Weiter gute Stimmung in Sachsen-Anhalts Mittelstand

Weiter gute Stimmung in Sachsen-Anhalts Mittelstand
von 2. Juli 2019

„Für den Mittelstand war das konjunkturelle Umfeld weiterhin positiv“, sagte Martin Plath, Prokurist bei Creditreform in Halle (Saale), bei der Vorstellung der Studie. Die schwächere Wirtschaftsentwicklung wie beispielsweise in der Industrie hätte bislang kaum keine negativen Folgen gehabt.

„Was der ostdeutschen Konjunktur seit einiger Zeit zusätzlich Schwung gibt, ist die recht deutliche Expansion der verfügbaren Einkommen je Einwohner“, ergänzt Dr. Axel Lindner, stellvertretender Leiter der Abteilung Makroökonomik am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). In Sachsen-Anhalt seien die Einkommen in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als in Deutschland insgesamt.

Weiter gewachsen ist die Beschäftigung im Mittelstand. 29,1 Prozent der Befragten gaben an, das Personal aufgestockt zu haben. Die Umfrage zeigt allerdings auch zunehmende Probleme der Mittelständler bei der Stellenbesetzung. So erhöhte sich der Anteil der Unternehmen, die weniger Mitarbeiter beschäftigen, von 8,6 auf 14,6 Prozent. Erhöht hat sich im Mittelstand der Bedarf an Hochschulabsolventen. Jedes sechste Unternehmen (16,4 Prozent) hat zuletzt Akademiker eingestellt.

Die Umsätze im Mittelstand entwickelten sich nochmals gut. Allerdings zeigen sich bereits leichte Abschwächungstendenzen. So berichteten 15,4 Prozent der Befragten von einem Umsatzrückgang. Das waren mehr als im Vorjahr (12,8 Prozent). Immerhin 36,8 Prozent der Unternehmen meldeten einen höheren Umsatz als im Vorjahr. Bei knapp der Hälfte der Befragten (47,8 Prozent) blieben die Umsätze unverändert. Deutlich weniger positive Umsatzmeldungen gab es im Verarbeitenden Gewerbe.

Mittelstand erwartet Konjunkturabschwächung

Die weitere Umsatzentwicklung beurteilt der Mittelstand in Sachsen-Anhalt deutlich zurückhaltender als in der Vorjahresumfrage. Demnach rechnen nur noch 31,3 Prozent der Befragten (Vorjahr: 40,3 Prozent) mit steigenden Umsätzen. Der Anteil der Optimisten blieb damit auch deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (39,3 Prozent). Bereits 11,7 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 7,0 Prozent) erwarten sinkende Umsätze.

Deutlich abgerutscht sind die Umsatzerwartungen u. a. im Verarbeitenden Gewerbe.

„Die Wirtschaftsentwicklung dürfte im weiteren Jahresverlauf auch im Mittelstand an Schwung verlieren“, sagte Plath. Steigende Risiken hätten die Unternehmen vorsichtiger werden lassen. Tendenzen für eine Rezession ließen sich aus den Aussagen der Unternehmen aber nicht ableiten.

Personalbedarf bleibt hoch –- Investitionsstau wird aufgelöst

Trotz der zunehmenden Vorsicht bei den Geschäftserwartungen haben die Unternehmen weiterhin Personalbedarf. So wollen 24,5 Prozent der befragten Unternehmen die Zahl ihrer Beschäftigten aufstocken (Vorjahr: 27,2 Prozent). Mehrheitlich wollen die Unternehmen (70,2 Prozent) den Personalbestand aber unverändert lassen. Auch die Investitionsbereitschaft im Mittelstand bleibt hoch. 61,3 Prozent der befragten Unternehmen planen ein Investitionsvorhaben. Das ist der höchste Wert in den letzten zehn Jahren. Die jahrelange Investitionszurückhaltung hat der Mittelstand offenbar abgelegt. Vor allem Ersatzinvestitionen stehen auf der Agenda.

Verstärkt hat der Mittelstand auch seine Innovationstätigkeit. 24,9 Prozent der befragten Unternehmen haben im vergangenen Jahr ein neues oder verbessertes Produkt oder Dienstleistungsangebot auf den Markt gebracht. Der Anteil der Innovatoren hat sich somit gegenüber dem Vorjahr (21,5 Prozent) erhöht. Überdurchschnittlich hoch ist der Innovatorenanteil unverändert im Verarbeitenden Gewerbe. Partner des Mittelstandes bei der Innovationstätigkeit sind vorrangig andere Unternehmen, zunehmend aber auch wissenschaftliche Einrichtungen.

Internetabdeckung wird besser – viele Herausforderungenbleiben

Die Eigenkapitalquoten im Mittelstand entwickelten sich zuletzt unterschiedlich. 34,8 Prozent der befragten Unternehmen (Vorjahr: 35,0 Prozent) verfügen über eine solide Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Gleichzeitig besitzen drei von zehn Unternehmen (30,5 Prozent) eine schwache Eigenkapitalausstattung (Eigenkapitalquote unter 10 Prozent). Der Anteil dieser eigenkapitalschwachen Unternehmen hat sich wieder erhöht (Vorjahr: 27,5 Prozent).

Drei Viertel der befragten Unternehmen in Sachsen-Anhalt (75,4 Prozent) verfügen nach eigenen Angaben über einen Hochgeschwindigkeitsinternetanschluss. Die Umfrage zeigt aber, dass die Internetgeschwindigkeiten vielfach nicht ausreichen. Knapp jeder Vierte (22,8 Prozent) bemängelt eine zu langsame Verbindung. Gut jeder Dritte (34,7 Prozent) gibt an, die Bandbreiten müssten für neue Anwendungen schneller werden. „Zweifellos sind weitere Anstrengungen nötig, damit auch die kleinen und mittleren Unternehmen alle Chancen der Digitalisierung nutzen können“, sagte Creditreform-Prokurist Plath. Große Herausforderungen für die Unternehmen würden aber die steigenden Kosten des digitalen Wandels sowie die IT-Sicherheit sein.

     
PP