Gottgewollt – Das Leben der Ordensschwestern von der heiligen Elisabeth

von 17. Mai 2021

Bei wem finden Menschen Trost? – Ein bildreicher Abschied von den Schwestern von der heiligen Elisabeth

Die Schwestern von der heiligen Elisabeth verlassen nach 130 Jahren im Dienst der Armen und Kranken die Stadt Halle. Ein 2019 im Mitteldeutschen Verlag erschienener Foto-Interview-Band porträtiert das Leben der Ordensfrauen und fragt, was fehlen wird, wenn die Schwestern gehen.

Als wir für unser Projekt immer wieder bei den Ordensfrauen zu Gast waren, wussten wir natürlich, dass wir einen Abschied dokumentieren“, sagen Marco Warmuth und Tina Pruschmann, die den Foto-Interview-Band „gottgewollt“ über das Leben der letzten Hallenser Schwesterngeneration beim Mitteldeutschen Verlag veröffentlicht haben. „Jetzt ist es soweit, und es stimmt sehr wehmütig.“

Von 2017 bis 2019 waren die Leipziger Autorin und der Hallenser Fotograf immer wieder zu Besuch bei den Grauen Schwestern wie die Schwestern von der heiligen Elisabeth anfangs wegen ihres grauen Hutes, später wegen des grauen Habits auch genannt werden. Sie haben die Nonnen in ihrem Alltag, bei der Arbeit, in Gottesdiensten und Messen begleitet, waren im Ordensarchiv in Berlin, haben bei der Auflösung der Niederlassung in Kiel geholfen und dort schon einmal gesehen, was es für die Schwestern bedeutet, diejenigen zu sein, die nach vielen Jahren die Tür schließen.

„Es geht nicht nur darum, dass die Schwestern aus Altersgründen ein Ordenshaus aufgeben müssen. Die Schwestern haben denjenigen Trost gespendet, die es am meisten brauchten. Und die Frage, bei wem Menschen in der Not Trost finden, ist angesichts der gegenwärtigen Corona-Pandemie, die eine große, kollektive Tragödie ist, sehr aktuell. Die Schwestern werden fehlen“, sagen die Autoren.

Die Porträtaufnahmen, Stillleben, Fotos aus dem Alltag und die biographischen Interviews des Buches spüren einer Art zu leben und in die Gesellschaft hineinzuwirken nach, die angesichts einer zunehmenden Orientierung an individueller Freiheit und Wohlstand aus der Zeit gefallen scheint, deren Verschwinden aber dennoch eine Lücke hinterlässt.

Parallel zum Buchgab es eine mobile Fotoausstellung, die im Herbst 2019 bereits im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle zu sehen war.

Über den Orden

Der katholische Orden wurde 1842 in der schlesischen Stadt Neisse gegründet, um mittellose Kranke in ihren Häusern zu pflegen, ein damals sehr neuer Ansatz in der karitativen Arbeit. Im Laufe seiner Geschichte agieren die Schwestern in 17 Ländern weltweit. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts sind sie insbesondere im mitteldeutschen Raum aktiv. Derzeit existieren hierzulande noch Ordenshäuser in Berlin, Magdeburg, Halle und Dresden. Seit Jahrzehnten mangelt es jedoch an Nachwuchs. Die jetzt noch in den Ordenshäusern lebende Schwesterngeneration kann wohl deutschlandweit als die letzte betrachtet werden.

Über die Hallenser Schwestern

In Halle trafen die ersten Schwestern am 31.1.1891 ein. Sie mieteten eine Wohnung im Graseweg und begannen, Suppe an arme Schulkinder auszugeben. 1897 gründeten sie das St.-Elisabeth-Krankenhaus, später das St.-Barbara-Krankenhaus. Einst lebten rund 100 Schwestern im Hallenser Ordenshaus. Viele von ihnen arbeiteten in der Pflege und der Krankenhausseelsorge. Über Generationen spendeten sie denen Wärme und Trost, die es am meisten benötigten.

Über die Autoren

Tina Pruschmann wurde 1975 geboren und ist in Gera aufgewachsen. Der Versuch, einen ordentlichen Beruf zu ergreifen, führte sie in Jura-Vorlesungen, an eine Förderschule, in eine psychiatrische Klinik und in das Lehrerzimmer einer Berufsfachschule. Studiert hat sie Soziale Verhaltenswissenschaft und Soziologie. Ihr Debütroman „Lostage“ erschien 2017 im Residenz Verlag. Gegenwärtig arbeitetet sie als Autorin und Projektkoordinatorin.

Marco Warmuthwurde 1980 in Oschatz geboren. Mit 14 Jahren kaufte er sich seine erste Kamera. Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr, im Anschluss daran in die Ausbildung zum Mediengestalter. Es folgte ein Kommunikationsdesign-Studium in Dessau und an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle. In der Fotoklasse von Ute Mahler und Vincent Kohlbecher absolvierte er an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg seinen Master in Fotografie.

Marco Warmuth/Tina Pruschmann

gottgewollt Das Leben der Ordensschwestern von der heiligen Elisabeth

Bild-Text-Band geb., 200 × 260 mm, 320 S., Farbabb.

ISBN 978-3-96311-219-5

Preis: 60,00 €

Marco Warmuth [&] Tina Pruschmann

»gottgewollt«

Das Leben der Ordensschwestern von der heiligen Elisabeth Gottgeweihtes Leben – dokumentarische Fotos und biografische Interviews

1842 gründen vier Frauen in der schlesischen Stadt Neisse einen Schwesternverein. Sie pflegen unentgeltlich bedürftige Kranke in ihren Wohnungen. Nach langem Ringen um die päpstliche und staatliche Anerkennung, wächst der Orden schnell. Im Laufe seiner Geschichte sind die Ordensfrauen in 17 Ländern aktiv; allein in Halle (Saale) sind es zeitweise mehr als 100 Schwestern. Doch nach 1945 schwindet die Gemeinschaft im westlichen Europa; die ehemals fünf deutschen Provinzen des Ordens werden zu einer für Gesamtdeutschland zusammengelegt. Im hallischen Ordenshaus leben noch knapp 30 Schwestern. Es ist die letzte Generation. Mit ihnen wird die Gemeinschaft des Ordens hierzulande zu Ende gehen. Der Band »Gottgewollt« porträtiert Leben und Alltag der Ordensfrauen. Die Autoren spüren einer Lebensweise nach, die aus der Zeit gefallen scheint angesichts einer Gesellschaft, in der individuelle Freiheit und Wohlstand zur zentralen Lebensorientierung geworden sind.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier: https://gottgewollt.info