Zoff um Singschule und Kinderchor

von 12. August 2010

Der Spalt zwischen der Jugendwerkstatt Frohe Zukunft als Träger der halleschen Singschule und des Fördervereins „Freundeskreis Kinderchor der Stadt Halle“ wird immer größer. Grund sind unterschiedliche Vorstellungen über die Ausrichtung von Singschule und Kinderchorfestival.

Am Mittwoch stand Klaus Roth, Chef der Jugendwerkstatt, im Kulturausschuss Rede und Antwort über die aktuellen Entwicklungen. So habe man in der Vergangenheit dem Förderkreis angeboten, den Chor zu übernehmen. Doch der Förderkreis wollte die komplette Singschule. Inzwischen ist man bei der Jugendwerkstatt wieder vom einstigen Angebot abgerückt. Man werde den bis Ende 2011 laufenden Vertrag zur Trägerschaft auf alle Fälle erfüllen. Zudem werde man in den nächsten Monaten entscheiden, ob man auch auf eine Option zur fünfjährigen Verlängerung ziehe. „Denn die Singschule passt hervorragend in die internationale Ausrichtung der Jugendwerkstatt“, so Klaus Roth. Seine Einrichtung hatte 2009 die Trägerschaft übernommen, nachdem der damalige Trägerverein Insolvenz anmelden musste. Grund waren Fördermittelrückzahlungen wegen fehlerhafter und unsachgemäßer Abrechnungen.

Verbunden mit der Übernahme der Singschule war auch die Austragung des Kinderchorfestivals. Um deren Ausrichtung in diesem Jahr entbrannte ein Streit. Denn die Jugendwerkstatt hat dem Festival, das seit 31 Jahren stattfindet, ein neues Konzept gegeben. So wurden unter anderem Workshops für die Chöre angeboten. Eie Überarbeitung des Konzepts sei eine Forderung des Landesverwaltungsamtes gewesen, damit es für das Kinderchorfestival weiterhin Landesmittel gibt, so Roth. Und die sind notwendig, kommen doch 41,9 Prozent der Gelder vom Land. Auf die Kritik an der Fülle will Roth eingehen, doch am grundsätzlich neuen Konzept will er festhalten. „Das Landesverwaltungsamt hat uns dafür auch gelobt“, sagte er. „Und wir haben erstmals schon jetzt eine Förderzusage für das kommende Jahr.“ Ob denn die Mitarbeiter der Singschule in die neue Konzeption einbezogen waren, wollten die Stadträte wissen. „Bis auf zwei Mitarbeiter waren alle mit involviert“, so Roth. Die beiden, die außen vor waren: die Chorleiter und Gründer des Festivals Manfred Wipler und Sabine Bauer. Denn beide waren gegen eine Umgestaltung. Doch das hätte den Wegfall der Landesförderung bedeutet, so Roth. Mehr Öffentlichkeit habe sich das Landesverwaltungsamt zum Beispiel gewünscht, weshalb es erstmals einen großen und gut besuchten Konzertnachmittag auf dem Markt gab. Auch mehr Interaktion der Chöre untereinander (Workshops) seien für eine Fortführung der Förderung Voraussetzung gewesen.

Inszeniert wurde durch einige Journalisten auch eine Diskussion um das Motto des Festivals „Fröhlich sein und singen“. Das sich Journalisten bei einem Pressegespräch regelrecht angehen habe er so noch nicht erlebt, kommentierte Roth die Ereignisse bei einer Pressekonferenz, als sich Gegner und Befürworter des Mottos stritten (HalleForum.de berichtete). Immerhin: Roth gab den Journalisten mit auf den Weg, doch über ihre Medien das Motto zur Diskussion zu stellen. Nach Auswertung der ersten Reaktionen werde es wohl bei „Fröhlich sein und singen“ bleiben. Grund für die Diskussion war ein gleichnamiges DDR-Pionierlied. Dies aber hat nichts mit dem Motto des Festivals zu tun, dem ein eigenes Lied zu Grunde liegt. Eine endgültige Entscheidung soll in den nächsten Wochen fallen.

200.000 Euro bekommt die Jugendwerkstatt für den Betrieb, 50.000 Euro kommen aus den Elternbeiträgen. Die Deckungslücke will Roth gern schließen. Und da liegt das erste richtig große Problem mit dem Förderverein. Der nämlich veranstaltet die Konzerte und verdient auch an den Mitwirkungen der Kinderchorschüler bei Operninszenierungen. Die Gelder werden unter anderem für Chorreisen und Freizeiten genutzt. Es habe diesbezüglich Klärungsversuche gegeben. So sei eine Kooperation bei den Weihnachtskonzerten vorgeschlagen worden, so Roth. Dabei hätten sich Förderverein und Jugendwerkstatt die Gelder geteilt. Ohne Erfolg. Damit die Jugendwerkstatt keinen Zugriff auf Gelder der Operninszenierungen hat, folgte von Seiten des Fördervereins gleich der nächste Schritt. Er hat von den Eltern Vollmachten unterschreiben lassen, wonach die Jugendwerkstatt keine Verträge mit der Oper machen darf, sondern nur der Verein.