„Weißbuch der Schmerztherapie“ bildet aktuelle Versorgungssituation in Mitteldeutschland ab

„Weißbuch der Schmerztherapie“ bildet aktuelle Versorgungssituation in Mitteldeutschland ab
von 20. November 2018

Lieber Herr Dr. Otto, in diesem Jahr findet der Mitteldeutsche Schmerztag zum neunten Mal statt. Sind denn Veränderungen am Miteinander von Hausärzten und Schmerzspezialisten erkennbar?

Prinzipiell ist die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Schmerztherapeuten als gut einzuschätzen. Trotzdem sind wiederholte gemeinsame Veranstaltungen wie der Mitteldeutsche Schmerztag notwendig, um diese weiter zu festigen und zu verbessern. Die Rückmeldungen der vergangenen Jahre und das ungebrochene Interesse der Kollegen haben deutlich gemacht, dass dieses Ziel bisher immer erreicht wurde.

Wieso ist gerade die Allianz zwischen diesen beiden Disziplinen so entscheidend?

Primär ist der Hausarzt die erste und wichtigste Anlaufstelle für alle gesundheitlichen Probleme der Patienten, also auch für das Auftreten akuter und chronischer Schmerzen. Während die akuten Schmerzen meist gut behandelt werden können, sollte bei einem chronischen Verlauf zügig der Kontakt zum Schmerztherapeuten gebahnt werden.

Wie sieht die aktuelle Versorgungssituation für Schmerzpatienten in Mitteldeutschland aus? Gibt es genug Anlaufstellen für Betroffene?

Meines Erachtens sind die Anzahl der ambulanten Schmerztherapeuten und die Zahl der Kliniken, die eine stationäre multimodale Schmerztherapie anbieten, leicht gestiegen. Was die genauen Versorgungszahlen angeht, bin ich sehr gespannt auf die Vorstellung des aktuellen „Weißbuches der Schmerztherapie“, die am Freitag im Programm enthalten ist.

Die Unterstützung der notwendigen Behandlungen durch die Krankenkassen war bisher immer ein großes Problem. Hat sich hier inzwischen etwas getan?

Bisher sind leider keine deutlichen Verbesserungen erkennbar. Erfahrungsgemäß sollten auch die Kostenträger bezüglich der schmerztherapeutischen Versorgung auf dem Laufenden gehalten werden. Ohne eine Ausweitung des Dialogs zwischen den Ärzten als Leistungserbringern und den Krankenkassen sind keine Verbesserungen möglich.

Sehen die Krankenkassen die Schmerzmedizin Ihrer Meinung nach immer noch als Stiefkind an oder welchen Stellenwert hat sie?

Sicher ist die Schmerztherapie nicht als Stiefkind des Gesundheitswesens anzusehen. Im Rahmen der Palliativmedizin hat die Schmerztherapie sogar einen sehr hohen Stellenwert. Im Übrigen nimmt die Behandlung von Schmerzen eher einen untergeordneten Platz ein.

Welche Unterstützung ist nötig, um der Schmerztherapie ein besseres Standing zum Wohle der Patienten zu ermöglichen? Was wünschen Sie sich persönlich?

Neben einer höheren Anzahl gut ausgebildeter Schmerztherapeuten sollte dieses Betätigungsfeld für unsere jungen Kollegen attraktiver gemacht werden. Zurzeit sind diese wenig motiviert, die Kliniken zu verlassen um im ambulanten Bereich tätig zu sein. Dazu würde zweifellos eine bessere Vergütung beitragen, aber auch eine höhere Akzeptanz der Schmerzmedizin. Letztere lässt sich durch Erarbeitung gemeinsamer Strategien von Politik, Kostenträgern und Ärzten schaffen. Dazu gab es meines Wissens in Mitteldeutschland bereits Ansätze, danach jedoch leider keine weiteren Gespräche.

Weiterführende Informationen finden Sie online unter www.mitteldeutscher-schmerztag.de.