Willingmann: Seit Anfang 2017 mehr als 300.000 Haushalte an schnelles Internet angeschlossen

von 29. Januar 2020

Der Anteil der Haushalte mit schnellem Festnetz-Internet (mind. 50 Mbit/s im Download) stieg in Sachsen-Anhalt von 48,4 (Ende 2016) auf 74 Prozent (Mitte 2019). „Von 2017 an ist es uns gelungen, den seit Anfang der 2010er Jahre bestehenden Abstand zu den anderen Bundesländern kontinuierlich zu verringern“, erklärte Willingmann. „Der überdurchschnittliche Zuwachs belegt, dass die bei uns verzahnte Förderung aus EU-, Bundes- und Landesmitteln greift. Zudem leisten die Unternehmen der Telekommunikationsbranche nach wie vor einen erheblichen eigenwirtschaftlichen Beitrag zum Netzausbau. Dass dieser weiterhin zügig vorankommt, ist die notwendige Basis für Digitalisierungsprozesse aller Art.“

Willingmann ermunterte die Branche, im zweiten Schritt auch in Gigabitnetze zu investieren. Aktuell rüstet Vodafone/Kabel Deutschland sein Netz auf und wird rund 250.000 Haushalten in Sachsen-Anhalt bis Ende 2021 einen Gigabitanschluss anbieten. Auch andere Telekommunikationsunternehmen und kommunale Netzbetreiber wie im Altmarkkreis Salzwedel oder Landkreis Börde errichten zunehmend Gigabitanschlüsse auf Glasfaserbasis und tragen damit zur Umsetzung der im Mai 2019 verabschiedeten Gigabitstrategie bei.

Die aktuelle Situation im Mobilfunkausbau bezeichnete Willingmann als „im Bundesvergleich zwar zufriedenstellend, aber durchaus ausbaufähig“. Nach ersten Erkenntnissen der Bundesnetzagentur sind die von ihr geforderten Versorgungsauflagen für Sachsen-Anhalt insgesamt erfüllt (97,4 Prozent LTE-Versorgung; der zu erreichende Wert lag bei 97,0 Prozent). Allerdings erfüllen mit T-Mobile und Vodafone nur zwei der drei Mobilfunk-Betreiber ihre Quote; O2/Telefonica muss noch nachbessern. Willingmann: „Wir können zur Kenntnis nehmen, dass die Netzbetreiber ihre Zusagen weitgehend eingehalten haben. Dennoch ist angesichts zahlreicher immer noch existierender ‚weißer Flecken‘ der Handlungsdruck groß. Die Bundesregierung hat sich dem mit ihrer Mobilfunkstrategie gestellt. Ich begrüße insbesondere, dass der Bund inzwischen zu der Auffassung gelangt ist, dass es ohne Mobilfunkförderung nicht geht. Ich gehe davon aus, dass ein angemessener Anteil der zur Verfügung stehenden 1,1 Milliarden Euro in Sachsen-Anhalt investiert wird.“

Das Digitalisierungskabinett hat sich neben dem aktuellen Stand von Festnetz-Breitband und Mobilfunk-Ausbau mit weiteren Infrastrukturthemen befasst und unter anderem Berichte des Wirtschaftsministeriums zu WLAN- und Freifunkförderung diskutiert.

Eine besondere Verantwortung des Landes Sachsen-Anhalts sieht Willingmann darin, den Strukturwandel in der Braunkohleregion auch durch zügige Bereitstellung zukunftsfähiger digitaler Infrastrukturen zu unterstützen. Willingmann: „Der Fokus liegt hier auf der neuen 5G-Technologie. Wir wollen insbesondere die Unternehmen in der Region unterstützen, diese Technologie für ihre wirtschaftliche Weiterentwicklung zu nutzen. Gleichzeitig braucht die Region für die notwendigen Neuansiedlungen attraktive Standortbedingungen, zu denen flächendeckende Glasfaseranschlüsse und ein gut ausgebautes 5G-Netz gehören.“

Abschließend zog Willingmann eine positive Bilanz zur bisherigen Umsetzung der „Digitalen Agenda des Landes Sachsen-Anhalt“, die im Dezember 2017 von der Landesregierung verabschiedet wurde. Die Agenda umfasst insgesamt 130 Maßnahmen, von denen sich bereits 97 in der Umsetzung befinden.

Die Schwerpunkte der Agenda liegen in den Bereichen

  • Digitale Infrastruktur (15 Maßnahmen),

  • Wirtschaft, Wissenschaft, Arbeit 4.0 (38 Maßnahmen),

  • Bildung in der digitalen Welt (25 Maßnahmen),

  • Kultur und Medien im digitalen Wandel (15 Maßnahmen),

  • Digitale Daseinsvorsorge und Nachhaltigkeit (16 Maßnahmen),

  • Öffentliche Verwaltung als digitaler Dienstleister (18 Maßnahmen),

  • Querschnittsziele: Verbraucherschutz, Datenschutz und Informationssicherheit (3 Maßnahmen).

Im Rahmen der Digitalen Agenda werden voraussichtlich im Zeitraum 2017 bis 2024 rund 350 Mio. Euro aufgewendet (ohne Breitbandausbau).

Hintergrund sowie weitere Informationen zur Digitalen Agenda und zur Gigabitstrategie (Auswahl)

Gigabitstrategie

Am 14. Mai 2019 beschloss die Landesregierung die integrierte Gigabit-Strategie des Landes Sachsen-Anhalt. Die Gigabitstrategie löste die NGA-Strategie des Landes aus dem Oktober 2015 ab. Sie berücksichtigt die politischen Zielsetzungen der Koalitionsverträge von 2016 (Land) sowie 2018 (Bund) und erfüllt einen wesentlichen Auftrag aus der „Digitalen Agenda“ des Landes.

Erklärtes Ziel ist es – ausreichende Baukapazitäten und auskömmliche Fördermittel durch Bund und EU vorausgesetzt –, bis 2025 allen Unternehmen und Haushalten Internetanschlüsse mit Downloadgeschwindigkeiten von mindestens einem Gigabit pro Sekunde (1 Gbit/s) zur Verfügung zu stellen. Aktuell ist dies in Sachsen-Anhalt bei sieben Prozent der Haushalte der Fall.

Breitbandförderung

Für die laufende EU-Förderperiode stellen EU, Bund und Land rund 350 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. Unternehmen in Gewerbegebieten werden mit symmetrischen 100 Mbit/s (Down- und Upload gleich hoch) angeschlossen, in allen anderen Fällen beträgt das Förderziel 50 Mbit/s Downloadrate. Die Fördermittel kommen vor allem aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), aus dem Vermögen der ehemaligen Partei- und Massenorganisationen der DDR (PMO) sowie dem Breitbandförderprogramm des Bundes.

WLAN und Freifunk

Neben Breitband-Festnetzanschlüssen fördert das Land auch WLAN-Netze. Der WLAN-Ausbau entlang der „Straße der Romanik“ und in den „Gartenträumen“ als touristisches „Leuchtturmprojekt“ befindet sich aktuell in Umsetzung. Seit Inkrafttreten der WLAN-Richtlinie und der Freifunkfördergrundsätze im September 2017 konnte zudem eine Vielzahl von kommunalen, touristischen und kulturellen WLAN-Projekten in den Städten und Gemeinden realisiert werden. Allein 2019 wurden neun Projekte über die WLAN-Richtlinie gefördert, dazu weitere neun Projekte der Freifunkinitiativen Harz und Halle.

Entwicklung der 50-Mbit/s-Versorgung in den Bundesländern Ende 2016 bis Mitte 2019 sowie aktuelle LTE-Versorgung

(Angaben in Prozent der Haushalte)

Bundesland

Ende 2016

Mitte 2017

Mitte 2018

Mitte 2019

LTE-Vers.

Mitte 2019

Bund

75,5

76,7

82,9

90,2

97,7

Baden-Württemberg

77,3

78,0

83,5

90,0

96,2

Bayern

72,1

73,7

84,4

92,2

96,8

Berlin

90,2

90,6

93,6

97,6

100,0

Brandenburg

62,3

64,2

69,9

85,6

95,8

Bremen

93,6

93,6

95,6

97,9

100,0

Hamburg

94,6

96,5

97,5

97,9

100,0

Hessen

78,3

79,5

85,5

91,4

97,8

Mecklenburg-Vorpommern

57,4

60,5

66,5

75,2

96,4

Niedersachsen

76,4

77,5

81,3

88,6

98,0

Nordrhein-Westfalen

82,2

83,3

88,3

93,1

99,1

Rheinland-Pfalz

75,5

76,7

80,9

88,1

95,9

Saarland

76,5

77,6

80,2

94,7

96,0

Sachsen

57,6

60,6

70,8

82,4

97,9

Sachsen-Anhalt

48,4

50,9

59,5

74,0

97,4

Schleswig-Holstein

80,0

81,9

86,0

90,0

98,2

Thüringen

59,4

60,6

69,1

87,3

96,0

(Quelle: Breitbandatlas des Bundes, BMVI)

Digitalisierungsförderung

Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere (KMU), mit Sitz oder Betriebsstätte in Sachsen-Anhalt, werden durch ein breites Angebot an Förderprogrammen zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen, Entwicklung und Anwendung von IT-gestützten Technologien sowie der Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die digitale Arbeitswelt unterstützt. Dazu gehört u.a. das Förderprogramm „Sachsen-Anhalt DIGITAL INNOVATION“, aus welchem KMU Unterstützung bei der Konzeption und Umsetzung investiver Digitalisierungsprojekte erhalten. Das Ende 2018 gestartete Programm wurde aufgrund der großen Nachfrage zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate aufgestockt – von ursprünglich 7 auf jetzt 37 Millionen Euro.

Unterstützungsstrukturen

Landes-, Bundes und EU-geförderte Unterstützungsstrukturen übernehmen entsprechend des jeweiligen Rollenverständnisses Lotsen- als auch Unterstützungsfunktion. Sie entwickeln sich mit den aktuellen Herausforderungen der Digitalisierung und der konkreten Nachfrage aus der Wirtschaft. Zu den Anlaufstellen gehören v.a.:

Digitalisierung im ländlichen Raum

Ende 2018 wurden die ersten vom Wirtschaftsministerium geförderten „Regionalen Digitalisierungszentren“ als Leit- und Koordinierungsstellen der digitalen Transformation in den Landkreisen ins Leben gerufen. Die Zentren sollen verschiedene Initiativen unterschiedlichster Akteure bündeln, einen Beteiligungsprozess auf regionaler Ebene einleiten und eine individuelle Digitale Strategie für die Region erarbeiten. Folgende „Regionale Digitalisierungszentren“ wurden in 2019 gefördert (in Klammern die Projektlaufzeiten):

Städte:

  • Stadt Merseburg (15. November 2018 bis 31. Dezember 2020),
  • Stadt Haldensleben (1. Dezember 2018 bis 31. Dezember 2020).

Landkreise:

  • Altmarkkreis Salzwedel (1. Dezember 2018 bis 30. Juni 2021),
  • Landkreis Jerichower Land (15. Januar 2019 bis 31. Dezember 2020),
  • Salzlandkreis (1. April 2019 bis 31. März 2021).

Zudem fördert das Land das Projekt „Digitales Dorf Hohe Börde“ (Landkreis Börde).