Wie geht es weiter mit der A 143?

von 21. November 2010

Seit Monaten tobt der Streit um die Westumfahrung von Halle (Saale) – die Autobahn A143. Wie geht es nun weiter? Diese Frage versuchte der Staatssekretär im sachsen-anhaltinischen Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, André Schröder, auf einer öffentlichen Mitgliederversammlung des CDU-Ortsverbandes Heide-Nord, Dölau und Lettin im Waldhotel Dölau zu beantworten.

Eingangs erläuterte der Staatssekretär, dass er Mitglied im Aufsichtsrat der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) sei, die sich als Dienstleister und Gesellschafter zur Durchführung von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen, so auch der A 143, versteht. Den größten Anteil halten die Bundesrepublik Deutschland mit 39,4 Prozent. Die andere Anteile halten die Länder, wobei Sachsen-Anhalt mit 7,57 Prozent beteiligt ist. In den letzten 20 Jahren habe die Deges in Sachsen-Anhalt 2,49 Milliarden Euro in Verkehrsvorhaben investiert und in diesem Jahr seien insgesamt 380 Millionen Euro für Straßenbauprojekte vorgesehen.

Auf die A 143 eingehend, betonte der Staatssekretär, dass mit der Weiterführung des restlichen 12,4 Kilometer umfassenden nördlichen Teilabschnittes der Ringschluss der „Mitteldeutschen Schleife“ und damit erst die volle Wirksamkeit vollzogen werden kann. Dies sei von hoher verkehrspolitischer Bedeutung. Bislang sind erst neun Kilometer der A143 zwischen dem Autobahndreieck Halle-Süd und der Anschlussstelle Halle-Neustadt in Betrieb.

Für den Prognosezeitraum bis 2020 wird mit einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsbelastung von 47.785 Autos nördlich der Anschlussstelle Salzmünde gerechnet, der Schwerlastverkehrsanteil soll bei einem Viertel liegen.

Der Trassenverlauf wurde gegenüber der ersten Planfeststellung nicht geändert. Dagegen erfolgte die Ausführung der AS Halle-Nord an der A 14 als linksgeführte Trompete. Die Bauzeit soll drei Jahre betragen, wobei drei Bauabschnitte gleichzeitig ausgeführt werden sollen. Dies sind der Bauabschnitt I –Saalequerung- bei Salzmünde mit einer Glasverkleidung sowie die davor und dahinter liegenden Trassenabschnitte II und III.

Auf Grund des Beschlusses des BVerwG Leipzig vom 17.01.2007 wurden nachfolgende Neufassungen und Überarbeitung vorgenommen:
– Neufassung/Kartierung der folgenden Flora- und Fauna-Gebiete:
. FFH-Gebiet „Muschelkalkhänge westlich von Halle“
. FFH-Gebiet „Dölauer Heide/ Lindbusch“
. FFH-Gebiet „Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich von Halle“.
– Überarbeitung der obigen drei FFH-Gebiete.
– Neu: Ausnahmeprüfungen für die FFH-Gebiete
– Neu: Artenschutzfachbeitrag
– Neu: Bewertungskonzept
– Ausgleichsmaßnahmen wie Landschaftstunnel zur Vermeidung einer Barrierewirkung, Schafstriften und Trockenrasen
– Neue Kostenschätzung:
Gesamtkosten: 240 Millionen Euro (ursprünglich 150 Millionen Euro)
davon 108 Millionen Euro Ingenieurbauwerke
43 Millionen Euro Erdbau
18 Millionen Euro Altbergbausanierung
4 Millionen Euro Kompensationen von Eingriffen in die Natur und Landschaft.

Zum Terminablauf konnte der Staatssekretär berichten, dass nach der Auslegung die Stellungnahmen und Einwände vorliegen und bis Anfang 2011 bearbeitet werden, sodass noch im Jahre 2011 der ergänzende Planfeststellungsbeschluss vorliegen wird. Sollte keine erneute Klage des Naturschutzbundes Nabu eingehen, dann könnte im Jahre 2011 gleichzeitig an den drei Bauabschnitten begonnen werden. Bei einer Bauzeit von drei Jahren wäre dann im Jahr 2014 die Gesamtfertigstellung möglich. Der Staatssekretär betonte aber, solange keine Rechtssicherheit hergestellt sei, könne der Fertigstellungstermin nicht versprochen werden.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es regelmäßige Gespräche mit dem Nabu gebe. Auch wisse man aus der Rechtsprechung des BVerwG-Leipzig zur A44, dass die Dynamik der Rechtsprechung immer den aktuellsten Stand der Wissenschaft und Technik bei der Planung von Verkehrsprojekten erfordert. Der Hinweis eines Naturfreundes, dass er in den FFH-Gebieten bisher keine Schafe gesehen habe und damit die geplanten Schafstriften entfallen können, wird überprüft.

Da die prognostizierte Verkehrsbelastung für 2020 stark angezweifelt wurde, verwies der Staatssekretär auf die damalige Prognose der Verkehrsbelastung auf der A 38 von 38.000 Kfz/24 h und durch eine neuerliche Verkehrzählung am Messpunkt bei Wallhausen eine Ist-Belastung von 27.000 Kfz/24 h festgestellt werden konnte. Von einigen Teilnehmern wurde angeregt, doch für die Zukunft eine kürzere Verbindungsspange von der A 143 zur A 9 in Höhe Teicha vorzusehen, um den Verkehrsteilnehmern in Richtung Berlin den Umweg nach Süden über die B 100 zur A 9 zu ersparen.

Ein Anwohner der Trothaer Straße in Halle machte auf die hohe Verkehrsbelastung des nördlichen Stadtteiles insbesondere durch Schwerlast-, Gefahrgut- und Containerfahrzeuge aufmerksam. Mit der Fertigstellung der A 143 werde hier eine dringende Entlastung notwendig. So wies er auf das Ausmaß des Straßenbahnunfalls am Zoo hin, wenn hier ein Gefahrguttransporter beteiligt gewesen wäre.

Viele Teilnehmer der Diskussionsrunde forderten die Sanierung der Salzmünder Straße (L 159). Der Staatssekretär verwies darauf, dass die Kommunen für die Ertüchtigung der so genannten “nachgelagerten Straßennetze” beziehungsweise der Autobahnzubringer verantwortlich seien. CDU-Stadtrat Bernhard Bönisch konnte in diesem Zusammenhang deshalb auch über die nachträgliche Aufnahme der Salzmünder Straße in die Liste der wichtigen halleschen Straßensanierungsvorhaben berichten.