Zank um die Bank

von 1. November 2010

Die Wut war ihm anzumerken. “Das ist doch Scheiße”, schimpfte Wolfgang Kupke. Der einstige Stadtrat hatte vor anderthalb Jahren einen Antrag gestellt, die Stadt möge doch seniorenfreundliche Bänke aufstellen.

Am Montag war es nun soweit. Mit Tamtam wurde die erste Bank aufgestellt. Gußeisernes Gestell, edles Holz. Und Standardausführung. “45 cm”, maß Kupke nach. So hoch sind alle Bänke in der Stadt, Kupke hatte bewusst mindestens 50 Zentimeter hohe Sitzmöbel gefordert, damit auch Senioren mit Knochenleiden sich hinsetzen können und ohne Probleme wieder nach Oben kommen. Lehnen sind ebenfalls Fehlanzeige. Das fiel auch einer zufällig vorbeikommenden älteren Frau auf. “Kommen da noch Lehnen dran?” fragte sie. Kommen nicht. Sechs solcher 45cm hohen Hockerbänke sollen nun im Stadtgebiet aufgestellt. Hinzu kommen elf Bänke mit Lehnen, doch ebenfalls nur 45 Zentimeter hoch.

In der Stadtratssitzung hatte Kupke deutlich auf die Höhe hingewiesen, und im Antrag heißt es “Die Bankhöhe sollte mind. 50 cm betragen.” Doch solche Beschlüsse ignoriere die Stadt offenbar. “Die Verwaltung sollte sich was schämen”, so Kupke. “Das ärgert mich maßlos.” Anschließend zog er noch vor Eintreffen der Oberbürgermeisterin von dannen. “Auf solche Jubelfeiern habe ich keine Lust”, sagte er HalleForum.de. Als die eintreffende Oberbürgermeisterin von Kupkes Meinung hört, ergänzte sie: “ich habe auch schon skeptisch geguckt. Herr Kupke hat extra im Stadtrat darauf hingewiesen. Ich bin fest davon ausgegangen, dass das berücksichtigt wird. Das ärgert mich”, so Dagmar Szabados.

Der Kritik von Kupke soll nun nachgegangen werden. Im Tiefbauamt hat man schon konkrete Pläne. So könnten die Bänke durch Unterlegscheiben um fünf Zentimeter erhöht werden. Allerdings sei es mit den Bankhöhen immer so ein Spagat. Familien würden sich möglichst niedrige Bänke für die Kinder wünschen, Senioren höhere. “Da müssen wir immer einen Kompromiss finden.”

Aber wie konnte es überhaupt zu diesem “Fehlkauf” kommen – der auch noch fast 1.000 Euro pro Bank kostet? Tiefbauamtsleiter Wolfgang Heise will nichts von den Höhenanforderungen gewusst haben. Dabei stehen diese explizit im Antrag drin. Doch von der Höhe will Heise erst im Nachhinein erfahren haben. “Da waren die Bänke schon bestellt.” Drei Monate ist das her. Besagter Antrag hingegen ist mehr als ein Jahr älter. Mit der Kommunikation gibt es in der Verwaltung offenbar noch hin und wieder Probleme. Das ist auch der Grund, warum es anderthalb Jahre bis zu Umsetzung dauert. Das habe an den langen Abstimmungen zwischen Stadt und Seniorenrat gedauert. Eine Schachtgenehmigung gelte nur zwei Wochen, verfalle dann und müsse neu beantragt werden. Dies haben obendrauf den Einbau verzögert, so Heise. Mit dem Stadtseniorenrat sind die Standorte also abgestimmt. Nicht aber mit den Anliegern. Denn nicht unbedingt zufrieden mit der Bank vor ihrem Laden am Alten Markt ist die Chefin der Galerie Gross. Sie äußerte die Befürchtung, dass sich die Biertrinker diesen Standort ausgucken könnten.

Aufgestellt werden weitere Bänke im Haltestellenbereich Richard-Wagner Straße, in der Bernburger Straße (Einmündung Händelstraße, Kunstgalerie, Sparkasse, Blumenstraße, Hermannstraße), Geiststraße (Breitestraße, Moritzburgring, Scharrenstraße) sowie am Pinguinbrunnen im Steinweg. Hockerbänke kommen an die Haltestellen „Neues Theater“ (Große Ulrichstraße), Kleinschmieden, Joliot-Curie-Platz und in die Rannische Straße vor die Goldene Rose. 15.000 Euro gibt die Stadt aus.