Arbeitslosigkeit unter Vorkrisenniveau

von 29. Juli 2021

Der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt setzt sich auch im Juli fort. Die Wirtschaft nimmt durch sinkende Inzidenzen und den damit verbundenen Lockerungen weiter Fahrt auf. Die Zahl der Arbeitslosen geht weiter zurück. Im Juli 2021 waren 78.400 Arbeitslose gemeldet, 1.600 weniger als im Vormonat und 11.200 weniger als im Juli 2020. Das entspricht einem Rückgang von 1,9 Prozent im Vormonatsvergleich bei der Arbeitslosenzahl. Die Arbeitslosenquote sank im Vormonatsvergleich um 0,1 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent. Eigentlich steigt im Juli die Arbeitslosigkeit saisonüblich, unter anderem durch Beendigung von Schule und Ausbildung, an. Durch den späten Ferienbeginn könnte dies erneut im August ersichtlich sein. Die Arbeitslosigkeit stieg im Juli 2019 im Vormonatsvergleich um 800 (+1,0 Prozent) und im Juli 2018 um 1.500 (+1,8 Prozent). Die Arbeitslosigkeit liegt nun unter Vorkrisenniveau: Im Juli 2019 waren 79.000 Arbeitslose gemeldet, also rund 600 mehr als im aktuellen Berichtsmonat. Mit Blick auf die Arbeitslosenquote steht Sachsen-Anhalt im Ländervergleich vor Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Berlin und Bremen.

Zahl der Langzeitarbeitslosen geht im Vergleich zum Vormonat weiter zurück

Die durch die Krisenfolgen im Verlauf des Jahres 2020 und zu Beginn des Jahres 2021 gestiegene Zahl der Langzeitarbeitslosen ist – wie bereits in den Vormonaten – im Juli weiter gesunken. So waren im Berichtsmonat 33.600 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren knapp 700 weniger als im Juni 2021, aber 4.000 mehr als im Juli 2020. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Sachsen-Anhalt 42,8 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 33,1 Prozent.

Behrens: „Arbeitsmarkterholung schlägt saisonalen Trend“

„Eigentlich steigt die Arbeitslosigkeit saisonbedingt im Juli. In den vor-Corona-Jahren war im Monat Juli im Zuge der Sommerpause die Arbeitslosigkeit immer gestiegen. Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt nach dem Ende des Lockdowns und dem Ende weiterer Einschränkungen überlagert damit das übliche saisonale Muster. Lediglich bei den unter 25-Jährigen nimmt die Arbeitslosigkeit zu. Hier dominiert mit dem Abschluss des Schul- und Ausbildungsjahres der saisonale Effekt. Normalerweise warten die Unternehmen mit Einstellungen bis nach den Sommerferien, doch aktuell sind gefühlt alle Corona-Beschränkungen aufgehoben und die Unternehmen stellen nach wie vor Arbeitskräfte ein. Die Herausforderungen der letzten Monate bleiben bestehen. Der hohe Sockel an langzeitarbeitslosen Menschen, der sich während der Pandemie aufgebaut hat, muss gezielt angegangen werden. Die weggefallenen Kontaktbeschränkungenermöglichen den fast vollständigen Einsatz unserer verfügbaren arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. Zusätzlich nehmen die Arbeitsagenturen und Jobcenter wieder schrittweise den persönlichen Kontakt zu den Kunden auf. Dies ermöglicht uns eine effektivere Arbeit. In der nächsten Woche steht in vielen Berufen der Ausbildungsbeginn an. Wir werden in den nächsten zwei Monaten jedem Jugendlichen ohne Ausbildungsstelle ein Angebot machen. Den aktuell knapp 2.800 unversorgten Bewerbern in Sachsen-Anhalt stehen fast 5.000 offene Stellen gegenüber. Offensichtlich werden leider viele Betriebe ohne frische Auszubildenden in das neue Ausbildungsjahr starten. Die aktuell erneute Zunahme der Infektionszahlen birgt im Herbst oder Winter die Gefahr eines neuen Lockdowns. Dessen Umfang kann niemand vorhersehen und damit auch nicht die Folgen für den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt. Dieses Risiko wird uns wohl noch einige Monate begleiten“, erklärte Markus Behrens, Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Einstellungen und Entlassungen

4.400 Menschen meldeten sich im Juli aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 700 weniger als im Vormonat und über 200 weniger als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem Wirtschaftszweig „wirtschaftliche Dienstleistungen“, der Arbeitnehmerüberlassung und dem Handel (je rund 600). Mehr als 4.600 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren knapp 300 weniger als im Vormonat und rund 300 mehr als vor einem Jahr. Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat über 4.900 neue Stellen, das waren etwa 100 weniger als im Vormonat und 1.400 mehr als im Juli 2020. Knapp 23 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, fast 16 Prozent aus dem Handel, 11 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, und rund 7 Prozent aus dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten leicht gesunken

Mit Stand Mai 2021 waren laut Hochrechnung in Sachsen-Anhalt 797.700 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 1.000 weniger als im April 2021 und rund 7.300 mehr als im Mai 2020.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Juli rund 60 Anzeigen für etwa 700 Beschäftigte. Im Juni waren es fast 400 Anzeigen für rund 2.900 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen war im Berichtsmonat der Bereich Baustellenvorbereitung/ Ausbaugewerbe mit 16 Anzeigen für rund 80 Mitarbeiter. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im April 2021 39.700 Beschäftigte in etwa 7.600 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im April 5,0 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt von Kurzarbeit betroffen. Im März 2021 waren hochgerechnet noch 7,0 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen gewesen.

Unterbeschäftigung sinkt

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli 2021 bei 111.800. Das waren 1.200 weniger als im Juni 2021 und 13.400 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag im Berichtsmonat bei 9,9 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte unter dem Vormonatsniveau

Grundsicherung („Hartz IV“)

Im Juli haben etwa 30 Selbstständige Anträge auf Grundsicherung neu bewilligt bekommen, genauso viele wie im Vormonat. Rund 300 Menschen haben im Juli Grundsicherungsleistungen neu bewilligt bekommen, weil sie mit ihrem Einkommen aus abhängiger Beschäftigung den Lebensunterhalt nicht decken konnten. Im Vormonat waren es ebenfalls knapp 300 Betroffene. Die Jobcenter in Sachsen-Anhalt betreuten im Juli insgesamt 129.200 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren etwa 2.000 weniger als im Juni und 12.100 weniger als vor einem Jahr