Aktionstag von Beschäftigten in der Altenpflege

Aktionstag von Beschäftigten in der Altenpflege
von 20. November 2018

»In Politik und Öffentlichkeit wird zwar viel über die Pflege geredet, an den realen Zuständen in den Einrichtungen hat sich bislang aber nichts merklich verbessert«, sagte Christine Stoffl, Gewerkschaftssekretärin von ver.di. Die vom Bundestag beschlossene Schaffung von 13.000 Pflegestellen für den stationären Bereich reiche bei Weitem nicht aus. »Die politisch Verantwortlichen haben verstanden, dass sie eingreifen müssen. Das ist gut. Doch wenn jede Einrichtung im Durchschnitt weniger als eine Pflegekraft zusätzlich zur Verfügung hat, ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein«, erklärte Motzke »Ganz abgesehen davon, dass für andere Beschäftigtengruppen und für die ambulante Pflege überhaupt keine Verbesserungen geplant sind. Dabei ist die Belastung auch hier hoch.«

Durch den demografischen Wandel nehme der Personalbedarf in der Altenpflege kontinuierlich zu, betonte Stoffl weiter. »Wenn wir den Fachkräftebedarf decken wollen, muss der Beruf attraktiver werden – durch bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung.« Fachkräfte in der Altenpflege verdienen mit monatlich 2.621 Euro 16 Prozent weniger als der Durchschnitt aller Beschäftigten. In Ostdeutschland verdienen Altenpflegefachkräfte oft weniger als 2000 Euro im Monat. Jede/r dritte Altenpfleger/in hat nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Über 50 Prozent der Fachkräfte und mehr als 70 Prozent der Hilfskräfte arbeiten in Teilzeit – obwohl viele von ihnen gerne länger arbeiten würden. »Statt über Fachkräftemangel zu jammern, sollten die Arbeitgeber dafür sorgen, dass man diesen Beruf unter guten Bedingungen ausüben kann, dann wollen ihn auch mehr Menschen machen«, sagte Stoffl.

Wir begrüßen das Vorhaben der Bundesregierung, für flächendeckende Tariflöhne in der Altenpflege zu sorgen. »ver.di hilft dabei mit, einen Tarifvertrag zu schaffen, der in allen Einrichtungen für allgemeinverbindlich erklärt werden kann.« Dadurch könnten auch kommerzielle Pflegekonzerne, die ihre Beschäftigten mit Niedriglöhnen abspeisen, zur tariflichen Entlohnung gezwungen werden. Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, müssten zudem bundesweit einheitliche und am Pflegebedarf orientierte Personalvorgaben geschaffen werden, so die Gewerkschafterin.

Der ver.di-Aktionstag findet am 21. November, dem Buß- und Bettag statt. Dieser wurde Mitte der 1990er Jahre als Feiertag in allen Bundesländern außer Sachsen abgeschafft, um den Arbeitgeberanteil zur neu geschaffenen Pflegeversicherung auszugleichen. Das nehmen die Pflegekräfte zum Anlass, auf ihre Arbeitssituation hinzuweisen und mehr Personal einzufordern.