Wie weiter mit den Riebecktürmen?

von 6. März 2010

Seit Jahren ist der Abriss schon beschlossen, nun steht auch der Termin fest. Am 28. Juni soll der Abriss des nördlichen Riebeckplatz-Hochhauses beginnen. Die HWG sieht sich finanziell nicht in der Lage, die beiden Häuser zu sanieren. 16 Millionen Euro pro Turm bräuchte man dafür, argumentiert das Unternehmen. Der Abriss hingegen koste 1,3 Millionen Euro, werde zu großen Teilen gefördert.

Doch kurz vor knapp hat sich nun noch eine Initiative gegründet, die die Hochhäuser doch noch retten will. Angestoßen hat sie Reiner Halle, einst als Bauleiter an der Gestaltung des Thälmannplatzes beteiligt. “Damals war ich kein Freund der Hochhäuser”, so Halle am Samstag. Diese hätten die Baufreiheit beim Thälmannplatz-Umbau gestört. Heute möchte er die Türme jedoch nicht mehr missen.

Das große Ziel: ein Volksbegehren für den Erhalt der Hochhäuser anstrengen. 10.000 Unterschriften will er dafür sammeln. Geschrieben hat er zudem an Landesrechnungshof, Landesverwaltungsamt und Bauministerium, um den Abriss der 23-Geschosser zu stoppen. “Die Hochhäuser sind für uns Hallenser Wahrzeichen wie Saale, Dom, Roter Turm und Franckesche Stiftungen”, argumentierte er. Sie seien das Tor zu Stadt. Ohne Türme werde der Riebeckplatz zu einem seelenlosen Platz. Er zweifelte dabei die Kostenrechnung der HWG von 16 bis 18 Millionen Euro für eine Sanierung an. Er kenne Architekten-Aussagen, die von 10 Millionen Euro ausgehen würden.

Rund 40 Hallenser waren dem Aufruf von Reiner Halle ins “Goldene Herz” gefolgt, um über die Zukunft zu diskutieren. Vielen waren freilich für einen Erhalt. Doch es waren nicht nur Stimmen gegen einen Abriss zu vernehmen. “Ich bin für den Abriss”, so Ex-Baudezernent Wolfgang Heinrich. “Es gibt keinen Bedarf für diese Häuser.” Heinrich forderte von der Initiative einen Kostenplan zu Sanierung. “Dann kann man sie auch ernst nehmen.”

Andere Teilnehmer der Diskussion sprachen sich für eine Ausschreibung und einen Verkauf an Investoren aus. Genau darüber wird der Stadtrat in zwei Wochen befinden. Im Finanzausschuss wurde der Antrag knapp abgelehnt. “Die Stadträte akzeptieren den Volkswillen nicht”, schimpfte einer der Teilnehmer. “Wir sind Menschen und mündige Bürger. Die politisch Verantwortlichen sollten zur Verantwortung gezogen werden“, schimpfte der etwa 80jährige Hallenser. Überhaupt waren es vorwiegend Teilnehmer im Rentenalter, die sich für die Diskussion interessieren. Einer von ihnen erklärte, “wenn die Häuser abgerissen werden, denn werden Stadtrat und Oberbürgermeisterin zu Bau- und Kulturschändern.”

Doch neben der vor allem emotional geführten Debatte gab es auch sachliche Einwürfe. Reiner von Sievers schlug eine Vereinsgründung und ein Benefizkonzert vor. Zudem solle ein Faltblatt zur Geschichte und den Besonderheiten der Hochhäuser erarbeitet werden. Und es werden weiterhin Unterschriften gesammelt. Die Listen dazu gebe es im Service-Center der MZ, war zu erfahren …