Weitere Proteste gegen Thalia-Schließung

von 24. Oktober 2010

Die Proteste gegen die drohende Schließung des Thalia Theaters nehmen kein Ende. „Mit großem Entsetzen haben wir von den derzeitigen Vorgängen um das Thalia-Theater erfahren“, schreiben die ehemaligen Ensemble-Mitglieder Christian Bayer, Nico Ehl, Dorothea Lata, Michael Morche, Agnes Regula, Lore Richter, Anke Stedingk und Sascha Tschorn in einem offenen Brief. „Ein Theater, ein Ensemble und eine Intendantin, die sich intensiv für eine belebende Kulturszene in Halle einsetzen, durch Schließung auszuschalten, ist ein öffentlicher Skandal. Ebenso skandalös ist die klammheimliche Beschlussfassung zur Schließung des Thalia-Theaters durch den Aufsichtsrat“, schreiben die Schauspieler weiter. Sie fordern eine Strukturanalyse. „Sollte sich ein ausschließlich auf wirtschaftliches Nutzungsdenken basierendes „Streichkonzert“ gegen Kultur durchsetzen, wird soviel kulturpolitisches Porzellan zerschlagen sein, dass selbst G.F.Händel seinen Hut nehmen würde. Und was nützt die Händelverehrung, wenn die Theaterscheinwerfer dunkel und der Vorhang geschlossen bleiben. Kunst nach Kassenlage ist unmöglich. Kunst muss ALLEN zugänglich sein. Kunst ist Kulturgut und damit Grundlage von Menschenwürde durch Bildung. Kultur bleibt explizit Regionsarbeit. Denn: Kulturleuchttürme lassen die Menschen am Fuße des Leuchtturmes im Dunkeln sitzen. Wer die „Theaterlichter“ auslöscht, macht aus Halle eine Provinzposse. Wollen Sie das allen Ernstes?“, heißt es weiter.

Auch die Jusos Sachsen-Anhalt kritisieren den klammheimlich gefassten Beschluss. „Hier wird eine bequeme Entscheidung gegen jene gefällt, die keine Lobby und nur sehr geringe Teilhabe- und damit Reaktionsmöglichkeiten gegenüber politischen Entscheidungen haben“, so die stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos Sachsen-Anhalt, Annika Seidel.

Auch die Jungen Liberalen Halle-Saalkreis setzen sich für das Thalia Theater ein. „Wir würdigen des Engagement des Theaters über Stadt und Land hinaus und sind erfreut über die zahlreichen Projekte des Thalia-Theaters, die Halle zu einem kulturellem Leuchtturm in Europa machen.“, sagte Marcus Syring zu Beginn einer Diskussionsrunde der Liberalen. Die Julis fordern jedoch auch eine verstärkte Konzentration des Thalia Theaters auf seine Aufgaben als Kinder- und Jugendtheater. „Unterstützer der Petition gegen die Schließung aus der Landesregierung, spielen ein doppeltes Spiel und setzen sich dem Vorwurf des Populismus aus“, meinte Marcus Syring, Vorsitzender Jungen Liberalen. Man könne nicht von der Stadt den Erhalt des Theater fordern und gleichzeitig Zuschüsse des Landes kürzen. In der Verantwortung für den Erhalt des Thalia Theaters fordern die Jungen Liberalen die Mitarbeiter des Theaters auf, nicht nur auf die Stadt und das Land zu hoffen, sondern sich ihrer eigenen Rolle in diesem Prozess bewusst zu werden, und in die Haustarifverträge zu wechseln, so wie es bereits andere Sparten in der Kultur GmbH praktizieren.