Schulumzug “aus Versehen”

von 3. November 2009

Vor zwei Wochen hat HalleForum.de erstmals über den von der Stadtverwaltung vorgesehenen Umzug der Grundschule „August Hermann Francke“ vom Gelände der Franckeschen Stiftungen hin in die Taubenstraße in das Gebäude der ehemaligen Glauchaschule.

„Umzug der Grundschule „August Hermann Francke“ Vom Standort: Franckeplatz 1, Haus 40 Zum Standort: Taubenstraße 13“ lautete der Beschlussvorschlag der Verwaltung in der Schulentwicklungsplanung. HalleForum.de fragte bei Schulamtsleiter Gert Hildebrandt nach. Ja, ein Umzug ist vorgesehen. Allerdings wolle man auf dem Stiftungsgelände eine neue Grundschule errichten, möglicherweise betrieben von einem Freien Träger.

Alles sei nur ein Missverständnis, erklärte Bildungsdezernent Tobias Kogge in der Sitzung des Bildungsausschusses, „zu forsch formuliert“. Stadträte hätten den Beschluss nur falsch interpretiert. Man wolle die Francke-Schule am Standort belassen. Die Stiftungen bräuchten eine Grundschule, alles andere wäre ein Gau. Die Stiftungen seien sehr daran interessiert, dass die Grundschule bleibe, so Kogge. Allerdings hoffe er auch darauf, dass sich die Stiftungen an ihre Geschichte als Schulstadt erinnern und sich bildungsmäßig stärker engagieren – sprich, einmal selbst Schulträger werden.

Und natürlich brachte die Verwaltung als Tischvorlage auch ein Austauschblatt mit. „Bedarfsprüfung der Grundschulorte in der südlichen Innenstadt. Im Bedarfsfall Reaktivierung des Objektes Taubenstraße 13 (ehemalige Glauchaschule)“, heißt es darin nun. Also wegen steigender Schülerzahlen könnte es in der südlichen Innenstadt neben der Francke-, der Johannes- und der Ludwigsfeld-Schule eine vierte Grundschule geben. Doch nix genaues weiß man nicht. Man sei eben noch am überlegen, so Kogge. Vor 2012 stünde die Glaucha-Schule ohnehin nicht zur Verfügung. So solle das Haus als Ausweichstandort für die Latina genutzt werden, wenn diese saniert wird.

Doch den Stadträten platzt der Kragen. Sie machten in ihren Wortmeldungen keinen Hehl daraus, dass sie sich von der Verwaltung an der Nase herumgeführt fühlen. „So können Sie mit uns nicht umgehen“, schimpfte etwa Hendrik Lange (Linke). Er habe den Eindruck, dass die Verwaltung den Stiftungen eine Grundschule aufdrängen will. Erkundigt haben sich die Räte auch nach den Sanierungskosten. Die nämlich gibt die Stadt mit 250.000 Euro für die Glauchaschule an. „Was ist denn mit dem Schwamm“, fragte Lange. Immerhin wurde Mauerschwamm in der Vergangenheit von der Verwaltung immer wieder aufgeführt, man rechnete mit Sanierungskosten von über 2 Millionen Euro. Im Dezember soll nun das ZGM Stellung beziehen.

Um noch einmal zurückzukommen zur Francke-Grundschule: mit den Franckeschen Stiftungen hat Bildungsdezernent Tobias Kogge immer noch nicht gesprochen. „Das ist mit uns nicht abgesprochen“, sagte Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke. Er hatte erst im HalleForum von den Plänen der Verwaltung erfahren und sich erbost an Kogge gewendet. Sicher auch ein Grund für die neue Vorlage.

An Missverständnis mag indes im Bildungsausschuss niemand glauben. Immerhin besteht schon zwischen den Worten „Umzug“ und „Bedarfsprüfung für eine neue Grundschule“ ein riesiger Unterschied. Und den Umzug hatte die Stadt zudem fein säuberlich in der ersten Vorlage begründet: „Bereinigung von Eigentumsverhältnisses zwischen der Stadt Halle (Saale) und den Franckeschen Stiftungen“.