Zahl der Überschuldeten in Sachsen-Anhalt steigt

von 7. November 2014

Die Analyse zeigt zudem, dass die Mehrzahl der Überschuldeten (133.487 Personen; +2,29 Prozent im Vergleich zu 2013) bereits sogenannte harte Überschuldungsmerkmale wie mehrere gerichtliche Negativeinträge aufweist. Zurückgegangen ist dagegen die Zahl der Personen, die weiche Überschuldungsmerkmale wie nachhaltige Zahlungsstörungen zeigen. Landesweit sind 113.112 Personen betroffen (-1,74 Prozent gegenüber 2013).

Die Schuldnerquote, die sich aus der Zahl der überschuldeten Personen im Verhältnis zur Zahl der Einwohner ab 18 Jahre ergibt, hat sich von 12,38 auf 12,57 Prozent erhöht. Das ist der höchste Wert seit 2007. Auch im bundesdeutschen Durchschnitt stieg die Schuldnerquote; von 9,81 auf 9,90 Prozent.

Mehr Überschuldung trotz hoher Beschäftigung

„Der Anstieg in Sachsen-Anhalt fällt in eine Zeit guter Konjunktur und einer eigentlich stabilen Arbeitsmarktlage“, sagte Martin Plath, Prokurist bei der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Halle anlässlich der Vorstellung des SchuldnerAtlas. Doch gerade diese vermeintliche Stabilität hätte viele Konsumenten zu kreditfinanzierten Anschaffungen veranlasst. Auch die niedrigen Zinsen seien für viele eher Anlass, zu konsumieren als zu sparen. „Dadurch hat die Belastung der Verbraucher beispielsweise aus Ratenund Immobilienkrediten zugenommen und auch zu mehr Überschuldungsfällen geführt.“, erklärte Plath.

Lediglich in Halle (Saale) sowie im Landkreis Salzwedel hat sich die Überschuldungssituation der privaten Verbraucher zuletzt etwas entspannt. So sank die Schuldnerquote in der Saalestadt binnen eines Jahres von 17,57 auf 17,34 Prozent. Im Altmarkkreis Salzwedel verringerte sich die Schuldnerquote von 11,85 auf 11,79 Prozent.

Der Creditreform Schuldneratlas stellte zudem massive lokale Unterschiede und eine erhebliche Spreizung der Schuldnerquote innerhalb der Landkreise und kreisfreien Städte Sachsen-Anhalts fest. Die Schuldnerquote reicht von 10,29 Prozent in Wittenberg bis 17,34 Prozent in Halle(Saale). „Auch innerhalb einer Stadt ist die Schuldnerdichte je nach Stadtgebiet sehr unterschiedlich“, betonte Plath.

In Halle reiche das Spektrum von 9,32 Prozent im Stadtgebiet mit der niedrigsten Überschuldung bis 28,46 Prozent im Stadtgebiet mit der höchsten Schuldnerdichte. In Magdeburg sei die Spannweite mit 10,54 bis 22,58 Prozent ähnlich ausgeprägt. Insgesamt seien in Halle (Saale) zum Stichtag 34.724 Überschuldungsfälle verzeichnet worden, in Magdeburg 29.518 Fälle, wenngleich Hallenser häufiger sogenannte weiche Überschuldungsmerkmale zeigten.

Höhere Überschuldungsgefahr in Städten

Die aktuelle Analyse macht auch deutlich, dass die Bevölkerungin ländlicheren Gebieten und von kleineren Gemeinden weniger Überschuldungsmerkmale aufweisen als Personen, die in größeren Städten leben. So liegt die Schuldnerquote in Gemeinden mit weniger als 5.000 erwachsenen Einwohnern bei 10,32 Prozent, in Städten mit mehr als 25.000 Einwohnern schon bei 13,78 Prozent. Als mögliche Ursachen sieht Plath, dass in Städten häufiger Menschen mit einem geringen Einkommen wohnten. Auch sei das größere Konsumangebot der Städte für Konsumenten verlockender, so dass die Schuldenfalle hier schneller zuschnappe.

Kritisch bewertet der Creditreform-Prokurist Plath die Zinsentwicklungen, die eine Haltung des sorglosen Umgangs mit Krediten und Schulden begünstige. „Viele Verbraucher sind bis an die Kante mit Krediten dicht. Wenn die Zinsen wieder anziehen, steigen auch die Überschuldungsrisiken“, sagte Plath.