Es gab am Mittwoch nur einen Punkt, der so ziemlich jeden in Verwaltung und Politik beschäftigt: ein Brief von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados an Innendezernent Bernd Wiegand. Immer wieder wurde Wiegand am Mittwoch auf bunte Pillen, Zwangsjacken und Sofas angesprochen. Der Innendezernent und auch die Stadträte nahmen das Schreiben, in dem das Stadtoberhaupt ihrem Beigeordneten professionelle Hilfe empfiehlt, um seine psychischen Blocken zu lösen, mit Humor. “Anders kann man hier gar nicht mehr reagieren”, so eine Stadträtin erstaunt und erschüttert zugleich.
Wiegand selbst will sich nicht konkret zu dem Schreiben äußern, sieht aber die Grenzen überschritten. Der Dezernent erhofft sich Hilfe vom Rat, hat sich an den Stadtratsvorsitzenden Harald Bartl gewendet. Der wiederum kam nach einem Treffen mit den Fraktionsvorsitzenden überein, den Streit verwaltungsintern ausfechten zu lassen.
Klar ist aber schon jetzt: es ist ein neuer Höhepunkt in dem angespannten Verhältnis zwischen Wiegand und Szabados erreicht worden. Los ging es mit einer Zuständigkeitsordnung. Mehrere Fachbereiche wie das Rechtsamt wechselten von Wiegand in andere Dezernate, was dieser als Ämterbeschneidung sah. Anschließend war von “behördeninternem Mobbing” die Rede. Es folgte der Streit um die persönliche Referentin. Als Schwangerschaftsvertretung hatte sich Wiegand die einstige MZ-Journalistin Sabine Ernst geholt. Nach einem Jahr musste sie nun ihren Posten für die aus den Babyurlaub gekommene Ulrike Rohne-Rehagel räumen. Ein Arbeitsgerichtsprozess ist noch anhängig. Und Wiegand hält weiterhin an seiner geschassten Ex-Referentin Ernst fest. Am Mittwoch war sie auch im Hauptausschuss zugegen. Sie berate ihn in kommunalpolitischen Themen ehrenamtlich, so Wiegand. Das wiederum sorgt bei Beigeordnetenkollegen für Verwunderung. Ein Dezernent zog im Gespräch mit HalleForum.de schon klar einen Bogen zu einem Wahlkampf. Wiegand werden Ambitionen nachgesagt, als Oberbürgermeister kandidieren zu wollen.
