Allianz darf ControlExpert übernehmen

von 21. Oktober 2020
ControlExpert ist die Holdinggesellschaft der ControlExpert Gruppe. Diese bietet Kfz-Versicherungen, Leasinggesellschaften und Flottenbetreibern Dienstleistungen im Bereich der automatisierten IT-gestützten Schadensregulierung bei Kfz-Schäden an.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Die Allianz gehört zur Spitzengruppe der Kfz-Versicherer in Deutschland und erwirbt mit ControlExpert den mit Abstand führenden Dienstleister für die Schadensregulierung in der Branche. Durch den Zusammenschluss kommt es nicht zu direkten Marktanteilsadditionen. Dennoch mussten wir angesichts der starken Marktstellung von ControlExpert sorgfältig prüfen, ob dessen Dienstleistungsangebot durch den Einstieg der ressourcenstarken Allianz für andere Kfz-Versicherer unverzichtbar wird und damit wesentliche Kundenverluste der Wettbewerber von ControlExpert zu befürchten sind.“
Nahezu alle deutschen Kfz-Versicherungsunternehmen bearbeiten ihre Schadensfälle inzwischen mit der Hilfe externer Dienstleister wie dem Zielunternehmen ControlExpert. Für die Versicherungsunternehmen führt dies zu einer erheblichen Beschleunigung von Bearbeitungsvorgängen sowie zu einer Reduzierung ihrer Kosten bei der Regulierung von Schäden ihrer Versicherungsnehmer. Zwar bildet die sogenannte „Belegprüfung“, also die Überprüfung von Gutachten, Kostenvoranschlägen, Karosserierechnungen und Glasrechnungen derzeit den Schwerpunkt des Angebots der Dienstleister. Der Markt befindet sich allerdings in einer Umbruchphase hin zu einem umfassenden Komplettangebot, das bereits am Schadenseintritt ansetzt und die gesamte Abwicklung eines Schadens schnell und in hohem Maße automatisiert und digitalisiert. Dies geschieht unter Einbeziehung von künstlicher Intelligenz, wie zum Beispiel fortgeschrittener Verfahren der Bilderkennung.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Unsere Ermittlungen haben ergeben, dass auch nach dem Einstieg der Allianz-Gruppe mehrere Wettbewerber in der Lage sind, vergleichbare Dienstleistungen anzubieten und ihrerseits über eine beträchtliche Innovationskraft verfügen. Auch sie setzen zunehmend auf den Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Automatisierung der Kfz-Schadensprozesse. In diesem Marktumfeld ist auch zukünftig für ausreichend Wettbewerb gesorgt. Das Vorhaben konnten wir daher freigeben.“
Auch der nach dem Zusammenschluss gesellschaftsrechtlich abgesicherte Rückgriff von ControlExpert auf den Kundenstamm und die Schadensdaten der Allianz ändert an dieser fusionsrechtlichen Bewertung nichts. Bei der Prognose war zudem zu berücksichtigen, dass im Markt ausreichende Kapazitäten für mögliche Wechselwünsche der Kfz-Versicherungsunternehmen zur Verfügung stehen. Im Hinblick auf Technologieunternehmen, die im Bereich der Schadensanalyse an Innovationen – zum Beispiel im Bereich der KI-gestützten Bilderkennung – arbeiten, gab es Hinweise auf zukünftige Marktzutritte.
Damit konnte im Ergebnis ausgeschlossen werden, dass es durch den Zusammenschluss zu einer erheblichen Behinderung wirksamen Wettbewerbs kommt.