Eine Umschulung kann für die meisten das Tor zu einer neuen Karriere sein. Ob man sich einfach nur beruflich neu orientieren möchte oder den bisherigen Job aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann – die Umschulung bietet einen Neustart in einem anderen Beruf. Wir zeigen, welche Unterschiede es zwischen Ausbildung und Umschulung gibt und gehen darauf ein, wie eine Umschulung abläuft. Außerdem gehen wir der Frage nach, in welchen Fällen eine Finanzierung über das Arbeitsamt möglich ist und welche Umschulungsberufe gefragt sind.
Eine Umschulung ist zwar eine Form der beruflichen Weiterbildung, unterscheidet sich jedoch von klassischen Weiterbildungszielen. Denn mit ihr soll nicht etwa vorhandenes Wissen aus dem eigenen Fachbereich vertieft oder erweitert werden. Stattdessen geht es darum, mit der Umschulung neue Kompetenzen zu erwerben und damit die Voraussetzungen für einen Jobwechsel in ein anderes Berufsfeld zu schaffen. Maßgeblich ist, dass man mit Umschulungen zu einem neuen Berufsabschluss gelangt.
Gibt es einen Unterschied zwischen Ausbildung und Umschulung?
Ausbildung und Umschulung sind sich nicht unähnlich, denn bei beiden besteht das Ziel darin, einen Berufsabschluss zu erwerben. Doch es gibt auch Unterschiede: Im Grunde handelt es sich bei der Umschulung um eine Ausbildung, die stark verkürzt stattfindet. Somit erlernt man einen neuen Beruf in weitaus kürzerer Zeit als bei einer normalen Ausbildung. Im Rahmen einer Umschulung profitiert man also von einer Zeitersparnis, so dass man wieder schneller in ein geregeltes Berufsleben einsteigen und seinen Lebensunterhalt bewerkstelligen kann. Während eine klassische Ausbildung innerhalb von drei Jahren absolviert wird, dauert eine Umschulung in der Regel nur zwei Jahre, ist also um ein Drittel kürzer. Im Einzelfall ist sogar eine weitere Verkürzung der Umschulungszeit möglich. Wird die Umschulung in Teilzeit oder in Form von Fernunterricht absolviert, dauert diese jedoch länger als zwei Jahre.
Ein weiterer Unterschied zwischen Ausbildung und Umschulung stellt die Gewichtung von Theorie und Praxis dar: Bei einer klassischen Ausbildung überwiegt die praxisbezogene Tätigkeit, wohingegen eine schulische Umschulung größtenteils theoretisch absolviert wird. Praktische Kenntnisse und Fertigkeiten können jedoch im Rahmen von Betriebspraktika erworben und gefestigt werden.
Wann absolviert man eine Ausbildung und wann kommt eine Umschulung infrage? Meistens kommt eine Umschulung dann in Betracht, wenn man bereits einen Beruf erlernt hat. Sorgen Krankheit oder die aussichtslose Arbeitsmarktsituation dafür, dass der erlernte Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann, bietet sich eine Umschulung an. Bestes Beispiel ist ein Handwerksberuf, welchen man über mehrere Jahrzehnte ausgeführt hat. Ist man körperlich nicht mehr dazu in der Lage, diesen weiter auszuüben, kann eine Umschulungsmaßnahme sinnvoll sein. Die beste Entscheidung ist dann eine Umschulung im kaufmännischen Bereich, für dessen Ausübung keine starke körperliche Betätigung notwendig ist.
Wie läuft eine Umschulung ab?
Wie genau die gewählte Umschulung abläuft, hängt maßgeblich davon ab, um welche Form von Umschulung es sich handelt. Je nachdem, auf welche der drei Varianten die Wahl fällt, gibt es Unterschiede bei Struktur und Aufteilung. Insbesondere der Anteil an praktischen und theoretischen Inhalten schwankt.
Betriebliche Umschulung:
Die betriebliche Umschulung kommt einer klassischen, betrieblichen Ausbildung am nächsten. Ebenso wie bei der Ausbildung, wird das praktische Wissen in einem Ausbildungsunternehmen vermittelt. Dort steigt man in den zukünftigen Beruf ein und kann sich einen Einblick in alle anfallenden Tätigkeiten verschaffen. Der theoretische Teil der Umschulung findet hingegen an einer Berufsschule statt. Je nach Beruf und Vereinbarung besucht man die Berufsschule an zwei Tagen die Woche oder im Blockunterricht.
Vorteilhaft bei der betrieblichen Umschulung ist die umfangreiche praktische Erfahrung, die man in dieser Zeit sammeln kann. Außerdem lassen sich im ausbildenden Unternehmen bereits erste Kontakte zur Branche knüpfen, wodurch die Chancen auf einen späteren Arbeitsplatz größer sind.
Schulische Umschulung:
Bei der schulischen Umschulung liegt der Fokus ganz klar auf der Vermittlung von theoretischem Wissen. Umschüler besuchen unter der Woche eine schulische Ausbildungsstätte und werden dort in mehreren Unterrichtseinheiten an ihren künftigen Beruf herangeführt. Zwar gibt es auch einen praktischen Teil in Form von zeitlich begrenzten Betriebspraktika – dieser ist jedoch weniger stark ausgeprägt als bei der betrieblichen Umschulung.
Schulische Umschulungen sind in Verwaltungs- und Bürojobs üblich und überall dort, wo hauptsächlich kognitive anstatt manuelle Fähigkeiten gefordert werden. Ein Nachteil ist, dass üblicherweise kein Gehalt gezahlt wird.
Überbetriebliche Umschulung:
Eine überbetriebliche Umschulung wird von privaten Bildungsinstituten angeboten. Diese sind jedoch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) anerkannt. Der Bildungsanbieter stellt dem Umschüler das Unterrichtsmaterial zur Verfügung, welches durch geschulte Lehrkräfte vermittelt wird. Bei einigen Anbietern gibt es speziell eingerichtete Übungswerkstätten, in denen man lernen kann. Für den praktischen Teil stehen Partnerbetriebe zur Verfügung, so dass man einen Einblick in den wirklichen Betriebsablauf bekommen kann.
Der größte Vorteil dieser Umschulungsform ist die Flexibilität. Bei vielen Anbietern lassen sich Kurse online absolvieren – lediglich zur Abschlussprüfung muss man vor Ort erscheinen. Zudem verfügen Bildungsträger oftmals über eine jahrelang bestehende Partnerschaft mit einschlägigen Unternehmen in der Branche. Das kann sich in der Bewerbungsphase als Vorteil erweisen.
In einem Umschulungsvertrag werden alle Rechten und Pflichten des Umschülers festgehalten, etwa ob und welche Vergütung es gibt. Am Ende der Umschulung wird eine Prüfung abgelegt, nach dessen Bestehen man den anerkannten Ausbildungsabschluss bekommt. Die Prüfung wird vor der zuständigen Kammer abgelegt, also der Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer.
So lässt sich die Umschulung über das Arbeitsamt finanzieren
Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Umschulung von der Agentur für Arbeit mit einem Bildungsgutschein gefördert werden. Nur dann, wenn die Umschulung notwendig ist, werden die Kosten übernommen.
Gute Chancen auf eine Finanzierung hat man, wenn man folgende Voraussetzungen erfüllt:
- Man besitzt eine abgeschlossene Erstausbildung
- Der Beruf wird seit mehr als fünf Jahren nicht mehr ausgeübt
- In Zukunft fällt der erlernte Beruf weg, etwa im Zuge des Strukturwandels
- Man ist grundsätzlich für den Beruf der gewählten Umschulung geeignet
- Nach der Umschulung bestehen sehr gute Jobaussichten
Auch persönliche Gründe können die Entscheidung einer Finanzierung positiv beeinflussen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn man den ursprünglichen Beruf aus psychischen oder physischen Gründen nicht mehr länger ausüben kann.
Diese Umschulungsberufe sind gefragt
Es macht Sinn, einen Umschulungsberuf zu wählen, der zukunftssicher ist. Beliebt ist etwa eine Umschulung zur Pflegefachkraft, da es sich um einen Beruf mit Fachkräftemangel handelt. Ähnlich verhält es sich mit dem Beruf des Erziehers. Doch Bedarf an gelernten Kräften gibt es auch andernorts. Eine bundesweite Umfrage der Gewerkschaft ver.di zeigt: 4.000 Fachkräfte fehlen in Kitas und Horten in Sachsen-Anhalt. Daneben werden zum Beispiel folgende Arbeitnehmer auch in Zukunft gefragt sein:
- Immobilienkaufleute
- Kaufleute im E-Commerce
- Speditionskaufleute
- Fachinformatiker
- Mediengestalter Digital und Print
- Mechatroniker
- Fachkraft für Lagerlogistik
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