Erhebung auszuschließen, sieht Furchert trotzdem nicht. Es sei ohnehin davon auszugehen, dass sich nur Bürger beteiligten, die bereits online seien, sagte Furchert. Eine Zusendung der Fragebögen an alle Haushalte sei aus finanziellen Gründen nicht möglich gewesen. Die Umfrage läuft noch bis zum 30. September.

Hintergrund der Befragung sind die sogenannten „weißen Löcher“ in Halle. Damit werden Gebiete ohne Breitbandanschluss bezeichnet. Gemäß Aussagen der Telekom sind immer noch etwa 20 Prozent des Stadtgebiets ungeeignet für einen DSL-Anschluss. Die Anwohner dieser Stadtteile sind auf alternative Angebote angewiesen. Allerdings sind diese oft teurer oder qualitativ schlechter als eine DSL-Leitung, wie die bisherigen Ergebnisse der Umfrage bestätigen.

Im Gegensatz zu ländlichen Gebieten wird Halle als Stadt nicht durch die Fördermittel der Bundesregierung unterstützt. Für die Anbieter von Breitbandverbindungen lohnt sich deswegen die Investition in strukturschwache Gebiete oft nicht. Nach Angaben Furcherts sollen die Ergebnisse der Umfrage deswegen auch dazu genutzt werden, potentiellen Investoren lohnenswerte Stadtgebiete zu präsentieren.

Bereits in diesem Jahr startet in Halle ein Pilotprojekt mit dem Mobilfunkstandard Long Term Evolution (LTE). Mit dieser Technik soll eine schnelle Internetverbindung über Funktechnik ermöglicht werden. Eine kommerzielle Nutzung sei aber erst ab 2011 zu erwarten, sagte Markus Göbel von dem durchführenden Anbieter „O2“.

„Es ist sinnvoll, dass die Stadt überhaupt etwas macht“, sagte Olaf Sieber von der Fraktion Die Linke. Er fordert weiterhin ein Testgebiet in der Stadt, um darin die aktuellen Lösungsansätze zu bündeln und die Bürger zu informieren. „Damit könnte noch mehr Öffentlichkeit erreicht werden“, so Sieber. Thilo Fester von der Piratenpartei begrüßte die Umfrage ebenfalls. Der Zugang zum Internet bedeute auch einen Zugang zu Ämtern und wichtigen Informationen. „Ich bin gespannt auf die endgültigen Ergebnisse“, sagte er. Wahrscheinlich noch vor Ende dieses Jahres beschäftigt sich der Stadtrat mit dem Thema. Wenn die Ergebnisse der Umfrage vorliegen, soll auf einem sogenannten Breitbandgipfel an Lösungsvorschlägen gearbeitet werden.

Thomas Schmelzer
Stipendiat der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung